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Jaspers, Karl; Kaegi, Dominik [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 8): Schriften zur Existenzphilosophie — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69895#0284
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Stellenkommentar

223

Ideenlehre«, 171; vgl. I. Kant: Kritik der reinen Vernunft AA 3, 254: »Transscendentale Ideen«
sind »Begriffe der reinen Vernunft; denn sie betrachten alles Erfahrungserkenntniß als be-
stimmt durch eine absolute Totalität der Bedingungen«). Jedes Einzelne wird so im Erken-
nen auf eine Totalität bezogen, die es als Einzelnes zugleich exemplifiziert. Diese, bei Kant
letztlich der reflektierenden Urteilskraft zugeschriebene Kompetenz erweitert (und entfor-
malisiert) Jaspers zu einer Bewegung des Verstehens, die das Gegebene jeweils auf Ganzhei-
ten intersubjektiv geteilter Erfahrung und Weltdeutung entwirft.
247 Vgl. Philosophie II, 1: Existenz »bin ich, sofern ich mir nicht selbst Objekt werde« und ebd.,
205-206: »Existenz, aus der ich nicht, sie betrachtend, hinaus, sondern die ich nur sein
oder nicht sein kann«.
248 liebender Kampfl Philosophie II, 65-67.
249 Zur Analyse der Grenzsituationen und zur »antinomischen Struktur« des Daseins vgl. Psy-
chologie der Weltanschauungen, 229-280 und Philosophie II, 201-254.
250 Jaspers unterscheidet nicht, was naheliegen würde, zwischen verschiedenen Formen der
Unwahrheit, parallel zum Wahrheitspluralismus von Bewährung, Richtigkeit, Evidenz. Un-
wahrheit ist vielmehr durchgängig die »Nichtkoinzidenz der Weisen des Umgreifenden«
(Von der Wahrheit, 511). Implizit, d.h. über die Beschreibung eines Konflikts, der auf der
Ebene einer Weise des Umgreifenden gar nicht auftreten kann (im Dasein erleben wir die
Allgemeingültigkeit, z.B. von Normen, nicht als einen konkurrierenden Wahrheitsan-
spruch, sondern als lebensfeindlich oder unpraktisch, also in einem daseinsspezifischen
Sinne als falsch), wird damit ein erweiterter, holistischer Wahrheitsbegriff eingeführt -
Wahrheit als Einheit oder Konvergenz der Weisen des Umgreifenden -, der die Binnendif-
ferenzierung der Wahrheitsweisen von Dasein, Bewusstsein und Geist in Richtung auf die
integrative Form vernünftiger Kommunikation übersteigt.
251 Zum Folgenden: »Freiheit und Autorität«, 97-98.
252 Vgl. Von der Wahrheit, 825: »Dem rein weltlichen, transzendenzlosen Beanspruchen von
Autorität entspricht ein ebenso transzendenzloser Wille zur Unterwerfung: im gedanken-
losen Gehorsam statt in der Hingabe an die Tiefe der Autorität. Und diese Unterwerfung
wird wiederum transzendenzlos begründet: aus Freiheit gebe ich vermöge meiner Einsicht
in die Notwendigkeit meine Freiheit preis. Der Verlust der Freiheit eines gegründeten Selbst-
seins umkleidet sich mit dieser rationalen Absurdität.«
253 G. W. Leibniz: »Principes de la nature et de la gräce, fondes en raison«, 7: »Pourquoy il ya
plustöt quelque chose que rien?« (Die philosophischen Schriften, hg. von C. I. Gerhardt, Bd.
6, Berlin 1885, 602) ; F. W. J. Schelling: System der gesammten Ph ilosophie und der Na turphilo-
sophie insbesondere, SW 1/6, 155; »Aphorismen zur Einleitung in die Naturphilosophie«, SW
1/7, 174 (»warum ist nicht nichts, warum ist etwas überhaupt?«) und Philosophie der Offen-
barung, SW II/3, 7, 242 (»warum ist überhaupt etwas? warum ist nicht nichts?«); beijaspers:
Schelling, 124-130; Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung, KJG I/13, 414-422.
- In seinem Beitrag zur Jünger-Festschrift Freundschaftliche Begegnungen (»Über >Die Linie<«,
Frankfurt a.M. 1955, 9-45, vgl. GA 9,385-426) distanzierte sich Heidegger, anders als noch
in »Was ist Metaphysik?« (vgl. GA 9, 122), von der Frage, »die Leibniz gestellt und Schelling
aufgenommen hat«. »Beide Denker« verstünden sie im traditionellen Sinne - nicht als die
Frage nach dem Sein selbst, sondern »dem obersten Grund und der ersten seienden Ursa-
che für alles Seiende. Die heutigen Versuche, die Metaphysik zu restaurieren, nehmen die
 
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