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Jaspers, Karl; Kaegi, Dominik [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 8): Schriften zur Existenzphilosophie — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69895#0289
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228

Stellenkommentar

596), distanziert er sich: »Die Existenzphilosophie gibt es nicht, da wirft die Öffentlichkeit
eine Reihe Leute auf einen Haufen« (Heidelberger Tageblatt, 24. Juli 1950 im Anschluss an
die Vorträge über »Vernunft und Widervernunft«. Und in einer Notiz, ebenfalls aus dieser
Zeit, heißt es: »Ich verstehe die Existenzphilosophen nicht gut, es wird mir schwer, sie zu
lesen. Ich fühle mich dort garnicht zu Hause, und nicht angeregt im eigenen Philosophie-
ren - äusser durch das Faktum ihres Daseins, den Anspruch, hier auffassen und reagieren
zu sollen.« Anders als jaspers lehnte Heidegger das neue Etikett postwendend ab: »Während
des denkwürdigen Treffens auf den Davoser Volkshochschulkursen im März 1929 [...] pro-
testierte Heidegger privatim gegen diese Einordnung. Er hat seitdem diesen Protest öffent-
lich wiederholt«, F. Heinemann: »Was ist lebendig und was ist tot in der Existenzphiloso-
phie?«, Zeitschrift für philosophische Forschung 5 (1950) 3-24, 8.
während des denkwürdigen Treffens! zwischen Heidegger und Cassirer im Rahmen der
II. Davoser Hochschulkurse; das Protokoll der Debatte in: M. Heidegger; Kant und das Pro-
blem der Metaphysik, GA 3, 274-296.
Fritz (Friedrich Heinrich) Heinemann (1889-1970), Prom. 1912 in Marburg bei Hermann
Cohen, Habil, in Frankfurt a.M. 1921, dort 1930 ao. Prof, Entzug der venia aufgrund von §
3 des Berufsbeamtengesetzes, Emigration über die Niederlande und Frankreich (wo Heine-
mann am Institut d'histoire des sciences unterrichtet) nach England, 1939-1956 Lecturer
in Oxford, 1940 interniert auf der Isle of Man, britischer Staatsbürger 1947, 1957 im Zuge
der >Wiedergutmachung< Prof. em. an der Universität Frankfurt a.M.
W.: Plotin. Forschungen über die plotinische Frage, Plotins Entwicklung und sein System, Leip-
zig 1921.
277 für das öffentliche Reden! »Das Wort >Existenzphilosophie< habe ich zuerst gebraucht in
den Vorlesungen seit 1925, öffentlich im Göschenbändchen, sogar als Überschrift. Ich bin
garnicht gegen das Wort, äusser nur deswegen, weil es zu verengen scheint - und weil Phi-
losophie immer Philosophie und nicht eine besondere Philosophie ist. Darum ist doch vo-
rübergehend für eine Zeit ein solcher Zusatz möglich und zu dulden, zumal wenn man
selbst damit angefangen hat. Die Anderen reden meist von Existentialphilosophie und mei-
nen damit Heidegger, der von >Existentialien< (Angst, Sorge etc.) spricht« (K. Jaspers an
E. Mayer, 27. Oktober 1937). - Zur Definition der »Existenzialien« bei Heidegger: Sein und
Zeit, § 9 (GA 2, 59-60).
278 »Existentialphilosophie« - Heidegger selbst gebraucht den Ausdruck nicht - zuerst bei Ro-
senkranz (bzw. Schelling), vgl. K. Rosenkranz: Georg Wilhelm Friedrich Hegel's Leben. Berlin
1844, XVIII: »Die abstracte Theorie will den Begriffder Wirklichkeit geben, während sie doch
von ihr als realer abstrahirt. Sie hat zu ihrem kühnsten Vertreter den jetzigen Schelling, wel-
cher seine gegenwärtige Philosophie eine Existenzialphilosophie nennt, allein die Be-
stimmtheit des Besonderen, den Begriff der Natur und des Staates vermeidet«, und ders.:
»Die Metaphysik in Deutschland seit 1831. Eine kritische Uebersicht«, Jahrbücher für specu-
lative Philosophie und die philosophische Bearbeitung der empirischen Wissenschaften 1/4 (1846)
167-183, hier: 176: »Der Unterschied gegen Hegel und zugleich gegen seine eigene [sc. Schel-
lings] frühere Philosophie soll darin bestehen, dass diese, als Vernunftwissenschaft, den
Begriff des Wesens, des quid, die neuere Philosophie aber als Philosophie der Offenbarung,
den Begriff der Existenz, des quod, entwickele. Die letztere ist desshalb auch Existentialphi-
losophie genannt worden.« - Auf die erste Stelle verweist Jaspers in Schelling, 98.
 
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