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Jaspers, Karl; Kaegi, Dominik [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 8): Schriften zur Existenzphilosophie — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69895#0300
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Verfügung gestellt werden könnte. Mir kam einmal die Wendung zu von den »nouveau
d'espere< [sic]. Wenn das so ist, und es sich hier wieder um eine nihilistische Heroistik han-
delt, wäre es wichtig, keine Verwechslung mit unserer Existenzphilosophie aufkommen
zu lassen« (K. Jaspers an E. Mounier, 19. Februar 1946, Durchschlag, zahlreiche Diktatfeh-
ler). Mounier schickte Jaspers das gewünschte Exemplar (vgl. Provokationen, 39), der sich
offensichtlich nicht lange mit dem Text beschäftigte und ihn über Henri Niel an Mounier
retournierte. »Das Werk von Sartre wird durch Herrn Prof. Niehl [sic], der es mitnahm, in
Ihre Hände zurückgelangt sein. Ich habe es nur in Stichproben gelesen, ohne zu einem Ur-
teil des Ganzen zu kommen. Bei allem Respekt vor der Darstellungskraft und dem begriffli-
chen Können fehlte mir in dem Werk jene philosophische Stimmung, die unerlässlich ist,
um bei der Lektüre eines so umfangreichen Buches festzuhalten« (K. Jaspers an E. Mounier,
22. Januar 1947). Gelesen hat Jaspers dagegen den Humanismus-Essay (Ist der Existentialis-
mus ein Humanismus? Zürich 1947, daraus Exzerpte in den »Notizen zu Sartre«, S. 2) sowie spä-
ter, in den 1960er Jahren, Les Mots (vgl. Saner, 145) und die Questions de methode (Marxismus
und Existentialismus. Versuch einer Methodik, Reinbek 1964) - hier wohl nur die auf ihn selbst
bezüglichen Stellen S. 16 und S. 34. Sartres Einschätzung, das »Auftreten eines deutschen
Existenzialismus zwischen den beiden Weltkriegen« entspreche »sicherlich - wenigstens
bei Jaspers - einem versteckten Willen, die Transzendenz wiederzubeleben« (34), kommen-
tiert Jaspers am Rand: »Mit Erich Frank vor 1914 »Buch des Richters<«. - Eine für Anfang 1952
geplante öffentliche Diskussion mit Sartre in Paris sagte jaspers ab, aus Arbeitsüberlastung,
wie er seine Schülerin Maria Salditt wissen ließ (K. Jaspers an M. Salditt, 1. Juli 1952).
Ebenso überschaubar ist im Gegenzug die Beschäftigung Sartres mit Jaspers. Eine ih-
rer Hauptquellen war offensichtlich Gabriel Marcel: »Situation fondamentale et situations
limites chez Karl Jaspers«, Recherches philosophiques 2 (1932/1933) 317-348, vgl. den Brief
Sartres an Marcel von 1943 in: A. Mary: »Les rapports de Jean-Paul Sartre et de Gabriel Mar-
cel: >le point de divergence, c'est le fait meme de Dieux<«, Revue de la Bibliotheque nationale
de France 2014, Nr. 48, 53-63, hier: S. 62; in der Auseinandersetzung mit Bataille (»Un nou-
veau mystique« [1943], dt. in: Der Existentialismus ist ein Humanismus und andere philosophi-
sche Essays 1943-1939, Gesammelte Werke in Einzelausgaben. Philosophische Schriften 4,
Reinbek 82oi6, 9-54, hier: 46-47) verweist Sartre außerdem auf Wahls Jaspers-Darstellung in
den Etudes kierkegaardiennes. Auffällig ist die Polemik gegen die »intolerables bavardages sur
l'echec« in Saint-Genet (Paris 1952, 219, Anm. 1): »Genet est une victime, Jaspers un charla-
tan« - die Retourkutsche vielleicht für das abschätzige Bild des Kaffeehaus-Existentialisten
im vorliegenden Text. Allerdings findet sich eine entsprechende Formulierung bereits im
Brief an Marcel (»la pensee de Jaspers me parait facile, confuse et deplaisante«, A. Mary: »Les
rapports de Jean-Paul Sartre et de Gabriel Marcel«, 62). Aufgestoßen sein wird Sartre schließ-
lich auch Jaspers' Gretchenfrage, die Merleau-Ponty von den Genfer Rencontres 1947 mit-
brachte: ob Sartre sich an die Zehn Gebote halte, vgl. M. Merleau-Ponty: »Pour les Rencon-
tres Internationales«, Les Temps modernes 2 (1947) 1340-1344, 1343 und Provokationen, 39.
317 J.-P. Sartre: L'existentialisme est un humanisme, Paris 1946.
318 J.-P. Sartre: L'etre et le neant. Essai d'ontologie phenomenologique, Paris 1943.
319 Zuerst bei K. E. Knodt: »Die Gefahr >Nietzsche< und ihre Nachwirkung in der neuesten deut-
schen Lyrik. Eine Abhandlung«, Monatsblätter für Deutsche Literatur (1897) 1 364-369, 395-
402; ausdrücklich als Vergleich bei G. Sodeur: Kierkegaard und Nietzsche. Versuch einer ver-
 
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