50
Grundsätze des Philosophierens
horchens, der Gewohnheit, des Sobleibens; existentielle Verlässlichkeit wird zu bere-
chenbarer Vertragstreue; Wahrhaftigkeit gerät in die Enge fixierter Richtigkeit. Wird
aber das Starre bewusst und dann gelöst3, so geht die Treue verloren in die Beliebigkeit
je gegenwärtigen Erlebens; unter Preisgeben des Vergangenen gerät mit einer ver-
meintlichen Treue gegen das jetzt Ergriffene die Wahrhaftigkeit in die Sophistik des
Beliebigen durch die verwirrende Dialektik des Wahrseins im Schein. Ohne den Grund
des Umgreifenden wird so alles entleert entweder in Fixiertheit des Gesetzlichen oder
ins Chaos des Gesetzlosen.
Statt durch Gesetze Angaben bestimmten, zweckhaft zu ergreifenden Tuns zu fin-
den, kann daher der Versuch gemacht13 werden, auf denc Gehalt des Unbedingten sich
zu besinnen, auf das, wasd Unbedingtheit des Handelns erst erweckt und vorantreibt:
aufe die Liebe als Gehalt wesentlichen Tuns, als die eigentliche Grundwirklichkeit des
Menschseins, auff die in ihr wurzelnde Treue, auff die von ihr angetriebene Wahrhaf-
tigkeit. Aber gerade diese Gründe des Unbedingten sind nicht als Gesetz auszuspre-
chen. Nicht® die Liebe ist zu fordern; nur gute Werke (Werke der Liebe) sind zu fordern
möglich, und sie können ohne Liebe getan werden um der Forderung willen.
Daher geht durch den Ernst der Besinnung eine Abneigung gegen das Gesetz. Das Ge-
setz ist in seiner Isolierung falsch, seine Befolgung wird gewaltsam und unwahrhaftig11, es
verzweigt sich in endlose Gesetze, es beraubt des eigentlichen Grundes im Unbedingten.
Aber diese Abneigung richtet sich nur gegen die Verabsolutierung fixierter Gesetze, nicht
gegen das Gesetz an sich. Denn der Unterschied eines Lebens gegen das Gesetz aus Will-
kür und Zufall von dem Leben aus dem Unbedingten ist gerade die Bereitschaft des letz-
teren für Frage und1 Hellwerden durch Prüfung an formulierten Gesetzen.
Angesichts von Unordnung und Chaos' des Lebens und im Bewusstsein der Schwere
des verlässlich Ursprünglichen kann im ernsten Menschenk am Ende etwas wie eine
a bewusst und dann gelöst im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu bewusst, dann verworfen und auf-
gelöst
b Statt durch Gesetze Angaben bestimmten, zweckhaft zu ergreifenden Tuns zu finden, kann daher
der Versuch gemacht im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu Über die Gesetze mit ihren Forderun-
gen bestimmten, zweckhaft zu ergreifenden Tuns hinaus muss daher der Weg gefunden
c nach den im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Einf. eigentlichen
d nach was im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Einf. die
e vorantreibt: auf im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu vorantreibt. Es ist das Unbedingte der drit-
ten Stufe, ist
f auf im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu ist
g Nicht im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu Denn nicht
h wird gewaltsam und unwahrhaftig im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu kann gewaltsam und un-
wahrhaftig werden
i Frage und im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu das
j und Chaos im Vorlesungs-Ms. 1945/46gestr.
k im ernsten Menschen im Vorlesungs-Ms. 1945/46gestr.
Grundsätze des Philosophierens
horchens, der Gewohnheit, des Sobleibens; existentielle Verlässlichkeit wird zu bere-
chenbarer Vertragstreue; Wahrhaftigkeit gerät in die Enge fixierter Richtigkeit. Wird
aber das Starre bewusst und dann gelöst3, so geht die Treue verloren in die Beliebigkeit
je gegenwärtigen Erlebens; unter Preisgeben des Vergangenen gerät mit einer ver-
meintlichen Treue gegen das jetzt Ergriffene die Wahrhaftigkeit in die Sophistik des
Beliebigen durch die verwirrende Dialektik des Wahrseins im Schein. Ohne den Grund
des Umgreifenden wird so alles entleert entweder in Fixiertheit des Gesetzlichen oder
ins Chaos des Gesetzlosen.
Statt durch Gesetze Angaben bestimmten, zweckhaft zu ergreifenden Tuns zu fin-
den, kann daher der Versuch gemacht13 werden, auf denc Gehalt des Unbedingten sich
zu besinnen, auf das, wasd Unbedingtheit des Handelns erst erweckt und vorantreibt:
aufe die Liebe als Gehalt wesentlichen Tuns, als die eigentliche Grundwirklichkeit des
Menschseins, auff die in ihr wurzelnde Treue, auff die von ihr angetriebene Wahrhaf-
tigkeit. Aber gerade diese Gründe des Unbedingten sind nicht als Gesetz auszuspre-
chen. Nicht® die Liebe ist zu fordern; nur gute Werke (Werke der Liebe) sind zu fordern
möglich, und sie können ohne Liebe getan werden um der Forderung willen.
Daher geht durch den Ernst der Besinnung eine Abneigung gegen das Gesetz. Das Ge-
setz ist in seiner Isolierung falsch, seine Befolgung wird gewaltsam und unwahrhaftig11, es
verzweigt sich in endlose Gesetze, es beraubt des eigentlichen Grundes im Unbedingten.
Aber diese Abneigung richtet sich nur gegen die Verabsolutierung fixierter Gesetze, nicht
gegen das Gesetz an sich. Denn der Unterschied eines Lebens gegen das Gesetz aus Will-
kür und Zufall von dem Leben aus dem Unbedingten ist gerade die Bereitschaft des letz-
teren für Frage und1 Hellwerden durch Prüfung an formulierten Gesetzen.
Angesichts von Unordnung und Chaos' des Lebens und im Bewusstsein der Schwere
des verlässlich Ursprünglichen kann im ernsten Menschenk am Ende etwas wie eine
a bewusst und dann gelöst im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu bewusst, dann verworfen und auf-
gelöst
b Statt durch Gesetze Angaben bestimmten, zweckhaft zu ergreifenden Tuns zu finden, kann daher
der Versuch gemacht im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu Über die Gesetze mit ihren Forderun-
gen bestimmten, zweckhaft zu ergreifenden Tuns hinaus muss daher der Weg gefunden
c nach den im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Einf. eigentlichen
d nach was im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Einf. die
e vorantreibt: auf im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu vorantreibt. Es ist das Unbedingte der drit-
ten Stufe, ist
f auf im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu ist
g Nicht im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu Denn nicht
h wird gewaltsam und unwahrhaftig im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu kann gewaltsam und un-
wahrhaftig werden
i Frage und im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu das
j und Chaos im Vorlesungs-Ms. 1945/46gestr.
k im ernsten Menschen im Vorlesungs-Ms. 1945/46gestr.