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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 2, Band 1): Grundsätze des Philosophierens: Einführung in philosophisches Leben — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69897#0037
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Grundsätze des Philosophierens

2. Es gibt die unbedingte Forderung im Dasein18
Auf die Frage: was soll ich tun? erhalte ich in der Welt Antwort durch Angabe endli-
cher Zwecke und deren Mittel3. Es muss Nahrung erworben werden; gefordert ist die
dazu notwendige Arbeit. Ich soll mit Menschen in Gemeinschaft auskommen; die Re-
gelnb der Lebensklugheit geben mir Anweisungen. Jedesmal ist ein Zweck in der Welt
die Bedingung für den Gebrauch der dazu gehörenden Mittel, seien diese für den be-
sonderen Fall konkret angegeben oder als allgemeine Regeln ausgesprochen, nach de-
nen ich mich zu richten habe, wenn ich den Zweck erreichen will.
Der Grund aber, warum diese Zwecke gelten, ist entweder unbefragtes Daseins-
interesse (Nutzen). Frage ich bei einzelnen Zwecken nach deren Gründen, so möchte
ich deren Nutzen verstehen. Ich kann aber den einzelnen Nutzen wieder nur als Mit-
tel für einen weiteren Zweck auffassen und gerate in eine endlose Reihe. Frage ich nach
dem Endzweck der Reihe und nenne ihn Daseinsbehauptung, so gerate ich vor die Un-
fasslichkeit des Sinns solcher Daseinsbehauptung. Denn Dasein als solches ist für uns
kein Endzweck, erstens weil die Frage bleibt: was für ein Dasein? - und zweitens, weil
jede Antwort darauf wieder die Frage erweckt: wozu?
Oder der Grund für die Geltung der Zwecke ist die unbefragte Autorität (Gehor-
sam) . Will ich aber die fordernde Autorität begreifen, so gerate ich schliesslich vor den
autoritativen Befehl eines fremden »ich will so« oder »so steht geschrieben«.
Die Forderungen aus Daseinsinteressen und aus Autorität sind also bedingt, sei es
durch ein am Ende unbestimmtes Daseinsinteresse oder durch eine unbegreifliche Au-
torität, der ich nurd gehorche, ohne zu verstehen. Alle solche Forderungen gelten,
wenn der Zwecke oder wenn der Gehorsam an sich gilt. Sie sind bedingte Forderungen.
Gibt esf unbedingte Forderungen?
Bedingte Forderungen machen mich abhängig von einem Anderen, von Daseins-
zwecken oder von Autorität. Unbedingte Forderungen haben ihren Ursprung in mir
selbst. Bedingte Forderungen treten mir gegenüber als eine jeweilige Bestimmtheit, an
die ich mich halten kann. Unbedingte Forderungen kommen aus mir, indem sie mich
tragen.

a erhalte ich in der Welt Antwort durch Angabe endlicher Zwecke und deren Mittel im Vorlesungs-
Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu erhalte ich Antwort durch Angabe endlicher Zwecke in der Welt und durch
Hinweis auf die Mittel, die zu ihrer Verwirklichung führen
b nach Regeln im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Einf. des Rechts, der Solidarität und
c sei es durch ein am Ende unbestimmtes Daseinsinteresse oder durch eine unbegreifliche Autori-
tät im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu sei es durch eine unbestimmte Daseinsbehauptung, sei
es durch Autorität
d nur im Vorlesungs-Ms. 1945/46 gestr.
e nach Zweck im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Einf. als solcher
f Gibt es im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu Was sind
 
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