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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 2, Band 1): Grundsätze des Philosophierens: Einführung in philosophisches Leben — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69897#0078
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Grundsätze des Philosophierens

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inkommunikabel3. Alle Wahrheit der allgemeinen Grundsätze spricht13 in einer Gestalt
der Überlieferung und der im Leben erworbenen Besonderung: das einzelne Bewusst-
sein ist in diesen Gestalten zu dieser Wahrheit erwacht; die Eltern haben es gesagt; es
spricht eine unendliche geschichtliche Tiefe der Herkunft von Formeln: »um seines
heiligen Namens willen«; »Unsterblichkeit« ...
Je allgemeiner die Glaubensgrundsätze, desto weniger geschichtlich sind sie. Sie
erheben denc hohen Anspruch rein in der Abstraktion. Aber mit solchen Abstraktio-
nen allein kann kein Mensch leben, sie bleiben im Versagen konkreter Erfüllung nur
als ein Minimum, an dem Erinnerung und Hoffnung einen Leitfaden haben. Sie ha-
ben zugleich eine säubernde Kraft: sie machen frei von leibhaften Fesseln und aber-
gläubischen Engen für das rechte Aneignen der grossen Überlieferung zugunsten ge-
genwärtiger Verwirklichung.
e. Hingabe an Gott und Selbstbehauptung. - Gott ist das Sein, an das restlos mich
hinzugeben die eigentliche Weise der Existenz ist. An was ich mich hingebe in der
Welt, bis zum Einsatz meines Lebens, das steht in Bezug auf Gott, unter der Bedingung
von Gottes geglaubtem Willen, unter ständiger Prüfung. In blinder Hingabe dient der
Mensch gedankenlos der Macht, die nur faktisch, nicht durchhellt, über ihm ist, dient
unwissentlich und schuldhaft (weil infolge seines Mangels an Sehen, Denken, Fragen)
vielleicht dem »Teufel«.
In der Hingabe an Realität in der Welt - das unerlässliche Medium der Hingabe an
Gott - geschieht zugleich eine Weise der Selbstbehauptung in einer oder gegen eine
Realität. In dieser Hingabe wächst das Selbstsein, das sich zugleich in dem behauptet,
an das es sich hingibt. Wenn aber allesd Dasein eingeschmolzen wurde in Natur, Volk,
Beruf, Familie, Staat, in die Welt, und wenn dann die Realität dieser Welt versagt, dann
wird die Verzweiflung des Nichts nur dadurch besiegt, dass auch gegen alles bestimmte
Weltsein die entscheidende Selbstbehauptung vollzogen wurde, die allein vor Gott
steht und aus Gott ist. Erst in der Hingabe an Gott, nicht an die Welt, wird dieses Selbst-
sein selber hingegeben und als Freiheit empfangen, es in der Welt zu behaupten.
f. Mythus transzendenter Geschichte. - Zum verschwindenden, zwischen Gott und
Existenz sich vollziehenden Weltsein gehört ein Mythuse, der - in biblischen Katego-
rien - die Welt als Erscheinung einerf transzendenten Geschichte denkt: von der Welt-
schöpfung über den Abfall und dann durch die Schritte des Heilsgeschehens bis zum

a inkommunikabel im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu jedenfalls inkommunikabel, weil es jeder
Gestalt des Weitgewordenseins entbehrt
t> nach spricht im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Einf. daher nur
c den im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu ihren
d alles im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu all unser
e nach Mythus im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Einf. transcendenter Geschichte
f einer im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu innerhalb dieser
 
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