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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 2, Band 1): Grundsätze des Philosophierens: Einführung in philosophisches Leben — Basel: Schwabe Verlag, 2019

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69897#0184
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Grundsätze des Philosophierens 181
nämlich das Gegenwärtigwerden eines Umgreifenden, das an sich ist, im Umgreifen-
den, das wir sind.
Die Affektion durch Materie ist unter anderem in dem erörterten physisch-physio-
logischen Unterbau unseres Wahrnehmens. Die Affektion durch Transcendenz ist in
der existentiellen Erfahrung der Freiheit. Wir nennen im unterscheidenden3 Denken
das, was mit der Materie zusammenhängt, Realität, was mit der Transcendenz, Wirk-
lichkeit.
3. Erkennen des Anderen als Materie: Fragen wir, wo ich die klarste Weise des Ob-
jektseins als des anderen Seins finde, das nicht ich bin, sondern das an sich es selber
ohne mich ist, so ist dieses das unmittelbare sinnlich ergriffene Sein in Raum und Zeit
in der Objektivierung zum Dingsein. Was ich mit der Hand fasse, woran ich mich
stosse oder womit ich zerschlage, was ich bewege und aufbaue, diese Welt des Mecha-
nischen, die in der physikalischen Mechanik in reinen Abstraktionen durchdringend
begriffen wird, scheint die Realität zu sein, die an sich ist und mich jeden Augenblick
ihre Übermacht spüren lässt. Hier wird das schlechthin andere der Materie begriffen
in den Formen meines Verstandes. Ich bin im Begriffenen, in diesem Objekt, als Sub-
jekt meines Verstandes gegenwärtig, erkenne insofern auch hier, was ich selber bin,
aber nur der Form nach. Das Dasein der Materie bleibt undurchdrungen, das Fremde,
Andere.
Was ist dieses Andere? Es kommt in der Daseinsumwelt als das Eeblose der Natur
vor.
Es zeigt sich der Forschung in der Welt durch wahrnehmbare Zeichen (Messbarkei-
ten, Zählbarkeiten, Photographierbarkeiten).
Es wird erschlossen durch Deutung dieser Zeichen mit mathematischer Erkennt-
nis am Eeitfaden zugrundeliegend gedachter Modelle des materiellen Geschehens. So
soll es ansichsein, wie die handgreifliche Mechanik unserer dinglichen Umwelt. Es ist
die Erkenntnis der neuen Physik, dass das nicht gelingt. Die mathematische Objekti-
vierung des materiellen Geschehens kommt auf widersprechende mechanische Mo-
delle (Korpuskel und Welle), deren Widerspruch mathematisch aufhebbar ist, wäh-
rend die Realität der Modelle fallen muss. Die Materie ist nicht an sich, was in der
Mechanik der dinglichen Umwelt greifbar ist. Ist die Materie nun aber mit der unan-
schaulichen mathematischen Formel ergriffen, so ist ihr Sein zwar berührt, aber im
Ganzen keineswegs erkannt, sondern zugunsten einer zwar universalen, aber zugleich
beschränkten Erkennensweise auf eine Seite ihrer objektivierbaren Erscheinung redu-
ciert, zu der alle anderen ihrer aus dieser keineswegs vollständig ableitbaren Erschei-
nungsweisen hinzukommen.

unterscheidenden nach der Abschrift A. F. statt unterscheidendem im Ms.
 
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