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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 2, Band 1): Grundsätze des Philosophierens: Einführung in philosophisches Leben — Basel: Schwabe Verlag, 2019

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69897#0194
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V. Teil'
Natur

Die Natur ist, wenn wir uns zu ihr verhalten, jederzeit schon in bestimmter Weise aufge-
fasst. Was sie sei, ist vorher im Gefühl, aber nur unbestimmt gegenwärtig; bestimmt auf-
gefasst aber ist sie jeweils eine Weise der Realität, die nicht mehr die Natur im Ganzen ist.
Bevor wir den Sinn der Realität der Natur philosophisch erörtern, entwerfen wir ei-
nen Grundriss gegenwärtiger Naturauffassung: erstens unsere Grundeinstellungen zur
Natur und zweitens Grundtatsachen, die auf die Natur im Ganzen Bezug haben.
I. Grundriss der Auffassungen der Natur
a. Grundeinstellungen zur Natur
Die Natur ist da, wie sie sich uns zeigt im Umgang mit ihr. Praxis ist die Quelle des Wis-
sens, bis hin zu den Experimenten, die nur noch um des Wissens willen angestellt wer-
den; Können bedeutet zugleich ein Wissen. Umgekehrt: Wissen von der Natur bestä-
tigt sich oder wird als Schein entlarvt durch die Praxis. Wahres Wissen bedeutet
Können: im Wiedererkennen des Identischen, im Voraussagen des zu Erwartenden,
im technischen Verfügen über Stoffe und Kräfte. Unsere Grundeinstellungen zur Na-
tur haben die beiden Seiten, die aktive des Eingreifens, Bildens und Versuchens, die
theoretische des Auffassens im Wissen.
aa. Das aktive Verhalten zur Natur:
Wir leben jeden Augenblick mit unserem Leibe in unserer physischen Umwelt. Un-
sere Praxis im Umgang mit den Dingen in Raum und Zeit, mit den Stoffen und den
Werkzeugen setzt nicht aus. Wie dieses aktive Verhalten sich erfüllt, ist der Ausgang
unseres gesamten Naturbewusstseins und ist die Stätte, an der jede Weise unseres Na-
turwissens und unseres Könnens wieder gegenwärtig werden muss.
In dieser ursprünglichen Umwelt ist die Aktivität des animalisch Lebendigen auch
dem Menschen eigen: Nahrungsaufnahme, Atmen, Sichbewegen, Gehen, Klettern
usw. Dazu kommt erst beim Menschen die das Ganze des natürlich Seienden ergrei-
fende Aktivität, sei es in Bemächtigung, sei es in Hingabe. Es entfaltet sich eine Welt

V. Teil im Ms. hs. Vdg. für 3.
 
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