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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 2, Band 1): Grundsätze des Philosophierens: Einführung in philosophisches Leben — Basel: Schwabe Verlag, 2019

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69897#0255
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Grundsätze des Philosophierens

J. Burckhardt konnte Eisenbahnen und Tunnel nicht leiden und benutzte sie
doch.200 Revolten von Menschen, deren Handwerk durch Maschinen brotlos wurde,
haben früher hier und da Maschinen zerstört. Goethe’s Kampf gegen Newton ist nur
aus der tiefen Erschütterung zu verstehen, welche die exakte Naturwissenschaft bei
ihm bewirkte. Er erkannte nicht im Princip, worum es sich handelte, aber der Fanatis-
mus und die Ungerechtigkeit Goethes in diesem Fall - Eigenschaften, die seinem We-
sen so fremd waren - sind nur zu begreifen aus dem unbewussten Wissen um die Ka-
tastrophe der Menschenwelt, die im Anzuge war.201
Demgegenüber steht der Fortschrittsglaube, der von der neuen Naturerkenntnis
und von der Technik im Wesentlichen nur Glück erwartet. Er ist blind. Sein Optimis-
mus entspringt einer naiven Gedankenlosigkeit. Heute liegt klar zu Tage, was man die
Dämonie der Technik genannt hat.
Die Technik verändert die Arbeit. Zwar ist diese Veränderung nicht auf einen Nen-
ner zu bringen. Positiv wird eingeschätzt die Arbeit der Beobachtung und Bedienung
der Maschinen; es wird eine disciplinierte, überlegene, nachdenkliche geistige Hal-
tung entwickelt; eine Freude am sinnvollen Tun und Können, ja eine Liebe zu den Ma-
schinen wird möglich. Negativ dagegen wird für viele die Automatisierung der Arbeit
bis hinab zu den Ungelernten, die die sich immer wiederholenden Griffe am laufen-
den Band zu leisten haben; das Öde dieser gehaltlosen, nichts als ermüdenden Arbeit
wird nur den ihrer Anlage nach stumpfsinnigen Menschen nicht zur unerträglichen
Last. Beim maschinellen Fabricieren kann keine Freude am individuellen Werk auf-
kommen.
Weiter ist die technische Arbeit abhängig von der Organisation der Arbeit. Die in-
dustrielle Technik funktioniert nur in Grossorganisationen, die immer weitere Aus-
breitung verlangen bis zur Einrichtung der einen umfassenden Weltfabrik, in der al-
les aufeinander abgestellt ist, nicht zu viel und nicht zu wenig in den einzelnen
Bereichen produciert wird. Der Mensch ist angewiesen auf diese Organisation und den
Ort, den er in ihr einnimmt. Die persönliche Freiheit im Besitz der eigenen Handwerks-
zeuge und in der Produktion auf persönliche Bestellung ist dahin.
Die doppelte Abhängigkeit der Arbeit von der Maschine und von der Organisation
der Arbeit, die wiederum eine Art Maschine ist, hat die Folge, dass der Mensch selber
gleichsam ein Maschinenteil wird. Schaffende Erfinder und Organisationen neuer Ar-
beitseinheiten werden seltene Ausnahme: sie bauen noch an der Maschine. Immer
mehr Menschen dagegen müssen Teile der Maschine werden.
Die Technisierung breitet sich aus von der Naturbearbeitung auf das gesamte
menschliche Leben, auf die sociologischen Institutionen (die bürokratische Führung
aller Dinge), auf die Politik, ja auf Spiel und Vergnügen, die nur noch gelingen in Fort-
setzung der gewohnten Lebensformen, nicht mehr aus der schaffenden Lust. Mit der
Freizeit kann der Mensch nichts mehr anfangen, wenn sie ihm nicht wiederum durch
 
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