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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 2, Band 1): Grundsätze des Philosophierens: Einführung in philosophisches Leben — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69897#0431
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Grundsätze des Philosophierens

Dämonologie3, Menschenvergötterung und Nihilismus vollziehen auf verschie-
dene Weise denselben Irrtum, in einem zu kurz langenden Zugriff das Wahre fassen
zu wollen. Wo der eine Satz gegenwärtig ist: Gott ist, da muss all dieses Falsche wie Ne-
bel vor der Sonne vergehen. Aber der Nebel drängt sich uns auf, denn in diesen Zugrif-
fen haben wir Leibhaftigkeit in der Welt, real Gegenwärtiges, Anschauliches, - das
Wahre jedoch scheint im Unanschaulichen ungreifbar zu werden und damit wie in
nichts zu vergehen. Daher erreichen wir es nur auf dem Umwege über das Weltsein,
verfallen immer wieder einen Augenblick in jene Falschheiten, aber in deren Überwin-
den vermögen wir der Tiefe des eigentlichen Seins, der Gottheit, inne zu werden?
c. Die Einheit des Wahren? Wie ist das Verhalten im philosophischen Glauben zu
den Gestalten, deren Wahrheit er abwehrt und doch in einem Motive jeweils auch an-
erkennt, möglich, wenn der Wahrheitswille auf das Eine geht und Wahrheit im Grunde
nur eine sein kann?
Es istd Goethe’s Haltung möglich, die er inbezug auf eine andere Einteilung von
Grundanschauungen aussprach: »als Dichter Polytheist, als Naturforscher Pantheist,
und für die sittliche Persönlichkeit ist, wenn sie es bedarf, auch gesorgt«312 (nämlich
durch die biblische Religion). Aber dieser einfache Wechsel wäre selber endgültiger Po-
lytheismus. Wird statt dessen jeder Möglichkeit in einer Hierarchie des Ganzen ihr re-
lativ gütiger Platz gegeben, so zerbricht doch diese Harmonie des Ganzen: denn das
Ganze ist auf keine Weise allgemeingiltig auszusprechen, und gegen die Harmonie ei-
nes immanent werdenden Ganzen bleibt immer der Nihilismus als Explosivstoff.
So ist die Einheit6 nicht objektiv in einer Anschauung, nicht in einem allgemein-
gütigen Gedankensystem möglich, sondern nur in der Geschichtlichkeit wirklicher

ren, spreche ich anscheinend gerade das, was ich eben zu verwerfen schien, rede von Gott. Darum
der Anspruch des Philosophierenden an den Hörer, dass dieser aus seinem eigenen Wesen prüft,
aber geduldig, wiederholend, besonnen. 11
a vor Dämonologie im Vorlesungs-Ms. 1945/46 Einf. Und so wage ich denn, wieder zu sagen:
b nach inne zu werden, im Vorlesungs-Ms. 1945/46Einf. 11 Gott ist zum mindesten das Fernste, ist die
Transcendenz, vor der alles andere, wenn es absolut genommen wird, als in zu kurzem Zugriff ge-
wonnen ist. Was aber Gott, die Transcendenz, sei, dass - so haben wir gesehen - ist ins Unendli-
che zu erörtern, mit Negationen zu umkreisen, aber nie wirklich zu fassen. 11
c c. Die Einheit des Wahren: im Vorlesungs-Ms. 1945/46 Vdg. zu § 3. Der Zusammenhang von Philo-
sophie und Unphilosophie: Der Glaube gewinnt sich immer wieder aus dem Unglauben. Wer
nicht die Erfahrung des Unglaubens kennt, vollzieht auch keinen seiner selbst bewussten Glau-
ben. Es sind nicht zwei Welten, die sich einfach abstossen, Glaube und Unglaube. 11 So ist es da-
her auch mit der Unphilosophie. Sie ist nicht einfach abzutun. Sie ist nicht etwas Überflüssiges,
Zufälliges, Auszuschaltendes. Sie ist selber Philosophie an der Grenze, Übergang im Philosophie-
ren selber. Aber sie ist doch zugleich das, was im Überwinden verworfen werden soll. 11
d ist im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu scheint
e nach Einheit im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Einf. des Wahren
 
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