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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 2, Band 1): Grundsätze des Philosophierens: Einführung in philosophisches Leben — Basel: Schwabe Verlag, 2019

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69897#0490
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Grundsätze des Philosophierens

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Glaubens an das Wunder. Aber dieser Glaube an die Kraft Jesu steht doch psycholo-
gisch in Analogie zum Glauben an die Macht eines Hypnotiseurs oder zum Glauben
an die Wirkungskraft von Heilmitteln, welche auf psychischem Wege in der Tat sol-
che Wirkungen in einem durch Erfahrung feststellbaren3 Umfang, aber nicht darüber
hinaus, erzielen können.
All solcher Glaube inbezug auf Ereignisse in der Welt, auf Gegenstände des Wün-
schens und Fürchtens in der Welt, istb nicht der eigentliche Glaubec. Dieser ermöglicht
gerade/ die Ungewissheit in allen Weltereignissen und das gegen alle Wünsche Ge-
schehende, auch das Entsetzliche, auszuhalten und tätig zu bleibene im scheinbar Aus-
weglosen. Der Glaube an Gott ist etwas radikal anderes als solcher Aberglaube. Aber-
glaube hält sich an Dinge in der Welt, Glaube transcendiert alles Weltsein. Der
Glaube[,] der Berge zu versetzen meint,406 ist kein Glaube. Geglaubte Wunder sind ein
Ruin des Glaubens.
Das centrale und für den Christusglaubenf unerlässliche Wunder ist die leibliche
Auferstehung Jesu. Einmal ist ein Toter wiedergekehrt. Dieses geglaubte und für den
Glauben durch Zeugen bestätigte Ereignis ist eine Garantie aller Auferstehung. Und
das Wunder der Auferstehung birgt darüber hinaus einen Gehalt wie sonst nur die tief-
sinnigsten Mythen.
5. Absurdität in Dogmen: Die Dogmengeschichte des Christentums ist ungemein
eindrucksvoll. Sie zeigt Ausprägungen tiefsinnigen Denkens. An den entscheidenden
Punkten in Denkentwicklungen kommt es für den Glaubenden darauf an, zuletzt als
wirklich und wahr anzunehmen, was denkunmöglich ist.
So lässt sich die Geschichte des Trinitätsdogmas geradezu charakterisieren als eine
Folge von Versuchen, Christus in der göttlichen Trinität zu begreifen derart[,] dass jede
Weise eines widerspruchslosen Begreiflichmachens eine typische Haeresie wurde, bis
die Absurdität ihre sublimste Formulierung erhielt.
Es ist unumgänglich, dass der vernünftig denkende Mensch sich wehrt gegen das
sacrificium intellectus. Er wird für philosophische Spekulation auch die Widersprü-
che in dialektischen Bewegungen benutzen können, um Unsagbares indirekt auszu-
sprechen, aber er wird die starre Widersprüchlichkeit als Absurdität als für ihn stets
unwahr verwerfen müssen. Er wird den absurden Gedanken in seiner Absurdität auf-
fassen dürfen, vielleicht mit der Frage, wofür ein Absurdes ein adaequates Symbol sein

a feststellbaren nach der Abschrift Schott statt feststellbarem in den Abschriften Gertrud Jaspers undA. F.
t> ist im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu kann
c nach Glaube im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Einf. sein
d nach gerade, im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Einf. das Erkennbare nicht zu umgehen,
e nach bleiben im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Einf. noch
f nach Christusglauben im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Einf. vielleicht
 
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