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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 2, Band 1): Grundsätze des Philosophierens: Einführung in philosophisches Leben — Basel: Schwabe Verlag, 2019

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69897#0518
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Grundsätze des Philosophierens

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seinem Bilde geschaffen hat? Der Menschb kann wohl entsetzliche Gestalten seiner
Schuld und Entartung, seiner Verirrung und Verzerrung annehmen, nicht aber kann erc
überhaupt zum Affen werden, nicht als Maschinenglied leben, nicht in glaubensloser
Leere, hinabgleitend zu einem blos vitalen Dasein, seine Freiheit verlieren.
Wir haben die Aufgabe der Verwandlung der biblischen Religion bewusst zu ma-
chen. Das Wahre kann aber nur unter der Idee eines in der verwandelten Erscheinung
Sichgleichbleibenden gemeint sein. Nur im Blick auf dies Sichgleichbleibende kann
die Aufgabe der Verwandlung konstruiert werden.
aa. Der bleibende Grundcharakter der biblischen Religion:450 Der eigentümlichen
Wahrheit in der biblischen Religion wird man sich bewusster bei dem Versuch, die bi-
blische Religion mit indischen und ostasiatischen Religionen zu vergleichen. Die
Grundcharaktere der biblischen Religion, welche dann in die Augen springen, fehlen
zwar den anderen Religionen nicht völlig, kommen aber dort nicht zur durchgreifen-
den Geltung. Auch in der Bibel sind diese Grundcharaktere nicht überall, einige nur
an wenigen, aber wirksamen Stellen da. Wir zählen sie auf:
1) Der eine Gott: Das Eine wird Grundlage des Seinsbewusstseins, des Ethos, der
Einsenkungd in die Welt. Keine anderen Götter neben Gott,451 das ist der metaphysi-
sche Grund für den Ernst des Einen in der Welt.
2) Die Transcendenz des Schöpfergottes: Die Überwindung der gesamten dämoni-
schen Götterwelt und der Magie bringt die Transcendenz des bildlosen, gestaltlosen, un-
denkbaren Gottes zum Bewusstsein. Der Schöpfungsgedanke bringt die Welt im Ganzen
in die Schwebe. Der Mensch als Einzelner in seiner Existenz gewinnt seine Freiheit in der
Welt als sein Geschaffensein von Gott; er ist in seiner Bindung an den transcendenten
Gott und nur durch diese unabhängig gegenüber aller Welt.
3) Begegnung des Menschen mit Gott: Der transcendente Gott behält in der Bibel
stets den persönlichen Aspekt. Er ist Person, an die der Mensch sich wendet. Es ist ein
Drang zu Gott, Gott zu hören, seinem Willen zu folgen. Daraus erwächst eine Leiden-

a hat. im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu hat (das Gleichnis darf nicht täuschen über die radikale
Transcendenz Gottes, der keinesfalls nach dem Bilde des Menschen gedacht werden darf, denn
das Gleichnis ist nur ein Gleichnis und nicht realisierbar und nicht umkehrbar - im Raume der
biblischen Religion ist unmöglich geworden, was uns nur noch schöne historische Erinnerung
ist: »Eins ist der Menschen, eins der Götter Geschlecht: von einer Mutter entsprossen, atmen wir
beide« - Pindar). ||
b nach Mensch im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Einf. , dem Glauben unverlierbar in der Höhe seiner
Aufgabe und der Endlichkeit seines Wesens,
c annehmen, nicht aber kann er im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu annehmen. Handlungen von
Menschen könnten zur Vernichtung der Menschheit führen. Wozu der Mensch fähig ist, haben
wir heute Lebenden mit Grauen und Zittern erfahren. Aber der Mensch kann nicht
d des Seinsbewusstseins, des Ethos, der Einsenkung im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu des Seins-
bewusstseins, und des Ethos, Ursprung der tätigen Einsenkung
 
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