XXIV
Einleitung des Herausgebers
dankbar.«30 Dass mit Piper ein Vorschein auf bessere Zeiten in sein Leben trat, wird
auch in der bereits erwähnten Dankesrede deutlich: »Schon im Krieg haben Sie früh,
als Hitler noch im Siegeszuge war, Beziehungen mit mir angeknüpft, offenbar das
Ende voraussehend, Künftiges vorbereitend.«31 Während der H. Goverts Verlag durch
Sternberger erst im Spätsommer 1944 auf ihn zutrat, zu einer Zeit also, da das Ende
absehbar war, hatte Piper den Kontakt zwei Jahre früher gesucht. Damals war welt-
politisch noch nichts entschieden, und wer in einer solchen Situation anklopfte,
musste über das verlegerische Kalkül hinaus auch ein inhaltliches, um nicht zu sagen
philosophisches Interesse haben. In der Tat: Piper hatte erfahren, dass sich Jaspers
einer neuen Grundlegung der Logik widme, und bekundete sogleich »persönlich und
verlegerisch« sein außerordentliches Interesse an diesem Werk.32
Eine wichtige Vermittlerrolle spielt bei der Anbahnung des Kontakts der Heidel-
berger Soziologie-Professor Hans von Eckardt,33 der, vom NS-Regime aus dem Hoch-
schuldienst entlassen, in den letzten Kriegsjahren viel Zeit in seinem Sommerhaus
über dem Isartal in Bayern verbrachte. Dort besuchte ihn Klaus Piper mehrmals. Auf
diese Weise gelangte dessen erster Brief zu Jaspers nach Heidelberg.34
Aus diesem Brief geht hervor, dass Jaspers für Piper kein Unbekannter war. Den
besonderen Eindruck, den dessen Texte auf ihn damals ausübten, hebt Piper später
mehrfach hervor: »Zum ersten Mal begegnete ich lesend Karl Jaspers im Jahre 1931.
Ich verdiente mir die ersten buchhändlerischen Sporen in der Münchner Buchhand-
lung Christian Kaiser. Beim Auspacken einer eben aus Leipzig eingetroffenen Sendung
stieß ich auf >Die geistige Situation der Zeit<, gerade als Band 1000 der »Sammlung
Göschen< erschienen. Der Titel zog mich sofort an.«35 »Jaspers' Buchtitel versprach,
30 K. Jaspers an W. Zilius, 22. März 1957, ebd.,207.
31 K. Jaspers: Antwort in mündlicher Rede am Vormittag 23. 2. 53 auf die Überreichung der Fest-
schrift, in diesem Band, S. 173.
32 Vgl. K. Piper an K. Jaspers, 21. August 1942, ebd., 5.
33 Zu Hans von Eckardt (1890-1957) vgl. Stellenkommentar, Nr. 2. - Nach dem Erscheinen von Vom
Ursprung und Ziel der Geschichte (1949) distanziert sich Eckardt von Jaspers. Denn der mit diesem
gut befreundete Heidelberger Privatdozent Kurt Rossmann berichtet: »Zu meiner Übung über die
Geschichtsphilosophie Ihres Mannes hält Eckardt eine >Gegenübung<. Er ist sinnlos wütig über
das Buch vom Ursprung und Ziel der Geschichte - hält aber selber nirgends stich. Die besseren
unter den Studenten opponieren ihm mit Erfolg.« (K. Rossmann an G. Jaspers, 25. Januar 1950,
DLA, A: Jaspers).
34 Vgl. K. Piper: Lesen heißt doppelt leben. Erinnerungen, unter Mitarbeit von D. von Erffa, München,
Zürich 2000, 125. - Als Piper anlässlich der Geburtstagsgabe Karl Jaspers - Werk und Wirkung seine
Einführung Gertrud Jaspers vorab schickt, legt diese Wert darauf, dass der Kontakt zu ihrem
Mann damals durch Hans von Eckardt erst ermöglicht wurde (vgl. G. Jaspers an W. Hinderer,
17. Januar 1963, DLA, A: Piper; W. Hinderer an G. Jaspers, 21. Januar 1963, Durchschlag, ebd.). Dies
fügte Piper daraufhin noch ein. Vgl. K. Piper: »Begegnung des Verlegers mit Karl Jaspers. Zugleich
eine Einleitung«, in: ders. (Hg.): Karl Jaspers - Werk und Wirkung, München 1963, 9-18, hier: 10.
35 Ebd., 9. - Vgl. K. Jaspers: Die geistige Situation der Zeit, Berlin 1931.
Einleitung des Herausgebers
dankbar.«30 Dass mit Piper ein Vorschein auf bessere Zeiten in sein Leben trat, wird
auch in der bereits erwähnten Dankesrede deutlich: »Schon im Krieg haben Sie früh,
als Hitler noch im Siegeszuge war, Beziehungen mit mir angeknüpft, offenbar das
Ende voraussehend, Künftiges vorbereitend.«31 Während der H. Goverts Verlag durch
Sternberger erst im Spätsommer 1944 auf ihn zutrat, zu einer Zeit also, da das Ende
absehbar war, hatte Piper den Kontakt zwei Jahre früher gesucht. Damals war welt-
politisch noch nichts entschieden, und wer in einer solchen Situation anklopfte,
musste über das verlegerische Kalkül hinaus auch ein inhaltliches, um nicht zu sagen
philosophisches Interesse haben. In der Tat: Piper hatte erfahren, dass sich Jaspers
einer neuen Grundlegung der Logik widme, und bekundete sogleich »persönlich und
verlegerisch« sein außerordentliches Interesse an diesem Werk.32
Eine wichtige Vermittlerrolle spielt bei der Anbahnung des Kontakts der Heidel-
berger Soziologie-Professor Hans von Eckardt,33 der, vom NS-Regime aus dem Hoch-
schuldienst entlassen, in den letzten Kriegsjahren viel Zeit in seinem Sommerhaus
über dem Isartal in Bayern verbrachte. Dort besuchte ihn Klaus Piper mehrmals. Auf
diese Weise gelangte dessen erster Brief zu Jaspers nach Heidelberg.34
Aus diesem Brief geht hervor, dass Jaspers für Piper kein Unbekannter war. Den
besonderen Eindruck, den dessen Texte auf ihn damals ausübten, hebt Piper später
mehrfach hervor: »Zum ersten Mal begegnete ich lesend Karl Jaspers im Jahre 1931.
Ich verdiente mir die ersten buchhändlerischen Sporen in der Münchner Buchhand-
lung Christian Kaiser. Beim Auspacken einer eben aus Leipzig eingetroffenen Sendung
stieß ich auf >Die geistige Situation der Zeit<, gerade als Band 1000 der »Sammlung
Göschen< erschienen. Der Titel zog mich sofort an.«35 »Jaspers' Buchtitel versprach,
30 K. Jaspers an W. Zilius, 22. März 1957, ebd.,207.
31 K. Jaspers: Antwort in mündlicher Rede am Vormittag 23. 2. 53 auf die Überreichung der Fest-
schrift, in diesem Band, S. 173.
32 Vgl. K. Piper an K. Jaspers, 21. August 1942, ebd., 5.
33 Zu Hans von Eckardt (1890-1957) vgl. Stellenkommentar, Nr. 2. - Nach dem Erscheinen von Vom
Ursprung und Ziel der Geschichte (1949) distanziert sich Eckardt von Jaspers. Denn der mit diesem
gut befreundete Heidelberger Privatdozent Kurt Rossmann berichtet: »Zu meiner Übung über die
Geschichtsphilosophie Ihres Mannes hält Eckardt eine >Gegenübung<. Er ist sinnlos wütig über
das Buch vom Ursprung und Ziel der Geschichte - hält aber selber nirgends stich. Die besseren
unter den Studenten opponieren ihm mit Erfolg.« (K. Rossmann an G. Jaspers, 25. Januar 1950,
DLA, A: Jaspers).
34 Vgl. K. Piper: Lesen heißt doppelt leben. Erinnerungen, unter Mitarbeit von D. von Erffa, München,
Zürich 2000, 125. - Als Piper anlässlich der Geburtstagsgabe Karl Jaspers - Werk und Wirkung seine
Einführung Gertrud Jaspers vorab schickt, legt diese Wert darauf, dass der Kontakt zu ihrem
Mann damals durch Hans von Eckardt erst ermöglicht wurde (vgl. G. Jaspers an W. Hinderer,
17. Januar 1963, DLA, A: Piper; W. Hinderer an G. Jaspers, 21. Januar 1963, Durchschlag, ebd.). Dies
fügte Piper daraufhin noch ein. Vgl. K. Piper: »Begegnung des Verlegers mit Karl Jaspers. Zugleich
eine Einleitung«, in: ders. (Hg.): Karl Jaspers - Werk und Wirkung, München 1963, 9-18, hier: 10.
35 Ebd., 9. - Vgl. K. Jaspers: Die geistige Situation der Zeit, Berlin 1931.