Einleitung des Herausgebers
XXXI
Ab Sommer 1952 beteiligt sich Kurt Rossmann, ein langjähriger Freund des Ehe-
paars Jaspers,72 am Fortgang der Festschrift, nicht nur durch die Übernahme der
Bibliographie.73 So stellt Rossmann bei einem Treffen mit Piper etwa fest, dass die
Psychiater lediglich durch Kolle repräsentiert seien, worin er ein Versäumnis Kol-
les als Herausgeber sieht.74 Piper schreibt sogleich den Psychiater Kurt Schneider an
und bedauert Kolles »Ungeschicklichkeit«.75 Während Hannah Arendt den Eindruck
hat, »dass Piper sich selbst als den eigentlichen Herausgeber betrachtet«,76 hebt die-
ser nochmals Kolles Verdienst durch die »konkrete Inangriffnahme der Festschrift«
hervor.77 Gertrud Jaspers fragt sich inzwischen, ob Kolle überhaupt als Herausge-
ber genannt werden müsse, dagegen dürfe Pipers Name keineswegs fehlen.78 Wenn
das so sein soll, dann auch nicht der Name Kolle.79 Doch vertraute Piper Rossmann
an, dass neun Zehntel der bisherigen Arbeit von ihm geleistet worden seien.8° Piper
bespricht dies schließlich mit Kolle persönlich und legt ihm dar, »dass die Nennung
72 Über sein Verhältnis zu Rossmann bemerkt Jaspers später einmal: »Sie sind nicht mein Schüler
(so etwas kann es in der Weise des Philosophierens, dem Sie wie ich folgen, nicht geben, - und
ist nicht einmal im äusserlichen Sinn der Fall, dass Sie bei mir promoviert hätten) [...]. Wir haben
gegenseitig von einander Impulse empfangen. Mir ist es eine tiefe Befriedigung, in all den Jahren
Ihre Urteilskraft zu erfahren, die selbständig, ohne jede Abhängigkeit mir von Ihnen entgegenge-
bracht wird. Sie sind im Bereiche der deutschen Philosophie eine der wenigen selbständigen Per-
sönlichkeiten, die unbeirrbar sind und die jede emotionale Störung durch Besinnung überwin-
den« (K. Jaspers an K. Rossmann, 14. Juni 1961, DLA, A: Jaspers). - Kurt Rossmann (1909-1980)
promovierte in Heidelberg 1943 mit der Dissertation Die Chronik des Samuel Simon. Heidelberg
1668-1711. Ein Beitrag zur Heidelberger Volkskunde. Die Habilitation folgte 1948 mit der Schrift Wis-
senschaft, Ethik und Politik. Erörterung des Grundsatzes der Voraussetzungslosigkeit in der Forschung.
Mit erstmaliger Veröffentlichung der Briefe Theodor Mommsens über den »Fall Spahn« und der Korre-
spondenz zu Mommsens öffentlicher Erklärung über »Universitätsunterricht und Konfession« aus dem
Nachlass Lujo Brentanos (Heidelberg 1949), 1957 wurde er in Heidelberg zum apl. Prof, ernannt.
1964 berief die Basler Universität ihn als o.Prof. für Systematische Philosophie und Geschichts-
philosophie.
73 Vgl. »Bibliographie der Werke und Schriften von Karl Jaspers, zusammengestellt von Kurt Ross-
mann«, in: Offener Horizont, 446-459.
74 Vgl. K. Rossmann an G. Jaspers, 30. Juli 1952, DLA, A: Jaspers.
75 Vgl. K. Piper an G.Jaspers, 25. August i952, ebd. - Kurt Schneider, zu dieser Zeit Rektor der Heidel-
berger Universität, sagt jedoch ab (vgl. K. Schneider an K. Piper, 30. August 1952, Abschrift, ebd.,
zum Wortlaut siehe Stellenkommentar, Nr. 497), ist aber erfreut darüber, dass Piper nochmals sei-
nen Kollegen Hans W. Gruhle aufgefordert habe, der Jaspers aus der Zeit seiner Tätigkeit an der
Heidelberger Psychiatrischen Klinik wohlbekannt ist (vgl. K. Schneider an K. Piper, 30. August
1952, Abschrift, ebd.). Dieser steuert einen Artikel bei: »Psychopathologie und akademischer
Unterricht«, in: Offener Horizont, 155-168. Vgl. hierzu auch Stellenkommentar, Nr. 495.
76 G.Jaspers u. H. Arendt an K. Rossmann, 2. August 1952, DLA, A: Jaspers.
77 K. Piper an G. Jaspers, 25. August 1952, ebd.
78 Vgl. G. Jaspers an K. Piper, 28. August 1952, Durchschlag, ebd.
79 Vgl. K. Piper an G. Jaspers, 2. September 1952, ebd.
80 Vgl. K. Rossmann an G. Jaspers, 6. September 1952, ebd.
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Ab Sommer 1952 beteiligt sich Kurt Rossmann, ein langjähriger Freund des Ehe-
paars Jaspers,72 am Fortgang der Festschrift, nicht nur durch die Übernahme der
Bibliographie.73 So stellt Rossmann bei einem Treffen mit Piper etwa fest, dass die
Psychiater lediglich durch Kolle repräsentiert seien, worin er ein Versäumnis Kol-
les als Herausgeber sieht.74 Piper schreibt sogleich den Psychiater Kurt Schneider an
und bedauert Kolles »Ungeschicklichkeit«.75 Während Hannah Arendt den Eindruck
hat, »dass Piper sich selbst als den eigentlichen Herausgeber betrachtet«,76 hebt die-
ser nochmals Kolles Verdienst durch die »konkrete Inangriffnahme der Festschrift«
hervor.77 Gertrud Jaspers fragt sich inzwischen, ob Kolle überhaupt als Herausge-
ber genannt werden müsse, dagegen dürfe Pipers Name keineswegs fehlen.78 Wenn
das so sein soll, dann auch nicht der Name Kolle.79 Doch vertraute Piper Rossmann
an, dass neun Zehntel der bisherigen Arbeit von ihm geleistet worden seien.8° Piper
bespricht dies schließlich mit Kolle persönlich und legt ihm dar, »dass die Nennung
72 Über sein Verhältnis zu Rossmann bemerkt Jaspers später einmal: »Sie sind nicht mein Schüler
(so etwas kann es in der Weise des Philosophierens, dem Sie wie ich folgen, nicht geben, - und
ist nicht einmal im äusserlichen Sinn der Fall, dass Sie bei mir promoviert hätten) [...]. Wir haben
gegenseitig von einander Impulse empfangen. Mir ist es eine tiefe Befriedigung, in all den Jahren
Ihre Urteilskraft zu erfahren, die selbständig, ohne jede Abhängigkeit mir von Ihnen entgegenge-
bracht wird. Sie sind im Bereiche der deutschen Philosophie eine der wenigen selbständigen Per-
sönlichkeiten, die unbeirrbar sind und die jede emotionale Störung durch Besinnung überwin-
den« (K. Jaspers an K. Rossmann, 14. Juni 1961, DLA, A: Jaspers). - Kurt Rossmann (1909-1980)
promovierte in Heidelberg 1943 mit der Dissertation Die Chronik des Samuel Simon. Heidelberg
1668-1711. Ein Beitrag zur Heidelberger Volkskunde. Die Habilitation folgte 1948 mit der Schrift Wis-
senschaft, Ethik und Politik. Erörterung des Grundsatzes der Voraussetzungslosigkeit in der Forschung.
Mit erstmaliger Veröffentlichung der Briefe Theodor Mommsens über den »Fall Spahn« und der Korre-
spondenz zu Mommsens öffentlicher Erklärung über »Universitätsunterricht und Konfession« aus dem
Nachlass Lujo Brentanos (Heidelberg 1949), 1957 wurde er in Heidelberg zum apl. Prof, ernannt.
1964 berief die Basler Universität ihn als o.Prof. für Systematische Philosophie und Geschichts-
philosophie.
73 Vgl. »Bibliographie der Werke und Schriften von Karl Jaspers, zusammengestellt von Kurt Ross-
mann«, in: Offener Horizont, 446-459.
74 Vgl. K. Rossmann an G. Jaspers, 30. Juli 1952, DLA, A: Jaspers.
75 Vgl. K. Piper an G.Jaspers, 25. August i952, ebd. - Kurt Schneider, zu dieser Zeit Rektor der Heidel-
berger Universität, sagt jedoch ab (vgl. K. Schneider an K. Piper, 30. August 1952, Abschrift, ebd.,
zum Wortlaut siehe Stellenkommentar, Nr. 497), ist aber erfreut darüber, dass Piper nochmals sei-
nen Kollegen Hans W. Gruhle aufgefordert habe, der Jaspers aus der Zeit seiner Tätigkeit an der
Heidelberger Psychiatrischen Klinik wohlbekannt ist (vgl. K. Schneider an K. Piper, 30. August
1952, Abschrift, ebd.). Dieser steuert einen Artikel bei: »Psychopathologie und akademischer
Unterricht«, in: Offener Horizont, 155-168. Vgl. hierzu auch Stellenkommentar, Nr. 495.
76 G.Jaspers u. H. Arendt an K. Rossmann, 2. August 1952, DLA, A: Jaspers.
77 K. Piper an G. Jaspers, 25. August 1952, ebd.
78 Vgl. G. Jaspers an K. Piper, 28. August 1952, Durchschlag, ebd.
79 Vgl. K. Piper an G. Jaspers, 2. September 1952, ebd.
80 Vgl. K. Rossmann an G. Jaspers, 6. September 1952, ebd.