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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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XXXVI

Einleitung des Herausgebers

Ausgelöst wurde dies durch die Zusendung eines Fahnenexemplars der inzwi-
schen mit dem Titel »Karl Jaspers - Eine Einführung in sein Werk - Zum 8o. Geburts-
tag« versehenen und verlagsintern als »Festschrift« bezeichneten Geburtstagsschrift
an Gertrud Jaspers: im ersten Teil die Beiträge von Jeanne Hersch, Golo Mann, Paul
Meyer-Gutzwiller, Dolf Sternberger u.a. über Jaspers' Philosophie in der gegenwärti-
gen Welt, im zweiten Teil Auszüge aus den autobiographischen Schriften und eine
Auswahl der Kernstellen seiner Philosophie, eingeleitet mit einem eigenen Beitrag
Klaus Pipers, abgeschlossen mit einer Bibliographie. Hinderer verband jene Zusen-
dung mit der Frage, ob die Textauswahl Gertrud Jaspers' Vorstellungen entspreche.104
Diese beauftragt daraufhin Paul Meyer-Gutzwiller, jenen engen Freund und zugleich
guten Kenner der Werke ihres Mannes, mit deren Prüfung. Dieser bestätigt wenig spä-
ter ihre eigenen, auch an Hannah Arendt übermittelten Bedenken:105 »Die Proportion
ist grotesk. Und das Ganze absurd. Es nennt sich Festschrift für K. J. und er speist die
Festschrift. Er also macht diese Propaganda für sich selbst. Es ist gegen alle Philoso-
phie, diese >Kuchen< herauszupicken [...]. ich muss morgen ganz gutartig, ohne Spit-
zen u. Schärfen einen Brief entwerfen mit meinem Nein. [...] man kann nach diesen
74 Fahnen Jaspers'sche Philosophie auswendig lernen, braucht also die Bücher auch
nicht zu kaufen! Alles grotesk. Und so unvornehm.«106 Auch wenn es ihr schwer falle,
Piper und Hinderer diese Enttäuschung zu bereiten, nimmt Gertrud Jaspers hier kaum
ein Blatt vor den Mund: »Ich finde die ganzen Fahnen, in der [sic!] mein Mann selbst
in der Festschrift sprechen soll, wirklich unmöglich. Ist das denn üblich? Eine Fest-
schrift soll doch nicht von dem, dem sie gewidmet wird, gespeist sein??? [...] was soll
mein Mann, was soll die Presse davon denken, dass die - vielleicht - aber von den Stil-
len in den Ländern - im Aneignen begriffene Philosophie von ihm selbst auf diese
Weise vereinfacht und von ihm propagiert dargereicht wird? - Dann braucht die Welt
sich nicht mehr anzustrengen! Ferner: der sonst so verständnisvolle Verleger macht
sich selbst und dem Autor Konkurrenz? Also ich kann nicht anders, als Sie selbst herz-
lich zu bitten, diese ganzen Fahnen aus den Werken meines Mannes wegzulassen.«107

104 Vgl. W. Hinderer an G. Jaspers, 14. Oktober 1962, DLA, A: Piper. - Der Brief ist, offenbar verse-
hentlich, auf den 14. November 1962 datiert.

105 Vgl. P. Meyer-Gutzwiller an G. Jaspers, 10. Dezember 1962, DLA, A: Jaspers.

106 G. Jaspers an H. Arendt u. H. Blücher, 8. Dezember 1962, DLA, A: Arendt. - Arendt ist ganz
Gertrud Jaspers' Meinung: »Pipers Vorschlag ist völlig unmöglich. [...] Er macht es wohl aus
Geschäftsgründen so schlecht - Festschriften verkaufen sich nicht, aber ein Jaspers-Reader
würde sich natürlich verkaufen. [...] Diese Sache darf er auf keinen Fall machen, Jaspers würde
sich mit Recht sehr ärgern! [....] Die ganze Geschichte ist idiotisch.« (H. Arendt an G. Jaspers,
16. Dezember 1962, DLA, A: Jaspers).

107 G. Jaspers an W. Hinderer, 10. Dezember 1962, DLA, A: Piper.
 
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