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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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XLII

Einleitung des Herausgebers

entbehrlichen Beiträge sind eliminiert: »Vielleicht sind damit die Bedenken, soweit es
möglich ist, beseitigt.«146
1.4 »Welcher Autor hätte solche Beteiligung des Verlegers!« Klaus Piper als Lektor
Häufig fungiert der Verleger als erster Leser eines neuen Werks. Doch Pipers Beteili-
gung an den Jaspers-Schriften geht vor allem in Jaspers' politischen Schriften so weit,
dass er die Druckfahnen - etwa der Friedenspreisrede (1958), von Freiheit und Wieder-
vereinigung (1960), des Bundesrepublikbuches (1966) und der Antwortschrift (1967)
mit zahlreichen Anmerkungen und Verbesserungsvorschlägen versah.147 Hierüber
war Jaspers zunächst verwundert, weil er dies von seinen früheren Verlagen so nicht
kannte. Doch welcher Autor hätte nicht gern eine solche Beteiligung des Verlegers.148
Ein Beispiel möge die Art dieser persönlichen Betreuung illustrieren, und zwar im
Zuge der Veröffentlichung von Vom Ursprung und Ziel der Geschichte (1949), bei der
die innere Beteiligung Pipers erstmals zum Tragen kommt. An einer Stelle des Textes
stutzt er bei seiner Lektüre, nämlich bei Jaspers' Darstellung der Konzentrationslager
und des Terrors »als schon geschehene grauenhafte Verwirklichungen, die symbo-
lisch, d.h. stellvertretend sind für die äussersten Möglichkeiten, die allen Menschen
in der Zukunft begegnen können.«149 In diesem Kontext rät Piper, nicht nur von den
»deutschen Konzentrationslagern« und vom »terroristischen Deutschland« zu spre-
chen. Diese Lager seien von fanatischen Nationalsozialisten eingerichtet und geführt
worden, während die Mehrheit des deutschen Volkes, soweit sie von den Lagern über-
haupt gewusst, sich zu diesen innerlich niemals bekannt habe.15° Außerdem gibt Piper
zu bedenken, dass Sowjetrussland »das System der Konzentrationslager und auch
der Menschenvernichtung aus politischen und ideologischen Gründen ebenfalls im
grössten Umfang durchgeführt« habe und weiterhin praktiziere. »Auch dies war alles
Terror.«151 Falls Jaspers keinen Hinweis auf die sowjetrussischen Greueltaten einfü-
gen möchte, schlägt Piper vor, die Konzentrationslager als nationalsozialistische zu
bezeichnen und auf dieselben Vergewaltigungen auch in anderen modernen totalitä-
ren Staaten hinzuweisen.152 Jaspers hält nun Pipers Kritik für so unmittelbar einleuch-
tend und selbstverständlich, dass er einen Schrecken bekommt bei dem Gedanken,

146 K. Jaspers an K. Piper, 15. Dezember 1950, in diesem Band, S. 126.

147 Vgl. K. Piper an K. Jaspers, 20. September 1958, ebd., 328-329 (zur Friedenspreisrede); K. Piper
an K. Jaspers, 9. November 1960, ebd., 390-391 (zu Freiheit und Wiedervereinigung); K. Piper an
K. Jaspers, 14./18. Januar 1966, ebd., 508-517 (zum Bundesrepublikbuch); K. Piper an K. Jaspers,
19. Januar 1967, ebd., 556-563 (zur Antwortschrift).

148 Vgl. K. Jaspers an K. Piper, 26. März 1961, ebd., 406.

149 K. Piper an K. Jaspers, 20. Januar 1949, ebd., 91-92.

150 Vgl. ebd.

151 Ebd., 92.

152 Vgl. ebd., 92-93.
 
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