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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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XLIV

Einleitung des Herausgebers

Wunsch nicht verschließen würde. »Akzeptiert habe ich aber Ihre Forderung, mit mei-
nem Kopf dafür zu haften (trotz Abschaffung der Todesstrafe in der Bundesrepublik),
daß Jaspers die Rede halten wird, wenn er sie zugesagt hat.«157 Im Mai übermittelt der
Verleger Lambert Schneider in seiner Funktion als Sekretär des Stiftungsrats Jaspers
die Nachricht der Preisverleihung am 28. September 1958, an der auch Bundespräsi-
dent Theodor Heuss teilnehmen wird, dass die in- und ausländische Presse breit ver-
treten ist und alle Radio- und Fernsehstationen die Veranstaltung übertragen werden.
Sofern Jaspers bereit sei, den Preis anzunehmen, wolle Schneider als Verantwortlicher
für den Ablauf vor Ort alle etwaigen Wünsche berücksichtigen und zuvor in Basel mit
ihm, seiner Ehefrau Gertrud Jaspers und Klaus Piper besprechen.158 Jaspers sagt nach
Beratung mit seiner Frau »und den ermutigenden und fürsorglichen [...] Bemerkun-
gen Herrn Pipers« zu.159 Als geeignete Persönlichkeit für die Laudatio erwägt Piper
neben Gabriel Marcel und Karl Löwith vor allem Hannah Arendt.160 Allein Letztere
scheint Jaspers »nicht nur passend, sondern grossartig«.161 Doch könne er, da mit ihr
»nah befreundet«, sie unmöglich selbst fragen, sondern müsse ihr gegenüber »gänz-
lich aus dem Spiel bleiben [...], damit sie unbefangen und frei entscheiden kann.«162
Daneben denkt Jaspers noch an Golo Mann, Hans von Campenhausen und Hellmut
Plessner als mögliche Kandidaten, doch Piper und Schneider verständigen sich rasch
auf Hannah Arendt.163 Diese war zunächst »verbluefft«, habe sich dann aber schnell
zur Zusage entschlossen, »da Jaspers offenbar dies gerne so will. Ich sagte ihm [...]:
Wenn Sie es mit mir riskieren wollen, will ich es auch mit mir riskieren.«164 An jener
vorbereitenden Besprechung, die am 21. Juni im Hause Jaspers stattfindet, nimmt sie
ebenfalls teil.165 Doch als das Programm der Veranstaltung im September feststeht, ist
Gertrud Jaspers verärgert: »Viel zuviel Musik und Ansprachen, bevor Kally zum Worte
kommt. Das gerade können seine Bronchien nicht. [...] Damals war alles anders und
exakt mit diesem doch entscheidenden Grund ausgesprochen. Ohne diese Rücksicht

157 K. Piper an R. Jaspert, 3. März 1958, Durchschlag, ebd. - Zu den einzelnen Wahlgängen, bei denen
auch der Basler Theologe Karl Barth als Kandidat fungierte, und der Rolle, die der damalige Bun-
despräsident Theodor Heuss dabei gespielt haben soll, vgl. Stellenkommentar, Nr. 1064.
158 Vgl. L. Schneider an K. Jaspers, 14. Mai 1958, DLA, A: Jaspers. - Zu Leben und Wirken Lambert
Schneiders vgl. KJG III/8.1, 835 (Korrespondentenverzeichnis).
159 K. Jaspers an L. Schneider, 16. Mai 1958, Durchschlag, DLA, A: Piper.
160 Vgl. K. Piper an K. Jaspers, 14. Mai 1958, in diesem Band, S. 316-317.
161 K. Jaspers an L. Schneider, 16. Mai 1958, Durchschlag, DLA, A: Piper.
162 Ebd.
163 Vgl. K. Piper an H. Arendt, 19. Mai 1958, HAZ, Cont. 30.10; L. Schneider an K. Jaspers, 20. Mai
1958, DLA, A: Jaspers.
164 H. Arendt an K. Piper, 8. Juni 1958, in: C. Christophersen: >... es ist mit dem Leben etwas gemeint<.
Hannah Arendt über Rahel Varnhagen (mit einer Edition des Briefwechsels zwischen Hannah Arendt
und Klaus Piper über Rahel Varnhagen), Königstein 2002, 254.
165 Vgl. L. Schneider an K. Jaspers, 6. Juni 1958, DLA, A: Jaspers.
 
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