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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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LIV

Einleitung des Herausgebers

über den tatsächlich erfolgten Verkauf des ehemaligen Familienverlags an die Bonnier
Gruppe zum i. Januar 1995 informiert, sondern wurde, da er nur über 20% der Anteile
verfügte und somit kein gesetzliches Mitspracherecht hatte, vor vollendete Tatsachen
gestellt. Der eigene Vater hatte den Juniorverleger - trotz formaler Beibehaltung gewis-
ser Rechte auch nach dem Verlagsverkauf - quasi entmachtet.225 Offenkundig traute
Klaus Piper seinem Sohn die Zukunftssicherung des Unternehmens in der von ihm
selbst jahrzehntelang innegehabten Position nicht zu; er brachte es aber ebensowe-
nig fertig, ihm dies zu kommunizieren.
Über die Arbeit eines Verlegers und dessen dazu erforderliches Kalkül hat sich
Klaus Piper mehrfach geäußert. Er spricht z.B. vom »>totalen< Charakter des verle-
gerischen Berufs, der die uneingeschränkte Hingabe an das tägliche, nie zu bewälti-
gende Pensum verlangt. Der Strom der Manuskripte, Bücher und Projekte, der münd-
lichen und schriftlichen Gespräche, der Beratungen und Berechnungen hört nie auf.
Für den wirklichen, den geborenen Verleger verwandelt sich fast alles, was ihm gei-
stig begegnet, in potentielle Buchthemen.«226 Trotz Klaus Pipers ausgeprägtem verle-
gerischen Kalkül kann ein aufrichtiges, persönlich wie sachlich motiviertes Interesse
an Karl Jaspers aufgrund seiner eigenen Beschäftigung mit einigen Jaspers-Schriften
nicht geleugnet werden.227 Denn diese Lektüre erfolgte ja zu einem Zeitpunkt, wo er
allein aus eigenem inneren Antrieb heraus und noch nicht in verlegerischem Kon-
text handelte.
In der Forschung wird gelegentlich suggeriert, dass der Einfluss Pipers auf Jaspers
so weit geht, dass er ihn in den 1950er und vor allem in den 1960er Jahren als politi-
schen Schriftsteller aufgebaut habe.228 So seien die Verhandlungen zwischen Verle-
ger und Autor »immer geprägt vom Wunsch des Verlegers, mit dem großen Philoso-
phen eine politische Integrationsfigur der jungen Bundesrepublik langfristig ans Haus

225 Vgl. ebd., 333.

226 K. Piper: »Zum Geleit«, in: R. Piper: Mein Leben als Verleger, 3-8, hier: 5. - An anderer Stelle äußert
sich Piper über den Beruf des Verlegers auf diese Weise: »Ständig liest er, hört er zu, ist begeistert
und zweifelt, regt an und entscheidet. Viele Tausende solcher Akte summieren sich in seinem
Leben, und auch sein Tun ist produktiv. Die Wahl unter den Manuskripten und Büchern, den
Ideen und Plänen - aus ihr spinnen sich die Fäden, mit denen der >Verlagsteppich< unablässig
weitergeknüpft wird, seinem inneren Grundmuster folgend - dabei dem Neuen, wo es originell,
wichtig, bewegend oder aufregend erscheint, aufgeschlossen. Der stete Wechsel von Reflexion
und Aktion, das Abwägen der geistigen Qualitäten mit den ökonomischen Bedingungen und
Chancen - daraus entsteht allerdings eine eigenartige innere Spannung. [...] Allerdings braucht
er eine freiheitliche gesellschaftliche Ordnung; sie ist sein Lebenselement wie das Wasser für den
Fisch.« (K. Piper: »Zur Geschichte des Verlags und über seine heutige Situation«, in: ders. (Hg.):
Stationen. Piper-Almanach 1904-1964, unter redaktioneller Mitarbeit von E. Herhaus, München
1964,9-24, hier: 23-24).

227 Vgl. K. Piper: »Karl jaspers. Erfahrungen aus verlegerischer Zusammenarbeit«, 186-187.

228 Vgl. E. Ziegler; 100 Jahre Piper, 179-184.
 
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