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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Einleitung des Herausgebers

LV

zu binden. Durch Produktivität und Erfolg, öffentliche Präsenz in [...] Presse, Funk
und Fernsehen wirkt Jaspers trotz Alter und chronischer Krankheit höchst anregend
und attraktiv«, so dass »diese Verlagsbeziehung für Piper zu einer wahren Erfolgsge-
schichte« wurde.229 Dies würde aber zweierlei implizieren: erstens, dass Jaspers sich
bereitwillig von Piper habe manipulieren lassen, und zweitens, dass Piper den politi-
schen Schriftsteller Jaspers stets dem Philosophen Jaspers vorgezogen und nur in ein-
seitiger Richtung motivierend auf ihn eingewirkt habe. Für beides gibt es jedoch keine
Anhaltspunkte.
Was die Manipulierbarkeit betrifft, so ist darauf hinzuweisen, dass es Jaspers war,
der nach 1945 in die Öffentlichkeit drängte und sich dabei keinem Medium verwei-
gerte.230 Piper musste ihn dazu nicht erst bewegen, zumal Jaspers früh erkannt hatte,
dass allein über diese Medien seine Werke die gewünschte weitausgreifende Wirkung
erzielen können.231 So verfasst er 1958 kurze Einleitungen zu vorgelesenen Auszügen
aus seinem bald herauskommenden Atombombenbuch für Sendungen in zahlrei-
chen Radiostationen: »So etwas gehört zu der modernen Propaganda, der man sich
anvertrauen muss, wenn man nicht in der Verborgenheit ungehört die blosse Schön-
heit des Nachdenkens genug finden will.«232
Auch die zweite Implikation, die Bevorzugung des politischen Schriftstellers
gegenüber dem Philosophen, lässt sich nicht halten. Die nahezu vollständig im DLA
Marbach erhaltene Korrespondenz legt eher das Gegenteil nahe, wie im Folgenden
gezeigt werden soll.
Als Ausarbeitung der ab Januar 1946 gehaltenen Vorlesung »Die geistige Situa-
tion in Deutschland« (WS 1945/46), aus der auch die Schrift Die Schuldfrage entnom-
men ist,233 beabsichtigt Jaspers spätestens im Frühjahr 1947, ein Buch über »Deutsche
Selbstbesinnung« zu verfassen.234 »Manuskript und Vorarbeiten [...] sind immerhin so
weit gediehen, dass ich es gern beendigen möchte.«235 Doch eine kleinere Schrift sei,

229 Ebd., 179.

230 Vgl. K. Piper: »Begegnung des Verlegers mit Karl jaspers«, 14.

231 Vgl. J. Wilke: Karl Jaspers und die Massenmedien. Der politische Philosoph im Widerstreit der Öffent-
lichkeit, Bremen 2018, 61-66 (Artikelserie zum Thema »Freiheit und Wiedervereinigung« in der
Wochenzeitung Die Zeit), 67-94 (Publikationen im Spiegel) und 95-116 (Vorträge und Inter-
views in Rundfunk und Fernsehen), 117 (Produktion der ersten Piper-Schallplatte mit der Frie-
denspreisrede).

232 K. Jaspers an E. Dugend, 11. Mai 1958, DLA, A: Jaspers.

233 Vgl. K. Jaspers: Die Schuldfrage, Heidelberg 1946.

234 Vgl- K. Jaspers an R. Piper, 11. März 1947, in diesem Band, S. 37, u. die dem Brief vom 2. April
1947 beigefügte Inhaltsübersicht, ebd., 42-43. - Zu diesem Projekt vgl. auch G. Hartmann:
»Eine unzeitgemäße philosophisch-politische Lagebestimmung nach 1945: Karl Jaspers und
sein unvollendetes Deutschlandbuch«, in: A. Hügli (Hg.): Jaspers - Stationen seines philosophischen
Wegs, Basel 2021, 151-169.

235 K. Jaspers an K. Piper, 9. April 1947, in diesem Band, S. 41.
 
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