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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Einleitung des Herausgebers

LVII

der Philosophie« in einem Band zu schreiben und die zweieinhalb Jahrtausende unter
Aufhebung des chronologischen Ablaufs [...] darzustellen, hat mich begeistert. Dies
ist ein Buch, das ich mir, der ich auf dem philosophischen Felde nur Liebhaber mit
sehr unvollkommenen Sachkenntnissen bin und bleiben werde, seit meiner Jugend
wünsche. [...] Daß Sie auch weiterhin an dem Buch über die deutsche Selbstbesinnung
tätig sind, freut mich sehr. Das Thema ist nach wie vor für die deutsche Zukunft von
vitaler Bedeutung. Ich würde mich glücklich schätzen, wenn unser Verlag einst durch
dieses Ihr Buch dazu beitragen dürfte, die von Ihnen so genannte Umformung des
deutschen Geschichtsbewußtseins mit dem Ziel einer maßvollen, realistischen Hal-
tung nach außen und innen zu befördern.«243
Hätte Piper Jaspers zum politischen Schriftsteller aufbauen wollen, hätte er anders
gewichtet und Jaspers umzustimmen versucht, wenngleich er doch gelegentlich
gewisse Ermunterungen hinsichtlich des Deutschlandbuches unternommen hat,244
und nicht ohne Erfolg. Denn sie beseitigten Jaspers' Hemmungen, so dass dieser in
den Sommerferien 1951 eine Ausarbeitung versucht.245 Piper hat aber insofern aus
verlegerischem Kalkül gehandelt, als er es nicht riskieren wollte, einen Bestseller-
autor seines Verlags durch das Drängen zu politischen Publikationen zu verlieren.
Darum hörte er aufmerksam darauf, was der gerade aktuelle Impuls des Autors, was
seine gegenwärtige Neigung ist. Denn mehrfach tat Jaspers gegenüber Piper kund,
dass es keinen Sinn mache, sich unter Zwang eine Schrift abzuringen. So bekun-
det er im November 1959, mit Blick auf die Manuskript-Abgabe seines - erst 1962
erschienenen - Buches Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung: »Ver-
sprechen hilft ja nichts. Ich kann es nur als recht wahrscheinlich annehmen. Aber
wie Sie wissen, arbeite ich eigentlich immer nur das, wozu ich jeweils die grösste
Lust habe, da das doch immer am meisten bringt. Abquälen kann man sich schwer
etwas.«246
Die Bevorzugung eines philosophischen Buchprojekts wie die »Weltgeschichte der
Philosophie« gegenüber einer politischen Schrift stellt für Piper eigentlich auch kei-
nen hart abgerungenen Kompromiss dar. Denn des Öfteren erinnert er Jaspers daran,
wie gern er im Vorblick auf das 50-jährige Verlagsjubiläum am 19. Mai 1954 jenes Pro-

243 K. Piper an K. Jaspers, 23. Mai 1950, ebd., 112-113.

244 Vgl. z.B. K. Piper an K. Jaspers, 9. März 1951, ebd., 133-134.

245 Vgl. Stellenkommentar, Nr. 402 (K. Jaspers an K. Piper, 7. Juli 1951, DLA, A: Piper, u. K. Jaspers an
F. Ernst, 5. September 1951, in: K. Jaspers; Korrespondenzen Politik Universität, 115).

246 K. Jaspers an K. Piper, 21. November 1959, in diesem Band, S. 358. - Auch als Piper überlegt,
zunächst als Privatdruck, Jaspers' Kindheitserinnerungen aus dem Jahre 1937/38 herauszubrin-
gen, entgegnet Jaspers mit Blick auf deren nochmalige Durcharbeitung: »Dazu habe ich im
Augenblick zwar keine Lust. Diese könnte aber zwischendurch einmal kommen.« (K. Jaspers an
K. Piper, 21. August 1962, ebd., 427).
 
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