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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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LXIV

Einleitung des Herausgebers

sich, mit Unterstützung Elisabeth Pipers, durchgesetzt - doch nur scheinbar. Denn
noch muss der Schutzumschlag von einem Graphiker, mit dem Rössner in Kontakt
steht, gestaltet werden. Der erste Entwurf aber »war noch nicht ganz so, wie wir es
uns dachten.«289 Vier Wochen später berichtet Rössner, dass »heute der, wie wir alle
glauben, recht wohlgelungene endgültige Entwurf für den Schutzumschlag und den
Einband zum RAHEL-Buch in den Verlag gekommen« sei.29° Dieser war allerdings so
gestaltet, dass für den vollständigen, dem Verlagsleiter verhassten Untertitel nicht
genug Platz blieb und auf »Eine Lebensgeschichte« verkürzt war, also genau in der
Version, die Piper einst vorschlug.291 Das legt die Vermutung nahe, dass Rössner den
Schutzumschlag nicht im Alleingang, sondern mit der Rückendeckung Pipers gestal-
ten ließ. Informiert war Piper sicherlich, vielleicht sogar involviert. Als Rössner im
Oktober 1995, zwei Jahre vor seinem Tod, von Claudia Christophersen noch einmal
zu diesem Kontext angefragt wurde, bekundete er sogleich: »Leider muß ich Sie ent-
täuschen! Ich habe keinerlei Erinnerung mehr an die [...] Lektoratsarbeit zu Hannah
Arendts Varnhagen-Buch.«292
Was Klaus Piper über Rössners politische Vergangenheit wusste, ist bis heute
unklar, zumal sich im VA Piper keine entsprechenden Unterlagen (mehr) befinden.
Piper gestand zwar durchaus zu, von Rössner über dessen Parteimitgliedschaft infor-
miert worden zu sein, bevor er ihn als Verlagsleiter anstellte. Dies habe ihn sehr getrof-
fen, da keiner der Verlagsangestellten in der NS-Zeit NSDAP-Mitglied gewesen sei. Von
Rössners Tätigkeit bei der SS und beim Reichssicherheitshauptamt (RSHA) habe er
hingegen nicht gewusst.293 Demgegenüber behauptete die Familie Rössner, Piper sei
darüber »detailliert informiert« gewesen.294
Wem soll man glauben? Dass Piper nichts gewusst habe, erscheint fraglich ange-
sichts der Tatsache, dass einer seiner Autoren über die unrühmliche Vergangenheit
des Verlagsleiters im Bilde war: Walter Jens, dessen Bücher Rössner in den 1960er Jah-
ren auch betreute. Sein Sohn, Tilman Jens (1954-2020), berichtet folgende Begeben-

zusatz von Ihrer Frau ist genau richtig. Dies war ein romantisches Leben, aber eben in jüdischer

Tonart.« (H. Arendt an K. Piper, 15. Februar 1959, ebd.).

289 H. Rössner an H. Arendt, 25. Februar 1959, HAZ, Cont. 30.11.

290 H. Rössner an H. Arendt, 6. April 1959, ebd.

291 Vgl. K. Piper an H. Arendt, 6. Februar 1959, in: C. Christophersen: Hannah Arendt über Rahel Varn-
hagen, 260. Es handelt sich somit nicht um Rössners eigenen Vorschlag vom 9. Januar 1959,
wovon Claudia Christophersen ausgeht (ebd., 67). - Eine Abbildung des Umschlags findet sich
bei E. Ziegler: 100 Jahre Piper, 196.

292 C. Christophersen: Hannah Arendt über Rahel Varnhagen, 67.

293 Vgl. M. Wildt: Generation des Unbedingten, 799 (mit Bezug auf eine entsprechende Mitteilung des
Verlegers vom 10. Mai 1996).

294 E. Ziegler: 100 Jahre Piper, 167.
 
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