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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Einleitung des Herausgebers

LXVII

»dass er auf Grund seiner vor einigen Tagen erfolgten Unterredung im Reichsminis-
terium für Volksaufklärung und Propaganda der Ansicht sei, dass dem Erscheinen
unseres Buches nichts mehr im Wege liege.«3°2 Der Verlag betont nochmals dessen
Wichtigkeit. Drei Wochen später telefoniert Klaus Piper mit dem Leiter der Abteilung
»Schrifttum« im Propagandaministerium und erzielt die Publikationserlaubnis. Dar-
aufhin bittet er um schriftliche Bestätigung,303 die eine Woche später eintrifft: »Gegen
die Herstellung des obengenannten Werkes bestehen von hier aus nunmehr keine
Bedenken.«304 Im November 1938 erscheint das Buch.3°5
Im Mai 1942, als Piper Jaspers wegen Veröffentlichungen anfragt, ist im Verlag
gerade für die Reihe Denkmäler des Theaters ein Band über den wenige Jahre zuvor
verstorbenen österreichischen Maler und Bühnenbildner Alfred Roller (1864-1935),
einen Lehrer Hitlers, in Vorbereitung. Die Finanzierung und Genehmigung des Pro-
jekts wurde von dem Gauleiter und Reichsstatthalter in Wien, Balduin von Schirach
(1907-1974), und Karl Ott, Ministerialdirigent im Propagandaministerium, auf den
Weg gebracht. In einem Brief an Goebbels bemerkt von Schirach: »Sie werden mit mir
der Ansicht sein, dass den Führer bei seiner Verehrung für Alfred Roller ein Dokument
des Lebenswerkes Rollers ausserordentlich freuen würde«.306 Umgehend folgt das Ein-
verständnis, und zwar mit der Auflage, »dass in der Publikation in geeigneter Form
darauf aufmerksam gemacht wird, dass die Drucklegung mit Unterstützung des Pro-
pagandaministeriums erfolgte.«3°7
Die beiden Beispiele zeigen: Der Piper Verlag hat sich mit den NS-Behörden arran-
giert und deren hierarchisches Gefüge offenbar durchschaut: Die häufig fernmünd-
lich gepflegte oder durch persönliches Vorsprechen verstärkte Fühlungnahme des
Piper Verlags mit hochrangigen Behörden veranlasste niedere Instanzen, bei höheren
nachzufragen, wie sich die Sache verhielte. Ausschlaggebend war stets das Reichsmi-
nisterium für Volksaufklärung und Propaganda, ihm mussten sich die untergeordne-
ten Reichskammern fügen. Somit kam es durchaus vor, dass selbst nach zwei Ableh-
nungen durch eine niedere Behörde ein Antrag letztlich auf höherer Ebene doch noch
bewilligt wurde. So beantragte der Piper Verlag im Februar 1943 die Zulassung der bei-
den Anthologien »Die junge Front« und »Deutscher Humor. Ein fröhliches Buch«.

302 Ebd.

303 Vgl. K. Piper an das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda (Abt. Schrifttum),
27. September 1938, Durchschlag, ebd.

304 Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda an den Piper Verlag, 4. Oktober 1938,
Abschrift, ebd.

305 E. Wiechert: In der Heimat. 72 Aufnahmen von Walter Gerull-Kardas, München 1938.

306 B. von Schirach (Reichsstatthalter in Wien) an J. Goebbels, 8. April 1942, BArch, R 55/252.

307 Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda an B. von Schirach, 16. April 1942,
ebd. - Dieser geplante Band ist jedoch nicht mehr erschienen, so dass die Reihe Denkmäler des
Theaters mit Band 12 endet.
 
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