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Karljaspers - Piper Verlag (1946)
13 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, mit dem Stempel Professor Jaspers Heidelberg Plöck 66
Heidelberg, 28.9.1946
Sehr verehrter Herr Piper!
Aus Genf heimgekehrt62 und hier leider erkrankt, möchte ich Ihnen doch in aller
Kürze ein paar Mitteilungen machen:
1) Ortega hat im letzten Augenblick abgesagt wegen Krankheit. Man hielt es all-
gemein für eine diplomatische Krankheit.63 So habe ich Ihren Auftrag nicht erfüllen
können.64
2) Ich habe Professor Röpke kennen gelernt, dessen Bücher seit 1942 einen unge-
wöhnlichen Welterfolg haben. Zwei von ihnen: »Gesellschaftskrise der Gegenwart«
und »Die deutsche Frage«, scheinen mir für Deutschland hervorragend wertvolle
Bücher.65 Ich habe den Autor veranlasst, mit Ihnen wegen einer deutschen Lizenzauf-
lage Fühlung zu nehmen. Von den glänzend geschriebenen Büchern würde vermut-
lich jede Auflagenhöhe sofort verkauft sein. Nun macht der Verleger Rentsch, Zürich,
Schwierigkeiten und will eine Gegenleistung, etwa die Abtretung eines Teiles meines
Werkes »Von der Wahrheit« für die Schweiz. Ich habe die Möglichkeiten aus Mangel
an Kenntnis von den geschäftlichen Realitäten nicht durchdacht. Meine Anregung
geschah aus Interesse für das deutsche Publikum und Ihren Verlag.
3) Mein Vortrag in Genf erscheint in der Schweiz in einem Sammelwerk mit acht
anderen Vorträgen in französischer Übersetzung.66 Ich habe mir das Recht ausbedun-
gen und erhalten, den Vortrag in Deutschland in einer einmaligen Auflage erschei-
nen lassen zu dürfen.67 Der Vortrag hat den Titel »Vom europäischen Geist«, hat einen
Umfang von etwa 24 Seiten von 41 Schreibmaschinenzeilen. Er wird im Augenblick
gerade abgeschrieben. Ich biete Ihnen den Vortrag an und bitte Sie zu überlegen, falls
Sie bereit sind, welche Form Sie wählen möchten und mir bejahendenfalls Ihre Bedin-
gungen vorzuschlagen.
Über alles Andere schreibe ich, wenn ich wieder gesund bin.
Mit den besten Empfehlungen
Ihr ergebener
Karl Jaspers
Karljaspers - Piper Verlag (1946)
13 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, mit dem Stempel Professor Jaspers Heidelberg Plöck 66
Heidelberg, 28.9.1946
Sehr verehrter Herr Piper!
Aus Genf heimgekehrt62 und hier leider erkrankt, möchte ich Ihnen doch in aller
Kürze ein paar Mitteilungen machen:
1) Ortega hat im letzten Augenblick abgesagt wegen Krankheit. Man hielt es all-
gemein für eine diplomatische Krankheit.63 So habe ich Ihren Auftrag nicht erfüllen
können.64
2) Ich habe Professor Röpke kennen gelernt, dessen Bücher seit 1942 einen unge-
wöhnlichen Welterfolg haben. Zwei von ihnen: »Gesellschaftskrise der Gegenwart«
und »Die deutsche Frage«, scheinen mir für Deutschland hervorragend wertvolle
Bücher.65 Ich habe den Autor veranlasst, mit Ihnen wegen einer deutschen Lizenzauf-
lage Fühlung zu nehmen. Von den glänzend geschriebenen Büchern würde vermut-
lich jede Auflagenhöhe sofort verkauft sein. Nun macht der Verleger Rentsch, Zürich,
Schwierigkeiten und will eine Gegenleistung, etwa die Abtretung eines Teiles meines
Werkes »Von der Wahrheit« für die Schweiz. Ich habe die Möglichkeiten aus Mangel
an Kenntnis von den geschäftlichen Realitäten nicht durchdacht. Meine Anregung
geschah aus Interesse für das deutsche Publikum und Ihren Verlag.
3) Mein Vortrag in Genf erscheint in der Schweiz in einem Sammelwerk mit acht
anderen Vorträgen in französischer Übersetzung.66 Ich habe mir das Recht ausbedun-
gen und erhalten, den Vortrag in Deutschland in einer einmaligen Auflage erschei-
nen lassen zu dürfen.67 Der Vortrag hat den Titel »Vom europäischen Geist«, hat einen
Umfang von etwa 24 Seiten von 41 Schreibmaschinenzeilen. Er wird im Augenblick
gerade abgeschrieben. Ich biete Ihnen den Vortrag an und bitte Sie zu überlegen, falls
Sie bereit sind, welche Form Sie wählen möchten und mir bejahendenfalls Ihre Bedin-
gungen vorzuschlagen.
Über alles Andere schreibe ich, wenn ich wieder gesund bin.
Mit den besten Empfehlungen
Ihr ergebener
Karl Jaspers