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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Karl Jaspers - Piper Verlag (1947)

wendigen Erkenntnisse und Gestaltungskräfte nicht erwachsen werden, bevor nicht
die Einsicht über das Gewordene und das heute Bestehende weithin geweckt ist. Sehr
interessieren würde mich, ob Sie, verehrter Herr Professor, im Schlussteil des Buches
beabsichtigen, Näheres über die Erneuerung der biblischen Religion, die Sie in der
Rede »Vom europäischen Geist« als für die Erneuerung Europas entscheidend prokla-
miert haben, auszuführen.130
Die Wichtigkeit Ihres neuen Buches erscheint mir vor allem auch deshalb ausseror-
dentlich gross, weil es für die vielen noch nicht zur Einsicht gekommenen Nationalso-
zialisten und Nationalistena eine heilsame Lektüre sein wird. Es kommt heute sehr viel
darauf an, sich in die psychologische Verfassung der ehemaligen Nazis hineinzuver-
setzen, wenn man ihnen helfen will, aus der geistigen Verkrampfung herauszukom-
men und fortschrittlich, im Sinn dieses Wortes, zu denken. Ich glaube, dass dies für
die Gewinnung einer gesunden deutschen Zukunft sehr wichtig ist, wobei man sich
allerdings nicht verhehlen darf, dass diese Aufgabe durch Handlungen und Versäum-
nisse der Nachkriegszeit, die nicht nötig gewesen wären, sehr schwer geworden ist.
Ich freue mich sehr, dass die Vorarbeiten für das Buch schon weit gediehen sind,
wenn auch, wie Sie schreiben, seine Vollendung erst in den Herbstferien möglich ist.
Das Buch bei einem Umfang von 300-400 Seiten dann noch bis Ende des Jahres her-
auszubringen, wird leider schwer möglich sein.
Haben Sie, verehrter Herr Professor, für den Vertrag über das Buch besondere Wün-
sche? Wenn ja, so wäre ich Ihnen für einen freundlichen Bescheid dankbar.131 Ich
würde mir dann erlauben, Ihnen unseren Vorschlag zu machen.
Anbei übersende ich Ihnen die Nr. 56 der Zeitschrift »Fontaine« mit dem Refe-
rat über die Genfer Tage von Jean Wahl. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir das
Heft gelegentlich zurücksenden würden. Ein gutes Referat ist auch im ersten Heft der
neuen, in Baden-Baden erscheinenden Zeitschrift »Merkur« erschienen.132 Ich bitte
den Herausgeber, Herrn Hans Paeschke,133 gleichzeitig, Ihnen das Heft, falls dies nicht
vielleicht schon geschehen ist, zuzusenden.
In der Hoffnung, bald wieder von Ihnen zu hören, verbleibe ich mit den besten
Grüssen
Ihr aufrichtig ergebener
Klaus Piper

a und Nationalisten hs. Einf.
 
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