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Karl Jaspers - Piper Verlag (1949)
Dass Sie Alfred Webers Kultursociologie verlegen wollen, freut mich sehr. Es ist ein
bedeutendes, unter den Werken der Lebenden einzig dastehendes Werk, das Ihrem
Verlag Ehre bringt. Es hat - wenn die Welt nicht so auf das Aktuelle aus wäre - auch die
Eigenschaften, für lange Jahre, vielleicht Jahrzehnte lesbar und anziehend zu sein. Es
ist viel gewichtiger und gehaltvoller als Toynbee.295 Aber es hat auch die Eigenschaf-
ten des eigenwilligen Verfassers im Stil. Ich lese es gern, aber manche Leute sträuben
sich und lassen sich entgehen, was heute für Geschichtsanschauung kaum ersetzbar
ist. Alfred Weber ist, wie kaum einer, eine »historische Seele«,296 er lebt in den mensch-
lichen Dingen, als ob sie gegenwärtig wären.
Herrn Schürch habe ich noch nicht wieder gesprochen. Bei Gelegenheit werde ich
ihm berichten.
Ihre freundliche Bereitwilligkeit zum Bücherbeschaffen wird mir sehr hilfreich
sein. Die »Strahlungen« kamen an - an früherem gemessen, etwas enttäuschend, aber
immer noch interessant -, auch die ausonische Erde von Nebel, und Toynbee.297 Sie
werden weitere Bitten von mir erhalten, zumal nach Erhalt der Prospekte, die Sie mir
in Aussicht stellen.
Das ist ein etwas langer Brief geworden.
Grüssen Sie bitte Ihren verehrten Vater und wiederholen Sie ihm meine herzlich-
sten Glückwünsche.
Mit herzlichen Grüssen
Ihr ergebener
Karl Jaspers
Ich lege noch eine Wunschkarte bei, - ausserdem erbitte ich aus Ihrem Verlag:
den Schopenhauer-Band mit Schopenhauers Bemerkungen zu Kant.298
Karl Jaspers - Piper Verlag (1949)
Dass Sie Alfred Webers Kultursociologie verlegen wollen, freut mich sehr. Es ist ein
bedeutendes, unter den Werken der Lebenden einzig dastehendes Werk, das Ihrem
Verlag Ehre bringt. Es hat - wenn die Welt nicht so auf das Aktuelle aus wäre - auch die
Eigenschaften, für lange Jahre, vielleicht Jahrzehnte lesbar und anziehend zu sein. Es
ist viel gewichtiger und gehaltvoller als Toynbee.295 Aber es hat auch die Eigenschaf-
ten des eigenwilligen Verfassers im Stil. Ich lese es gern, aber manche Leute sträuben
sich und lassen sich entgehen, was heute für Geschichtsanschauung kaum ersetzbar
ist. Alfred Weber ist, wie kaum einer, eine »historische Seele«,296 er lebt in den mensch-
lichen Dingen, als ob sie gegenwärtig wären.
Herrn Schürch habe ich noch nicht wieder gesprochen. Bei Gelegenheit werde ich
ihm berichten.
Ihre freundliche Bereitwilligkeit zum Bücherbeschaffen wird mir sehr hilfreich
sein. Die »Strahlungen« kamen an - an früherem gemessen, etwas enttäuschend, aber
immer noch interessant -, auch die ausonische Erde von Nebel, und Toynbee.297 Sie
werden weitere Bitten von mir erhalten, zumal nach Erhalt der Prospekte, die Sie mir
in Aussicht stellen.
Das ist ein etwas langer Brief geworden.
Grüssen Sie bitte Ihren verehrten Vater und wiederholen Sie ihm meine herzlich-
sten Glückwünsche.
Mit herzlichen Grüssen
Ihr ergebener
Karl Jaspers
Ich lege noch eine Wunschkarte bei, - ausserdem erbitte ich aus Ihrem Verlag:
den Schopenhauer-Band mit Schopenhauers Bemerkungen zu Kant.298