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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Karl Jaspers - Piper Verlag (1951)

kommt im vorliegenden Falle hinzu, daß ich immer wieder höre, wie gefährdet heute
der Fortgang der eigentlichen, geistig-produktiven Wissenschaftsarbeit dadurch sei,
daß die Grundlagenforschung mit soviel äußeren Schwierigkeiten heute zu kämpfen
habe als in früherer Zeit.
Wenn ich nach reiflicher Überlegung trotz der Einsicht in die Bedeutsamkeit Ihrer
Anfrage zu dem Schluß gekommen bin, daß wir für diese Publikationen doch nicht
die richtige verlegerische Heimstätte sind, so weniger wegen des trotz Druckkosten-
zuschüssen zu erwartenden finanziellen Risikos, sondern wegen des Umstands, den
Sie selbst schon als Grundfrage für unseren Verlag bezeichneten: daß wir an sich kein
eigentlich wissenschaftlicher Verlag sind, und zwar rein praktisch, arbeitsmäßig ge-
sehen.
Wie Sie, verehrter Herr Professor, selbst schon zu bemerken Gelegenheit hatten,
ist unser Verlag durch eine sehr persönliche Art seiner Führung charakterisiert. Es hat
dies seine Vorteile, aber auch - im vorliegenden Fall - seine Nachteile. Ein großer fach-
wissenschaftlicher Verlag wie de Gruyter und Springer ist auf die Veröffentlichung
einer jährlich großen Zahl streng wissenschaftlicher Publikationen durch einen ent-
sprechenden Apparat so eingerichtet, daß Arbeiten wie die von Ihnen genannten
ohne Schwierigkeit in der Herstellung wie im Vertrieb mitlaufen können, während
bei uns ich selbst an jedem Buch, das herauskommt, mehr oder weniger persönlichen
Anteil nehme, mich um die Ausstattung, die Werbung usw. kümmere, wenn ich natür-
lich auch für die Durchführung der Arbeiten über eine Reihe von Mitarbeitern verfüge.
Praktisch ist aber die gegenwärtige Struktur unseres Verlags eben die, daß eine
Hinzunahme wissenschaftlicher Fachpublikationen, die sich von vornherein nur
an einen engen Kreis wenden würden, die Intensität unserer Arbeit für die übrigen
Bücher, die für uns wesentlich sind und bleiben müssen, zwangsläufig verringern
müßte. Aus dieser Einsicht heraus wollen wir auch künftig, ohne uns natürlich ängst-
lich zu begrenzen, im weiteren Ausbau des Verlagsprogramms möglichst intensiv ver-
fahren und lieber einmal auf eine neue Möglichkeit verzichten, wenn wir dadurch die
Möglichkeit sehen, für wichtige, schon vorhandene Bücher noch Erfolgversprechen-
des tun zu können. So sind wir zum Beispiel mit dem Plan für einen neuen Gesamtpro-
spekt über die Bücher, die Sie uns anvertrauten, im Hinblick auf das Erscheinen von
»Rechenschaft und Ausblick« beschäftigt.
Der Gedanke, daß es sich bei den Autoren der geplanten Reihe wohl vor allem auch
um Schüler von Ihnen handelt und daß die Reihe somit auch das lebendige Fortwir-
ken Ihres philosophischen Lebenswerks dokumentieren würde, macht mir die Absage
besonders schmerzlich. Andererseits haben Sie mir selbst schon ein Nein in so freund-
licher Weise erleichtert. Ich bin Ihnen aufrichtig dankbar, daß Sie unsere Situation so
objektiv sehen. Sie ist, was ich zu erwähnen nicht vergessen möchte, abgesehen von
der persönlichen Arbeitsstruktur unseres Verlags, natürlich auch darin begründet,
 
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