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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Karl Jaspers - Piper Verlag (1951)

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schon zugänglich machen. Dem Lesestück liegt der Umschlag des Buchs bei, den ich -
verstehen Sie diese Feststellung pro domo - wiederum gut gelungen finde.
Es war mein Bestreben, den Rede- und Aufsätze-Band in der äußeren Form
»Ursprung und Ziel der Geschichte« anzugleichen, und wir haben Preetorius gebe-
ten, auch für die Neuauflage des »Philosophischen Glaubens« den Umschlag in die-
ser Gestalt neu zu zeichnen. Ich verspreche mir einen Vorteil davon, wenn die geistige
Nachbarschaft der Bücher auf diese Weise auch äußerlich hervortritt. (Die Neuauflage
vom »Philosophischen Glauben« ist ebenfalls schon ausgedruckt. Erfreulicherweise
entsteht keine Unterbrechung in der Auslieferung.)
Ich freue mich sehr, daß Sie trotz der zwangsläufigen Behinderung der Arbeit
an der »Weltgeschichte der Philosophie« mit dem Deutschland-Buch in letzter Zeit
intensiv beschäftigt waren. Die Bedeutung des Themas zeigte sich mir jüngst wieder
von einer neuen Seite, durch die Lektüre des »Fragebogen« von Ernst von Salomon.404
Dies ist ein im buchstäblichen Sinn sehr fragwürdiges Buch. Es ist in der deutschen
Presse, meines Wissens auch im Ausland, sehr verschiedenartig diskutiert worden.
Eine Klassifizierung wie »ein literarischer Remer« ist übers Ziel hinausgeschossen,405
wie andrerseits mancher Beifall aus durchsichtigen Gründen gespendet wurde. Nicht
nur wegen der unleugbaren schriftstellerischen Qualitäten, sondern vor allem wegen
des Stoffs halte ich das Buch als Dokument für wichtig, trotz der vielen und gewich-
tigen Aber: der Eitelkeit hinter dem Gewand von Selbstironie, der gefährlichen geisti-
gen und sittlichen Löchrigkeit der Position des Autors, die im Grund - im Hinblick auf
die faktische Situation Deutschlands gegenwärtig - überhaupt keine ist. Trotz allem
Negativen und Unsympathischen und bei allem Schillernd-Subjektiven birgt das
Buch Wirklichkeitselemente in sich, die schriftstellerisch meines Wissens in den letz-
ten Jahren sonst unbeachtet geblieben wären. Ich fühlte mich da und dort zur Frage
veranlaßt: welche Konsequenzen ergeben sich aus den Handlungen und Versäumnis-
sen zwischen 1918 und 1933 für die heutige deutsche Situation, vor allem nach innen.
Durch die Lektüre des »Fragebogens« wurde mir noch der banale Tatbestand bestür-
zend klar, wie unglaublich verschieden das Denken der Menschen ist. Eine Verab-
solutierung der »Geschichte« und dadurch des eigentlichen Volksschicksals wie bei
Salomon ist mir fremd. Wie ungeheuer schwer ist es heute für den Staatsmann, wenn
schon das Denken und Fühlen der Intellektuellen so enorm verschieden ist, die Men-
schen in einem Land unter einen Hut zu bringen! - Doch ich will nicht weiterfahren;
eben höre ich, daß Sie ja den »Fragebogen« schon durch uns bezogen haben.
Zu Ihrer Frage wegen des Ihnen angetragenen Bändchens in der Piper-Bücherei
darf ich Ihnen mitteilen, daß wir einheitlich ein Honorar von 5% vom gebundenen
Ladenpreis zahlen, der zur Zeit für jeden Band (einige illustrierte Kunstbände ausge-
nommen, die DM 2.50 kosten) DM 2.-- beträgt. Ich möchte Ihnen, verehrter Herr Pro-
fessor, gern, entsprechend bisher drei anderen Ausnahmefällen, ein Honorar von 6%
 
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