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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Karl Jaspers - Piper Verlag (1951)

149

Herr Piper bittet zu entschuldigen, daß er wegen vorzeitiger Abreise nicht selbst unter-
schreiben konnte.
I.A.
A. Knaus

82 Klaus Piper an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, aufBriefpapier des R. Piper & Co Verlags München
11. September 1951
Sehr verehrter, lieber Herr Professor!
Ihr freundlicher Brief vom 29. August kam, als mein Brief vom 31.8. gerade an Sie abge-
gangen war. Ich freue mich sehr, daß Sie seit der Rückkehr von St. Moritz so intensiv
an der Niederschrift des Buchs über die »Deutsche Selbstbesinnung« arbeiten. Das
Thema hat mich immer wieder beschäftigt. Ich möchte bei der Meinung bleiben, daß
Ihr Buch gerade wegen der politisch und psychologisch schwierigen Verhältnisse in
Deutschland und angesichts der problematischen Weltlage viel Gutes stiften könnte.
Die Stimmen Ihrer Freunde sind verständlich: der Konflikt der Weltmächte hat die
eine bei vielen Deutschen der Selbstbesinnung günstige Situation vom Sommer 1945
seither in einer Weise verändert, die damals nicht vorhersehbar war. Die vorerst wohl
unüberwindliche Spaltung Deutschlands macht die rasche Bildung eines neuen, d.h.
erstmaligen gemeinsamen Bewußtseins aller Deutschen unmöglich. Der Appell der
Westmächte an die »westlichen« Deutschen, das Ihre zur gemeinsamen Verteidigung
der Freiheit beizutragen, ist berechtigt; Amerika drängt mit Energie. Die entschei-
dende Frage scheint mir zu sein: Auf welche Weise könnten geistig führende Deutsche
wie Sie durch Erhellung und Bekenntnis dazu beitragen, den trotz SRP, Corpsstuden-
tentum, Apathie der sozial Deklassierten und trotz der gefährlichen weltpolitischen
Situation Deutschlands bei uns vorhandenen Prozess einer Selbstbesinnung, einer
Erneuerung des deutschen Bewußtseins zu fördern, das Wertvolle, Positive in ihm
zu beeinflussen, Richtungen für Erkennen und Handeln aufzuzeigen. Das Risiko von
Mißverständnissen besteht sicher; man kann sie nicht alle im vorhinein schon aufzu-
fangen suchen.
Ich weiß nicht, welche Erfahrungen Sie, verehrter Herr Professor, neuerdings mit
den aus Lörrach zu Ihren Vorlesungen kommenden deutschen Studenten machen.
Ich besuchte zwei der vier öffentlichen Vorlesungen über Nation und Staat und deren
Wesen im Spiegel der deutschen Geschichte, die Ortega y Gasset vor einigen Wochen
in München hielt.408 Die Reaktion der Jugend, die die Vorlesungen besuchte, wirkte
auf mich ermutigend. Ich hatte den Eindruck, auch aus mancherlei eigenen Gesprä-
chen, daß in ihr Keime leben, die hoffen lassen, daß aus der in der neueren deutschen
 
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