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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.71782#0274
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Karljaspers - Piper Verlag (1953)

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Sie sind, Herr Piper, für meine Arbeit und micha ein Glücksfall ersten Ranges
geworden.483 Schon im Krieg haben Sie früh, als Hitler noch im Siegeszuge war, Bezie-
hungen mit mir angeknüpft, offenbar das Ende voraussehend, Künftiges vorberei-
tendb. Seit 1945 haben Sie meine Schriften in die Öffentlichkeit gebracht, so hart-
näckig, so besonnen, mit so wohlüberlegter Propaganda, vor allem aber mit solcher
Beteiligung an meinen Ideen, dass Sie alle diese Jahre mich ermutigt haben. Ich weiss
mich in guten Händen, nicht nur des geschäftlich besorgten, sondern des für die
Sache mitverantwortlichen geistigen Willens eines Verlegers', dem sein Beruf Befrie-
digung nur dann gewährt, wenn nicht nur die Geschäfte gut gehen - die gewiss Sorge
genug bereiten -, sondern wenn das Antlitz des Verlages sich in der Welt sehen lassen
kann und etwas bedeutet.
Nun haben Sie durch die mühevolle Unternehmung einer Festschrift - soweit ich
aus Namen und Thematen entnehmed - etwas geleistet, was einen ganz eigentümli-
chen Charakter hat, abweichend von sonstigen Festschriften. Sie konnten nicht ein-
fach, wie ich annehme, meine Zunftgenossen aufforderne und einen Strom von Fach-
leuten veranlassen, zünftige Arbeiten' zu liefern, und diese dann als ein mehr oder
weniger ergiebiges Aggregat eben drucken. Sie mussten, so nehme ich an, Unwillen
und Fremdheit spüren, die, verschwiegen vielleicht, mich in der Zunft als einen Outsi-
der umgeben, - mussten vielleicht sehen, dass es gar nicht leicht war, gute Arbeiten zu
gewinnen. Sie hatten als Verleger einen Formungswillen und gewiss einen Willen der
kritischen Auswahl, um etwas mit dem möglichen Material, das Sie erst provozieren
mussten, zu gestalten, das nicht ganz und gar zufällige bleiben sollte. So wandten Sie
sich11 an einen grossen Kreis selbständiger Persönlichkeiten und haben etwas zusam-
mengebracht, was mir als Ganzes auf den ersten Blick einleuchtet. Hier ist sichtbar
geworden, was Sie eigentlich immer tun: mit einer klugen kritischen Energie beglei-
ten Sie die Arbeit der Autoren, fördern Sie durch Ihre Äusserungen und Erwartungen,
erfinden sogar Buchtitel wie den meinen »Rechenschaft und Ausblick«. Sie tun das
alles still, fast unmerklich und unaufdringlich, aber Sie werden als Verleger gleich-

a statt für meine Arbeit und mich im Entwurf für mich in meiner öffentl. Arbeit
b statt Künftiges vorbereitend im Entwurf und ohne Worte ermutigend - noch ein Fremder, -
dann mit der klugen, kritischen Energie, dem sorgfältigen Planen die Wege in die Öffentlichkeit
gebahnt, - dann geistig mithelfend durch Äußerungen und Erwartungen, was Sie von mir haben
möchten, - erfinderisch in Buchtiteln: »Rechenschaft und Ausblick«
c statt geistigen Willens eines Verlegers im Entwurfvon einem geistigen Willen geführten Verlegers
d statt Thematen entnehme im EntwurfTiteln sehe
e statt meine Zunftgenossen auffordern im Entwurfmeine Zunftkollegen auffordern als Vdg. für auf
den Knopf drücken
f nach Arbeiten im Entwurf gestr. für den Collegen
g statt zufällig im Entwurf zufälliges Aggregat
h nach sich im Entwurfkaum an die Zunft, sondern
 
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