Metadaten

Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.71782#0287
License: In Copyright

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
186

Karl Jaspers - Piper Verlag (1953)

schaft zum Ausdruck gebracht hat.541 Ich halte die Sache praktisch für unmöglich.
Der Band wird viel zu dick, um in Deutschland Erfolg zu haben. Die englischen Arbei-
ten müssten ins Deutsche übersetzt werden. Nur eine kleine Minderzahl ist ursprüng-
lich deutsch geschrieben. Ich erwarte darum, dass Kohlhammer am Ende Nein sagt.
Nun ist die Frage, ob ich eingreifen soll. Natürlich könnte ich Schilpp veranlassen,
den Band bei Ihnen herauszubringen. Aber selbst wenn Kohlhammer Ja sagen sollte,
würde ich nicht wagen, Ihnen die Sache im Ernste vorzuschlagen. Wenn ich umge-
kehrt Schilpp für Ihren Verlag überreden wollte, was höchstwahrscheinlich gelänge,
so müsste ich auf Ihren positiven Entschluss hinweisen können. Zwei parallele Ver-
handlungen sind ja anständigerweise nicht gut möglich. Ich möchte Sie nur aus-
drücklich bitten, mir Ihre Meinung mitzuteilen, und noch einmal rate ich ab. Selbst
wenn unerwarteterweise Kohlhammer das Werk drucken würde, scheint es mir für
uns beide nicht schlimm. Es ist kein Verlust, äusser dem einen, dass dann meine philo-
sophische Autobiographie nicht gesondert deutsch erscheinen könnte. Diese geson-
derte Erscheinung behalte ich mir als Recht vor nach Ablauf von einem bis zwei Jah-
ren nach Erscheinen des amerikanischen Buches, habe damit aber gar keine Eile.
Denn was ich für die Amerikaner schreibe, das würde in Deutschland hie und da eine
vielleicht unerwünschte Sensation erzeugen.
Eine andere Frage, die wir auch schon erörterten. Die »Psychologie der Weltan-
schauungen« habe ich mir nach Jahrzehnten einmal wieder angesehen, diesmal ver-
anlasst durch eine sehr positive Bemerkung in einer der für Schilpp geschriebenen
Arbeiten.542 Meine Bestellung des Buches in Holland für Sie ist nicht ausgeführt wor-
den, obgleich ich postwendend geschrieben hatte.543 Ob Sie sich das Buch einmal
aus der Bibliothek verschaffen könnten? Sollte es neu erscheinen, so müsste ich eine
Einleitung als Selbstkritik schreiben, die selber einen autobiographischen Charakter
haben würde. Streichungen im Text lassen sich hie und da vielleicht vornehmen, der
Gesamtumfang würde aber nicht wesentlich verändert. Hinzufügungen und stilisti-
sche Überarbeitungen kämen nicht in Frage. Mein jugendlicher Stil dürfte nicht ver-
schleiert werden. Ich schreibe heute ganz anders. Was mir beim Einblick in das Buch
von neuem klar wurde, ist, dass wirklich fast alles, was unter dem Namen Existenzphi-
losophie heute geht, in den Fragestellungen, Formulierungen da ist, wenn auch völ-
lig unausgearbeitet. Die Stimmung scheint mir so durchaus fühlbar. Ich stehe dem
Buche natürlich fast wie einer historischen Vergangenheit gegenüber. Das Buch ist
dem Namen nach wohl bekannt, aber praktisch in der Öffentlichkeit vergessen, nicht
mehr gelesen, weil es seit mehr als 20 Jahren vergriffen ist. Ich hatte Freude an der Exi-
stenz dieses Buches, als ich es jetzt mir ansah. Drum würde ich Sie noch einmal bit-
ten, das Problem einer Neuauflage zu prüfen. Ob dann allerdings, wenn es Ernst wird,
im letzten Augenblick Springer die Sache selbst machen würde, weiss ich nicht. Den
endgültigen Brief, in dem ich um Verzicht des Springer-Verlages bitte, möchte ich erst
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften