Metadaten

Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.71782#0294
Lizenz: In Copyright

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Karljaspers - Piper Verlag (1953)

193

114 Klaus Piper an Gertrud und Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers
München, den 29. Oktober 1953
Sehr verehrte, liebe, gnädige Frau,
sehr verehrter, lieber Herr Professor!
Für Ihre teilnehmenden Zeilen danke ich Ihnen Beiden561 herzlich, auch im Namen
meiner Mutter und meiner Geschwister. Noch bis vor wenigen Wochen hofften wir,
der Zustand meines Vaters habe sich so stabilisiert, daß wir ihn noch für einige Zeit
behalten dürften. Sein Körper war aber doch schon so geschwächt, daß er der Lungen-
entzündung, die meinen Vater neun Tage vor dem Ende befiel, nicht mehr gewach-
sen war. Der Tod war sanft; er war wirklich ein Übergehen in die Sphäre des Seins, von
der wir nichts wissen.
Schon heute empfinde ich, daß es ein Lebensgeschenk besonderer Art ist, das mir
mein Vater machte und das mich mit ihm in einer Weise, die über die natürliche
Anhänglichkeit hinausgeht, für immer verbinden wird: die liebevolle Toleranz, mit
der er meine eigene Art zu erkennen suchte und sie förderte, als sie sich allmählich
deutlicher zeigte. Daß der Vater dem Nachfolger die freie Entfaltungsmöglichkeit ein-
räumt, ist nicht immer die Regel. Auch glaube ich, daß Männer, die wie mein Vater
den Menschen gütig und hilfsbereit begegneten, bei klarer, ja auch abweisender Ent-
schiedenheit in allem Sachlich-Geistigen, für unsere Zeit, in der sich die Grenzen zwi-
schen diesen Bereichen häufig verwischen, vorbildlich sind.
Herzlich danke ich Ihnen, lieber Herr Professor, für Ihre guten Wünsche zu mei-
ner künftigen Tätigkeit und grüße Sie Beide, auch im Namen meiner Frau, herzlich
als Ihr ergebener
Klaus Piper
P.S. In den nächsten Tagen werde ich mir erlauben, Ihnen, Herr Professor, über einige
laufende Verlagsdinge zu schreiben.562
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften