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Karl Jaspers - Piper Verlag (1954)
zustellen, Manuskripte der Autoren nur mit deren ausdrücklicher Zustimmung wei-
terzugeben.6°°
Ich freue mich sehr auf das Erscheinen der Bultmann-Diskussion, freue mich auch
über die grosse Nachfrage, die Ihre Vertreter schon provoziert haben. Aus England
kamen von zwei Verlegern Anfragen wegen Übersetzung.601 Es ist merkwürdig. Ich
glaube, dass das blosse Faktum einer Diskussion so etwas wie Sensation macht, und
dies noch mehr, wenn das Grundproblem schon im Kreise der Theologen seit 12 Jah-
ren solches Aufsehen macht. Nun kommt durch die Veröffentlichung in Ihrem Verlag
die Sache in weitere Kreise. Das ist schön.
Mit herzlichen Grüssen und vielem Dank
Ihr ergebener
Karl Jaspers
121 Klaus Piper an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, aufBriefpapier des R. Piper & Co Verlags München, am Briefkopfhs. Notiz
von Jaspers Springer schreiben
München, den 8. Juli 1954
Lieber, sehr verehrter Herr Professor!
Sehr gern denken meine Frau und ich an unseren letzten Besuch bei Ihnen zurück.
Ihre liebe Gattin und Sie nahmen uns wieder in besonders freundlicher Weise auf. Es
ist wirklich eine Freude für uns, daß wir uns bei Ihnen fast wie zuhause fühlen dürfen.
Plastisch steht mir vor Augen, was Sie über die weitere Entwicklung Ihrer Arbeit an
der Weltgeschichte der Philosophie berichteten. Die sich Ihnen zeigende notwendige
Verbreiterung der Darstellung und die sich dabei abzeichnende Gliederung in drei
Bände stellt ein Werk in Aussicht, das von epochaler Bedeutung sein wird. Ich glaube,
daß durch den Aufbau als Triptychon - die Darstellung der weltgeschichtlichen Bewe-
gung als solcher, die Bildnisse der großen Philosophen und die in Methoden und
Absichten einführende Propädeutik - die fundamentale Neuartigkeit des Unterneh-
mens schon von außen auf die eindrucksvollste Weise manifestiert sein wird. Heute
schon möchte ich - der Verleger denkt ja auch immer an die praktische Chance - dem
Werk nicht nur die große und sichere geistige Wirkung voraussagen, sondern auch
einen großen buchhändlerischen Erfolg.602
Meine Frau und ich fanden Sie, lieber Herr Professor, diesmal besonders frisch. Sie
werden es gewiß nicht als Äußerung von naivem Egoismus verstehen, wenn ich den
Wunsch ausspreche, daß diese Schaffenskraft und -freude Ihnen - trotz der dauernd
erforderlichen körperlichen Rücksichtnahme - auf viele Jahre hinaus erhalten blei-
ben möchte. Wie Ihre Gattin Ihnen dabei hilft und in ihrem Temperament dabei ein
Karl Jaspers - Piper Verlag (1954)
zustellen, Manuskripte der Autoren nur mit deren ausdrücklicher Zustimmung wei-
terzugeben.6°°
Ich freue mich sehr auf das Erscheinen der Bultmann-Diskussion, freue mich auch
über die grosse Nachfrage, die Ihre Vertreter schon provoziert haben. Aus England
kamen von zwei Verlegern Anfragen wegen Übersetzung.601 Es ist merkwürdig. Ich
glaube, dass das blosse Faktum einer Diskussion so etwas wie Sensation macht, und
dies noch mehr, wenn das Grundproblem schon im Kreise der Theologen seit 12 Jah-
ren solches Aufsehen macht. Nun kommt durch die Veröffentlichung in Ihrem Verlag
die Sache in weitere Kreise. Das ist schön.
Mit herzlichen Grüssen und vielem Dank
Ihr ergebener
Karl Jaspers
121 Klaus Piper an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, aufBriefpapier des R. Piper & Co Verlags München, am Briefkopfhs. Notiz
von Jaspers Springer schreiben
München, den 8. Juli 1954
Lieber, sehr verehrter Herr Professor!
Sehr gern denken meine Frau und ich an unseren letzten Besuch bei Ihnen zurück.
Ihre liebe Gattin und Sie nahmen uns wieder in besonders freundlicher Weise auf. Es
ist wirklich eine Freude für uns, daß wir uns bei Ihnen fast wie zuhause fühlen dürfen.
Plastisch steht mir vor Augen, was Sie über die weitere Entwicklung Ihrer Arbeit an
der Weltgeschichte der Philosophie berichteten. Die sich Ihnen zeigende notwendige
Verbreiterung der Darstellung und die sich dabei abzeichnende Gliederung in drei
Bände stellt ein Werk in Aussicht, das von epochaler Bedeutung sein wird. Ich glaube,
daß durch den Aufbau als Triptychon - die Darstellung der weltgeschichtlichen Bewe-
gung als solcher, die Bildnisse der großen Philosophen und die in Methoden und
Absichten einführende Propädeutik - die fundamentale Neuartigkeit des Unterneh-
mens schon von außen auf die eindrucksvollste Weise manifestiert sein wird. Heute
schon möchte ich - der Verleger denkt ja auch immer an die praktische Chance - dem
Werk nicht nur die große und sichere geistige Wirkung voraussagen, sondern auch
einen großen buchhändlerischen Erfolg.602
Meine Frau und ich fanden Sie, lieber Herr Professor, diesmal besonders frisch. Sie
werden es gewiß nicht als Äußerung von naivem Egoismus verstehen, wenn ich den
Wunsch ausspreche, daß diese Schaffenskraft und -freude Ihnen - trotz der dauernd
erforderlichen körperlichen Rücksichtnahme - auf viele Jahre hinaus erhalten blei-
ben möchte. Wie Ihre Gattin Ihnen dabei hilft und in ihrem Temperament dabei ein