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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.71782#0330
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Karljaspers - Piper Verlag (1955)

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140 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, mit dem Stempel Prof. Karl Jaspers Basel Austrasse 126
Basel, den 24. Juni 1955
Lieber Herr Piper!
Ich danke Ihnen herzlich für Ihren Brief vom 22. Juni. Sie haben eine herrliche Reise
gemacht und mit Ihrer Frau gewiss die schönsten Tage in der Mittelmeerlandschaft
erlebt.686 Dass sich für Sie damit zugleich verlegerische Unternehmungen verbinden,
beflügelt gewiss sowohl die Reise wie diese Unternehmungen.
Ich glaube, dass es heute angemessen ist, wenn ich Sie über meine Arbeitslage und
die weiteren Pläne informiere, zumal um damit auf einige Ihrer Fragen die Antwort zu
geben. Im Winter habe ich einen vollständigen Arbeitsurlaub, ich brauche keine ein-
zige Stunde zu lesen. Da hoffe ich »Die grossen Philosophen« zu vollenden. Wissen
kann ich das natürlich nicht. Sie erinnern sich, dass die »Weltgeschichte der Philo-
sophie« in drei Bücher zerfallen ist: 1. Die grossen Philosophen, 2. das Werk, das den
Titel »Weltgeschichte der Philosophie« behält, in dem auf die Anschauung der gros-
sen Persönlichkeiten zugunsten aller andern Gesichtspunkte verzichtet wird, 3. eine
kürzere Schrift über Aufgaben und Methoden der Philosophiegeschichte. Obgleich
von diesem dritten Band schon ein Manuskript von über 250 Seiten und viele wei-
tere Notizen, alles aus meiner Heidelberger Zeit, vorliegen, ist es meines Erachtens
das weniger wichtige gegenüber der Ausführung der Sache selbst. Sollte es mir ver-
gönnt sein, so lang zu leben, würde ich dann vor jener dritten Schrift wahrscheinlich
zunächst lieber den 2. Band meiner Logik ausarbeiten.687 Sie sehen, dass eine Anzeige
der »Weltgeschichte der Philosophie« jetzt verfrüht wäre.688 Auch gegen eine Anzeige
der »Grossen Philosophen« habe ich ein »abergläubisches« Widerstreben, da ich das
Manuskript noch nicht in der Vollständigkeit der ersten Fassung vorliegen habe, die
mir erst eine gewisse Sicherheit geben würde.
Über Satzspiegel und Druckweise der »Grossen Philosophen« - übereinstimmend
mit der »Weltgeschichte der Philosophie« - würde ich gern bald mit Ihnen noch ein-
mal ausführlicher sprechen, da bei der endgültigen Fassung des Werkes ich zum Dis-
ponieren die bestimmten Voraussetzungen brauche, die mich genau wissen lassen,
wieviel ich schreiben darf und wieviel ich streichen muss. Der Umfang der »Grossen
Philosophen« ist geplant identisch mit der »Weltgeschichte der Philosophie«: etwa
700 Druckseiten im Satzspiegel Windelbands bei zwei Druckgrössen.
Sie denken an eine nochmalige Publikation meines Vortrags über den europä-
ischen Geist689 in der Piper-Bücherei. Ich wünsche mir das eigentlich nicht und würde
es lieber haben, dass bei Anfragen von Ihrem Verlag auf die Reden und Aufsätze ver-
wiesen würde.690 Dies umsomehr, als ich aus meinem Deutschlandbuch (jetzt geplan-
ter Titel: Deutsches Selbstbewusstsein) nicht gerne vorher ein Stück preisgebe.691 Die
 
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