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Karl Jaspers - Piper Verlag (1956)
grundsätzlich auch den »Typus«. Ein Grosser lässt sich nicht subsumieren, wohl aber
durch eine Typus-Vorstellung wesentlich erleuchten.
Nun wäre ein möglicher Plan: zunächst erschiene ein erster Band (A und B), nur
sieben Persönlichkeiten. Das Manuskript könnte ich im Oktober liefern. Es wird
schon ein starker Band. Ich muss noch genau zählen, schätze aber auf ungefähr 1 000
Schreibmaschinenseiten. C würde den zweiten Band, D einen dritten Band bilden, -
vielleicht alle Jahre ein Band. Ich könnte im Oktober auch wohl bis Schelling oder bis
Bruno abliefern. Doch dann erfolgt der Schnitt zwischen den Bänden an einer sach-
lich ungünstigen Stelle.
Die Übersicht und meine wenigen Bemerkungen können Ihnen natürlich nur
einen oberflächlichen Eindruck vermitteln. Wir müssen darüber sprechen. Einwände
sind zahlreich. Sie sind in der Einleitung durch die positive Entwicklung meiner Idee
beiläufig abgewehrt. Die Hauptsache ist, wie ich eben schrieb: dass jeder Einzelne der
Dargestellten als er selber behandelt wird, nicht durch Subsumtion unter das Schema
des Ganzen gleichsam gefangengesetzt ist. Jeder sprengt auch das Schema. Trotzdem
würde mir eine blosse Reihe von Monographien nicht genugtun. Es kommt auf die
Idee des Ganzen an, wenn sie auch nicht angemessen, sondern nur in einem vielleicht
übermütigen Versuch verwirklicht werden kann.
Verlegerisch ist das Problem von Anfang an bis heute der Umfang und der Laden-
preis. Es werden auch bei Teilung immer noch starke Bände. Aber der Sinn meiner
ganzen Arbeit ist geknüpft an weite Verbreitung. Der relativ billige Ladenpreis ist eine
Lebensfrage für das Ganze.
Ich bin mir bewusst, ein philosophiegeschichtliches Werk in die Welt zu setzen,
das bei Kontinuität mit der Überlieferung und mit dem Willen zur Bewahrung etwas
der Sache und Methode nach Neues bedeutet: denkende Menschen nicht bloss zu
informieren, sondern in Fühlung zu bringen mit der Philosophie selbst und ihren
grössten Erscheinungen und diese Menschen gleichsam heimisch zu machen in die-
ser erlauchten Gemeinschaft. Es ist die Frage, ob unsere Zeit etwas Derartiges noch
haben will. Ich will sehr viel mehr als mit dem »Schelling« (der mit seinem Namen
zwar auch in dem grossen Werke vorkommt, aber nur mit einem kurzen Hinweis).783
Für heute schliesse ich und behalte alles Weitere unserem Gespräche vor.
Mit herzlichen Grüssen
Ihr
Karl Jaspers
Karl Jaspers - Piper Verlag (1956)
grundsätzlich auch den »Typus«. Ein Grosser lässt sich nicht subsumieren, wohl aber
durch eine Typus-Vorstellung wesentlich erleuchten.
Nun wäre ein möglicher Plan: zunächst erschiene ein erster Band (A und B), nur
sieben Persönlichkeiten. Das Manuskript könnte ich im Oktober liefern. Es wird
schon ein starker Band. Ich muss noch genau zählen, schätze aber auf ungefähr 1 000
Schreibmaschinenseiten. C würde den zweiten Band, D einen dritten Band bilden, -
vielleicht alle Jahre ein Band. Ich könnte im Oktober auch wohl bis Schelling oder bis
Bruno abliefern. Doch dann erfolgt der Schnitt zwischen den Bänden an einer sach-
lich ungünstigen Stelle.
Die Übersicht und meine wenigen Bemerkungen können Ihnen natürlich nur
einen oberflächlichen Eindruck vermitteln. Wir müssen darüber sprechen. Einwände
sind zahlreich. Sie sind in der Einleitung durch die positive Entwicklung meiner Idee
beiläufig abgewehrt. Die Hauptsache ist, wie ich eben schrieb: dass jeder Einzelne der
Dargestellten als er selber behandelt wird, nicht durch Subsumtion unter das Schema
des Ganzen gleichsam gefangengesetzt ist. Jeder sprengt auch das Schema. Trotzdem
würde mir eine blosse Reihe von Monographien nicht genugtun. Es kommt auf die
Idee des Ganzen an, wenn sie auch nicht angemessen, sondern nur in einem vielleicht
übermütigen Versuch verwirklicht werden kann.
Verlegerisch ist das Problem von Anfang an bis heute der Umfang und der Laden-
preis. Es werden auch bei Teilung immer noch starke Bände. Aber der Sinn meiner
ganzen Arbeit ist geknüpft an weite Verbreitung. Der relativ billige Ladenpreis ist eine
Lebensfrage für das Ganze.
Ich bin mir bewusst, ein philosophiegeschichtliches Werk in die Welt zu setzen,
das bei Kontinuität mit der Überlieferung und mit dem Willen zur Bewahrung etwas
der Sache und Methode nach Neues bedeutet: denkende Menschen nicht bloss zu
informieren, sondern in Fühlung zu bringen mit der Philosophie selbst und ihren
grössten Erscheinungen und diese Menschen gleichsam heimisch zu machen in die-
ser erlauchten Gemeinschaft. Es ist die Frage, ob unsere Zeit etwas Derartiges noch
haben will. Ich will sehr viel mehr als mit dem »Schelling« (der mit seinem Namen
zwar auch in dem grossen Werke vorkommt, aber nur mit einem kurzen Hinweis).783
Für heute schliesse ich und behalte alles Weitere unserem Gespräche vor.
Mit herzlichen Grüssen
Ihr
Karl Jaspers