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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Karl Jaspers - Piper Verlag (1956)

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stärker innerlich ausgerüstet für die bevorstehenden entscheidenden Schritte der
Verlagsstrategie (definitive Entscheidung des Satzspiegels, Grundlinien für die Wer-
bung, die mittels eines großen Prospekts sehr frühzeitig einsetzen soll, usw.). - Inzwi-
schen ist Herr Krauße am Sonntag zur Buchdruckerei Göbel nach Tübingen gefahren,
um dem Inhaber und seinen maßgebenden Mitarbeitern persönlich das Manuskript
mit allen Erläuterungen zu übergeben. Im Augenblick ist also die genaue Umfangs-
berechnung bei der Firma Göbel schon im Gang. Diese Berechnung kann unmöglich
an einem Tag durchgeführt werden; denn es wird von dem zuständigen Faktor jede
einzelne Seite des Manuskripts in die Hand genommen. Eine unverbindliche Schät-
zung, die an einem Tag erfolgen könnte, würde ihren Zweck verfehlen. - Das Resul-
tat erwarte ich für Anfang nächster Woche. Ich werde Sie sogleich über die Meldung
der Druckerei und über den von uns für richtig gehaltenen endgültigen Satzspiegel
unterrichten.
Die Lektüre in dem Manuskript hat mir sehr starken Eindruck gemacht. Die Ein-
leitung ist ein in sich bedeutungsvolles großes Stück philosophischer Literatur. Mei-
sterhaft finde ich die Einfachheit und Klarheit, die Identität zwischen Gehalt und
Form der Aussage. Eigentümlich war es mir, in dieser ruhig-gelassenen Ausbreitung
der Grundlagen zu dem großen Unternehmen die Steigerung zu verspüren, die z.B.
in dem Abschnitt über das Problem der Größe, über den Philosophen in der Polari-
tät von Gut und Böse zum Ausdruck kommt.814 Großartig ist das ständige, unablenk-
bare Sehen der Widersprüche, das Durch-sie-Hindurchgehen auf dem nie zu verlie-
renden Boden des Menschlichen, das erweckende, aufrufende Hintreten der großen
Denker auch im Individuellen ihrer Existenz, im Geschichtlichen ihrer Zeit und ihrer
Wirkung.
In seiner originalen Konzeption ist dies in der Tat ein Studien- und Lesewerk des
ersten Ranges - ein Werk, für das wirken zu dürfen, den Verleger glücklich macht.
Auch über Ihren Vortrag über die Atombombe habe ich in der letzten Zeit wieder-
holt nachgedacht. Es freut mich außerordentlich, daß Sie neben den Vorlesungen an
der Ausarbeitung tätig sind. Ich versuche, innerlich daran teilzunehmen, wie dring-
lich-unabweisbar die bedrückenden Ereignisse dieser Tage hinter Ihren Gedanken und
Kenntnissen stehen. Wenn ich eine Mutmaßung aussprechen darf, so ist es die, daß
Sie, lieber Herr Professor, vielleicht besonders auch dem Schluß des bisherigen Textes
in der Ausarbeitung Ihre Aufmerksamkeit zuwenden: dort, wo der Philosoph, nach-
dem er die Situation unnachsichtig, aufs höchste eindringlich gezeichnet hat, auch
sein Wort des Appells zum Guten, der Hilfe sagen will.815 Der Philosoph betritt dabei
die Zone, wo sein Wort in einem konkreten Sinn auch Handeln ist. Kann es aber
wirklich Handeln sein - hinauswirkend über den Kreis der einzelnen, die schon bereit
sind, miteinander kommunizierend den Weg der Vernunft bis zu deren noch sichtba-
rer äußerster Möglichkeit zu gehen? Natürlich ist die Frage zu bejahen. Aber der Inhalt
 
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