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Karl Jaspers - Piper Verlag (1957)
Inzwischen habe ich auch von befreundeter Seite endlich Genaueres über Ihr und
Ihrer Gattin persönliches Schicksal unter dem nationalsozialistischen Regime erfah-
ren.871 Ich bin geradezu furchtbar betroffen hierdurch. Lassen Sie mich Ihnen dies
eingestehen. Möge meine geliebte Geburtsstadt Basel den schweren Wundschmerz
wenigstens lindern. Denn völlig heilbar sind diese Schmerzen nie.
Ihr verehrend ergebener
Hans Volkelt
170 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, hs. PS, mit dem Stempel Prof. Karl Jaspers Basel Austrasse 126
Basel, 4.5.57
Lieber Herr Piper!
Auf Ihren eingehenden, so sorgfältig durchdachten Eilbrief872 will ich gleich ant-
worten.
Das Gesamtbild der Reihe und Termine der Publikationen wird mir klar. Also neh-
men wir den 25. Januar 1958 als Termin für das Erscheinen der »Atombombe«. Worin
die Erweiterungen bestehen werden, will ich Ihnen bald durch eine Inhaltsübersicht
mitteilen.
Inbezug auf den Radiovortrag folge ich Ihnen trotz meines gegenteiligen Ent-
schlusses nun wohl doch, wenn auch mit Widerstreben.873 Dies wird vielleicht hinfäl-
lig durch ein kurzes Vorwort, das ich eben geschrieben habe und beilege,874 und nach-
dem Sie die Sachlage nochmal erwogen haben.
Das Buch wird, der Natur der Sache nach, unter gleichem Titel erscheinen. Wenn
das unvorteilhaft ist, muss ich jetzt verzichten. Denn das Buch ist viel wichtiger als
dieser Vortrag.
Ferner möchte das Buch - das sage ich im Gegensatz zu Prof. Volkelt - sich an wei-
teste Kreise wenden. Wenn Sie es sozusagen als esoterisches Buch für einen engeren
Kreis herausbringen, dann möchte ich ebenfalls lieber auf die Concurrenz durch den
eigenen Vortrag verzichten. Vom Erscheinen des Buches ab müsste der Verkauf des
Vortrags eingestellt werden, da jeder Satz des Vortrags im Buche wiederkehrt, wenn
auch manchmal anders disponiert, an anderer Stelle als jetzt.
Also bitte ich Sie: Nur wenn Sie mir versichern können, dass die oben genannten
Punkte keine Beeinträchtigung meines Januarbuches und seiner Wirkung zur Folge
haben, möchte ich der jetzigen Veröffentlichung zustimmen.
Das Manuscript kann nicht viel Mühe machen. Nur die richtigen Überschriften
und die sehr kleinen Abschnitte, die beim Vortrag wegen Zeitmangel fortfallen muss-
ten, sind einzufügen. Ich will gleich daran gehen und denke es diesem Brief noch bei-
Karl Jaspers - Piper Verlag (1957)
Inzwischen habe ich auch von befreundeter Seite endlich Genaueres über Ihr und
Ihrer Gattin persönliches Schicksal unter dem nationalsozialistischen Regime erfah-
ren.871 Ich bin geradezu furchtbar betroffen hierdurch. Lassen Sie mich Ihnen dies
eingestehen. Möge meine geliebte Geburtsstadt Basel den schweren Wundschmerz
wenigstens lindern. Denn völlig heilbar sind diese Schmerzen nie.
Ihr verehrend ergebener
Hans Volkelt
170 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, hs. PS, mit dem Stempel Prof. Karl Jaspers Basel Austrasse 126
Basel, 4.5.57
Lieber Herr Piper!
Auf Ihren eingehenden, so sorgfältig durchdachten Eilbrief872 will ich gleich ant-
worten.
Das Gesamtbild der Reihe und Termine der Publikationen wird mir klar. Also neh-
men wir den 25. Januar 1958 als Termin für das Erscheinen der »Atombombe«. Worin
die Erweiterungen bestehen werden, will ich Ihnen bald durch eine Inhaltsübersicht
mitteilen.
Inbezug auf den Radiovortrag folge ich Ihnen trotz meines gegenteiligen Ent-
schlusses nun wohl doch, wenn auch mit Widerstreben.873 Dies wird vielleicht hinfäl-
lig durch ein kurzes Vorwort, das ich eben geschrieben habe und beilege,874 und nach-
dem Sie die Sachlage nochmal erwogen haben.
Das Buch wird, der Natur der Sache nach, unter gleichem Titel erscheinen. Wenn
das unvorteilhaft ist, muss ich jetzt verzichten. Denn das Buch ist viel wichtiger als
dieser Vortrag.
Ferner möchte das Buch - das sage ich im Gegensatz zu Prof. Volkelt - sich an wei-
teste Kreise wenden. Wenn Sie es sozusagen als esoterisches Buch für einen engeren
Kreis herausbringen, dann möchte ich ebenfalls lieber auf die Concurrenz durch den
eigenen Vortrag verzichten. Vom Erscheinen des Buches ab müsste der Verkauf des
Vortrags eingestellt werden, da jeder Satz des Vortrags im Buche wiederkehrt, wenn
auch manchmal anders disponiert, an anderer Stelle als jetzt.
Also bitte ich Sie: Nur wenn Sie mir versichern können, dass die oben genannten
Punkte keine Beeinträchtigung meines Januarbuches und seiner Wirkung zur Folge
haben, möchte ich der jetzigen Veröffentlichung zustimmen.
Das Manuscript kann nicht viel Mühe machen. Nur die richtigen Überschriften
und die sehr kleinen Abschnitte, die beim Vortrag wegen Zeitmangel fortfallen muss-
ten, sind einzufügen. Ich will gleich daran gehen und denke es diesem Brief noch bei-