Karl Jaspers - Piper Verlag (1958)
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der Sender, das Unternehmen durchzuführen, schon rein psychologisch noch befe-
stigt wird.
Dankend bestätige ich noch Ihr Einverständnis mit der Lizenzausgabe Ihrer »Ein-
führung« bei der Deutschen Buch-Gemeinschaft. Diese verständigen wir gleichzeitig.
Ich freue mich, daß Herr Dr. Salmony im nächsten Winter eine Vorlesung zu sei-
nem »Einführungs«-Buch halten will. Mit Spannung erwarte ich schon das Expose,
das dann die erste Gesprächsgrundlage wäre. Ihnen, lieber Herr Professor, danke ich
besonders für Ihre persönliche Anteilnahme an dem Plan.
Erlauben Sie bitte noch zwei kleine Hinweise zum Exkurs über die Göttinger Erklä-
rung:947 auf Manuskript-Seite 428 heißt es: »Die Bundesregierung, die nur ein gerin-
ges Ansehen bei den Menschen der Bundesrepublik hat ...« - vielleicht ist »geringes«
etwas zu stark. Nach meinem Empfinden würde ich sagen »deren Ansehen (merkwür-
dig) begrenzt ist«.948 Im Schluß des Exkurses fassen Sie die Kritik in einer Folge von je
Positiv-Negativ-Sätzen zusammen. In einem Satz sagen Sie dabei: »... in Bezug auf die
westdeutsche Politik sind sachlich alle Erörterungen der Lage, der Zusammenhänge
und Konsequenzen ...«949 In den vorhergegangenen Ausführungen des Exkurses wird
aber eigentlich nur das deutsche Lage-Bewußtsein der Forscher positiv bewertet (die
Einsicht in die Kleinstaat-Situation), während doch die in der Erklärung zum Aus-
druck kommenden Einsicht[en] in die Zusammenhänge, vor allem Konsequenzen
der Lage (unklare Loyalität zum Westen, gefährliche Konsequenzen aus einem emo-
tionellen Neutralismus) negativ bewertet werden? - Als Pluspunkt zugestehen kann
man übrigens den Forschern noch die Gesinnung, daß einmal weithin hörbar die
innere deutsche Umkehr nach der Katastrophe der Gewaltpolitik zum Ausdruck kom-
men sollte (darin ist ja ihre Erklärung mit radikalen Stimmen von Protestanten ver-
wandt). Sehr wichtig ist Ihre Betonung, daß die Forscher nicht als solche, sondern als
bloße Staatsbürger sprachen, soweit der Gehalt ihrer Erklärung politisch war. Dabei
wäre noch die erlaubte Frage, ob sich die Forscher nüchtern Rechenschaft ablegten
über die Wirkung dessen, was sie sagten, auf das aktuelle psychologische Bewusstsein
der Massen (hierzu interessant eine Anmerkung von Weizsäcker in dem beiliegenden
kleinen Aufsatz aus der neuen Nummer des »Merkur«).950
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Klaus Piper
Der »Göttinger« Exkurs ist sehr wichtig und bedeutend, besonders eindrucksvoll ist
auch »Gandhi«.951
a von heißt bis werden, hs. Unterstreichungen im Typoskript und Anstreichung am Rand sowie Randnotiz
von Jaspers Zur Korrektur
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der Sender, das Unternehmen durchzuführen, schon rein psychologisch noch befe-
stigt wird.
Dankend bestätige ich noch Ihr Einverständnis mit der Lizenzausgabe Ihrer »Ein-
führung« bei der Deutschen Buch-Gemeinschaft. Diese verständigen wir gleichzeitig.
Ich freue mich, daß Herr Dr. Salmony im nächsten Winter eine Vorlesung zu sei-
nem »Einführungs«-Buch halten will. Mit Spannung erwarte ich schon das Expose,
das dann die erste Gesprächsgrundlage wäre. Ihnen, lieber Herr Professor, danke ich
besonders für Ihre persönliche Anteilnahme an dem Plan.
Erlauben Sie bitte noch zwei kleine Hinweise zum Exkurs über die Göttinger Erklä-
rung:947 auf Manuskript-Seite 428 heißt es: »Die Bundesregierung, die nur ein gerin-
ges Ansehen bei den Menschen der Bundesrepublik hat ...« - vielleicht ist »geringes«
etwas zu stark. Nach meinem Empfinden würde ich sagen »deren Ansehen (merkwür-
dig) begrenzt ist«.948 Im Schluß des Exkurses fassen Sie die Kritik in einer Folge von je
Positiv-Negativ-Sätzen zusammen. In einem Satz sagen Sie dabei: »... in Bezug auf die
westdeutsche Politik sind sachlich alle Erörterungen der Lage, der Zusammenhänge
und Konsequenzen ...«949 In den vorhergegangenen Ausführungen des Exkurses wird
aber eigentlich nur das deutsche Lage-Bewußtsein der Forscher positiv bewertet (die
Einsicht in die Kleinstaat-Situation), während doch die in der Erklärung zum Aus-
druck kommenden Einsicht[en] in die Zusammenhänge, vor allem Konsequenzen
der Lage (unklare Loyalität zum Westen, gefährliche Konsequenzen aus einem emo-
tionellen Neutralismus) negativ bewertet werden? - Als Pluspunkt zugestehen kann
man übrigens den Forschern noch die Gesinnung, daß einmal weithin hörbar die
innere deutsche Umkehr nach der Katastrophe der Gewaltpolitik zum Ausdruck kom-
men sollte (darin ist ja ihre Erklärung mit radikalen Stimmen von Protestanten ver-
wandt). Sehr wichtig ist Ihre Betonung, daß die Forscher nicht als solche, sondern als
bloße Staatsbürger sprachen, soweit der Gehalt ihrer Erklärung politisch war. Dabei
wäre noch die erlaubte Frage, ob sich die Forscher nüchtern Rechenschaft ablegten
über die Wirkung dessen, was sie sagten, auf das aktuelle psychologische Bewusstsein
der Massen (hierzu interessant eine Anmerkung von Weizsäcker in dem beiliegenden
kleinen Aufsatz aus der neuen Nummer des »Merkur«).950
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Klaus Piper
Der »Göttinger« Exkurs ist sehr wichtig und bedeutend, besonders eindrucksvoll ist
auch »Gandhi«.951
a von heißt bis werden, hs. Unterstreichungen im Typoskript und Anstreichung am Rand sowie Randnotiz
von Jaspers Zur Korrektur