Karl Jaspers - Piper Verlag (1959)
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nominiert - interessanterweise offenbar, weil sich die christlich-konfessionellen Mit-
glieder des Wahlgremiums sehr für ihn eingesetzt hatten. Da aber Bedenken geäußert
wurden, sei ein zweiter Wahlgang beschlossen worden. Dies sei, wie mir Herr Jaspert
versicherte, durchaus normal. Der zweite Wahlgang sei nicht kausal ausschließlich
oder überwiegend durch die erst später erfolgte Äußerung von Heuss, daß er zu Barth
nicht kommen werde, verursacht worden. Ich legte Herrn Jaspert nahe, doch der
Presse eine Erklärung des Börsenvereins zu dem Vorgang zu übergeben. Er äußerte das
Bedenken, daß man die einzelnen Stufen einer solchen Wahl, bei der es ja immer hin
und her ginge und die selten im ersten Anlauf zum definitiven Ergebnis führe, nicht
gut der Öffentlichkeit bekanntgeben könne. Jaspert erklärte, daß Ihre Nominierung
selbstverständlich nicht etwa erst in letzter Stunde als »Ersatz« erfolgt sei. Ihr Name
habe ja schon früher in den Gesprächen eine wesentlichea Rolle gespielt, und die Wahl
sei Ausdruck der echten und bejahenden Entscheidung des deutschen Buchhandels.
Ich werde mich bei Herrn Jaspert wieder erkundigen, um zu hören, was er mit sei-
nen Kollegen im Börsenvereins-Vorstand wegen einer Stellungnahme für die Presse
beschlossen hat. Ich bin sonst nicht dafür, Dinge, die eigentlich eine Klärung erfor-
dern, wegen damit verbundener Schwierigkeiten auf sich beruhen zu lassen. In die-
sem Fall glaube ich aber nicht, daß eine Stellungnahme des Börsenvereins forciert
werden sollte. Denn die großen Zeitungen wollen offenbar auf den Vorgang nicht ein-
gehen, und die Verleihung des Friedenspreises war ja - als Akt selbst und in der Aus-
strahlung der ganzen Folgen - ein so überwältigend positives Ereignis, daß das, was
vor einigen Wochen durch einen kleinen Teil der Presse ging, in der Proportion dem-
gegenüber doch nur eine kleinere Sache ist.
Als Drucksache schicke ich Ihnen ein paar weiter nicht wichtige Dinge, in die hin-
einzusehen Sie aber vielleicht doch interessiert: zwei Vorträge aus dem »Rotarier«, der
Monatszeitschrift des Rotary-Clubs (diese beiden Beiträge als sozusagen Stimmungs-
Symptome); dann einen Bericht über den Frankfurter Vortrag von Henry A. Kissinger
»Eine Alternative zum Selbstmord« und einen Rundfunk-Vortrag von Dr. Clemens
Münster (Direktor des Bayerischen Fernsehens, christlicher Intellektueller und Kon-
vertit): »Die Technik, die Atombombe und die christliche Verantwortung«.1073 Der
Vortrag wurde im letzten Jahr Anfang August gehalten und später im Funk gesen-
det; seine Gedankengänge sind Ihnen vertraut, aber vielleicht lohnt die Wieder-
Begegnung mit einigen Aspekten doch.
Mit vielen herzlichen Grüßen und guten Wünschen
Ihr
Klaus Piper
a wesentliche hs. Einf.
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nominiert - interessanterweise offenbar, weil sich die christlich-konfessionellen Mit-
glieder des Wahlgremiums sehr für ihn eingesetzt hatten. Da aber Bedenken geäußert
wurden, sei ein zweiter Wahlgang beschlossen worden. Dies sei, wie mir Herr Jaspert
versicherte, durchaus normal. Der zweite Wahlgang sei nicht kausal ausschließlich
oder überwiegend durch die erst später erfolgte Äußerung von Heuss, daß er zu Barth
nicht kommen werde, verursacht worden. Ich legte Herrn Jaspert nahe, doch der
Presse eine Erklärung des Börsenvereins zu dem Vorgang zu übergeben. Er äußerte das
Bedenken, daß man die einzelnen Stufen einer solchen Wahl, bei der es ja immer hin
und her ginge und die selten im ersten Anlauf zum definitiven Ergebnis führe, nicht
gut der Öffentlichkeit bekanntgeben könne. Jaspert erklärte, daß Ihre Nominierung
selbstverständlich nicht etwa erst in letzter Stunde als »Ersatz« erfolgt sei. Ihr Name
habe ja schon früher in den Gesprächen eine wesentlichea Rolle gespielt, und die Wahl
sei Ausdruck der echten und bejahenden Entscheidung des deutschen Buchhandels.
Ich werde mich bei Herrn Jaspert wieder erkundigen, um zu hören, was er mit sei-
nen Kollegen im Börsenvereins-Vorstand wegen einer Stellungnahme für die Presse
beschlossen hat. Ich bin sonst nicht dafür, Dinge, die eigentlich eine Klärung erfor-
dern, wegen damit verbundener Schwierigkeiten auf sich beruhen zu lassen. In die-
sem Fall glaube ich aber nicht, daß eine Stellungnahme des Börsenvereins forciert
werden sollte. Denn die großen Zeitungen wollen offenbar auf den Vorgang nicht ein-
gehen, und die Verleihung des Friedenspreises war ja - als Akt selbst und in der Aus-
strahlung der ganzen Folgen - ein so überwältigend positives Ereignis, daß das, was
vor einigen Wochen durch einen kleinen Teil der Presse ging, in der Proportion dem-
gegenüber doch nur eine kleinere Sache ist.
Als Drucksache schicke ich Ihnen ein paar weiter nicht wichtige Dinge, in die hin-
einzusehen Sie aber vielleicht doch interessiert: zwei Vorträge aus dem »Rotarier«, der
Monatszeitschrift des Rotary-Clubs (diese beiden Beiträge als sozusagen Stimmungs-
Symptome); dann einen Bericht über den Frankfurter Vortrag von Henry A. Kissinger
»Eine Alternative zum Selbstmord« und einen Rundfunk-Vortrag von Dr. Clemens
Münster (Direktor des Bayerischen Fernsehens, christlicher Intellektueller und Kon-
vertit): »Die Technik, die Atombombe und die christliche Verantwortung«.1073 Der
Vortrag wurde im letzten Jahr Anfang August gehalten und später im Funk gesen-
det; seine Gedankengänge sind Ihnen vertraut, aber vielleicht lohnt die Wieder-
Begegnung mit einigen Aspekten doch.
Mit vielen herzlichen Grüßen und guten Wünschen
Ihr
Klaus Piper
a wesentliche hs. Einf.