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Karl Jaspers - Piper Verlag (1959)
206 Karl Jaspers an Klaus Piper
Manuskript; DLA, A: Piper
Basel, 30.3.59
Lieber Herr Piper!
Herzlich danke ich Ihnen für Ihren Ostergruss und mit mir meine Frau, und Dank für
die christliche Schrift zur Atombombe (ungewöhnlich unter den Theologen). Und vor
allem erwidere ich herzlich Ihre guten Wünsche.
Ich bin im Gesamtzustand wieder gesund, arbeite wie sonst, aber bin noch etwas
heiser. Hoffentlich wird es bis zum Semester gut, damit ich lesen kann.1079
Der Rückgang des Absatzes der Atombombe war eigentlich zu erwarten. Das
»Nachwort« kann ich jetzt leider nicht schreiben. Die Semesterarbeit wird restlos mit
der Arbeit an den grossen Philosophen zusammenfallen. Vorher und nachher will ich
einen Beitrag zu einer Festschrift für Heinrich Barth (70. Geburtstag) - bitte ganz ver-
traulich, da er überrascht werden soll - schreiben, habe ihn halb fertig: »Der philo-
sophische Glaube angesichts der christlichen Offenbarung«. Natürlich habe ich alle
Autorenrechte mir vorbehalten. Wegen einer amerikanischen Ausgabe wird infolge
einer zufälligen Anfrage von dort schon verhandelt.1080
Sehr erfreulich ist Ihr Bericht über den Absatz meiner Bücher im 2. Halbjahr 1958.
Bei dem financiellen Erfolg für mich habe ich zugleich die Befriedigung, dass Ihr Ver-
lag mit meinen Büchern endlich einmal auch ein grösseres Geschäft gemacht hat. Das
ist, wie ich Ihnen oft ausgesprochen habe, zu nicht geringem Teil Ihrer wohlbedach-
ten »Strategie« und Propaganda zu verdanken.
Eine billige »Volksausgabe« meiner »Atombombe« wäre mir natürlich sehr lieb. Ich
habe den berechtigten Wunsch, von möglichst vielen Menschen gelesen zu werden.
Ob man auch an die Fischer-Bücherei denken könnte? Da würde der Umfang allerdings
wohl zwei Bände verlangen. Der Preis für zwei Bände wäre, wenn ich richtig erinnere,
5 Mark (pro Band 2.50). Das ist ein wirklich niederer Preis, der zieht. Ein Ladenpreis
unter der Hälfte der Originalausgabe, etwa zehn Mark, wäre für den Zweck wohl immer
noch viel zu hoch. Der Erfolg von »Ursprung und Ziel der Geschichte« in der Fischer-
Bücherei ist, denke ich, sehr lehrreich. Damit wurde das Buch wirklich erst in breiten
Kreisen bekannt. Ich habe es an verschiedenen Weisen des Widerhalls gemerkt, der vor-
her gefehlt hatte. Vielleicht sprechen wir darüber, wenn wir uns das nächste Mal sehen.
Ich beglückwünsche Sie, dass Sie Quaroni als Autor gewannen.1081 Durch Renato de
Rosa und Rossmann habe ich schon viel Gutes von ihm gehört.1082
Was Sie politisch schreiben, coincidiert mit meiner Unruhe. Unsere Socialdemo-
kraten sind schlimm. Mit dieser deutschen Realität, die sich nun völlig decouvriert,
muss man von nun an rechnen. Das darf man nicht vergessen. Die CDU fühlt sich viel
zu sicher. Im Augenblick ist die SPD allerdings noch keine direkte Gefahr.
Karl Jaspers - Piper Verlag (1959)
206 Karl Jaspers an Klaus Piper
Manuskript; DLA, A: Piper
Basel, 30.3.59
Lieber Herr Piper!
Herzlich danke ich Ihnen für Ihren Ostergruss und mit mir meine Frau, und Dank für
die christliche Schrift zur Atombombe (ungewöhnlich unter den Theologen). Und vor
allem erwidere ich herzlich Ihre guten Wünsche.
Ich bin im Gesamtzustand wieder gesund, arbeite wie sonst, aber bin noch etwas
heiser. Hoffentlich wird es bis zum Semester gut, damit ich lesen kann.1079
Der Rückgang des Absatzes der Atombombe war eigentlich zu erwarten. Das
»Nachwort« kann ich jetzt leider nicht schreiben. Die Semesterarbeit wird restlos mit
der Arbeit an den grossen Philosophen zusammenfallen. Vorher und nachher will ich
einen Beitrag zu einer Festschrift für Heinrich Barth (70. Geburtstag) - bitte ganz ver-
traulich, da er überrascht werden soll - schreiben, habe ihn halb fertig: »Der philo-
sophische Glaube angesichts der christlichen Offenbarung«. Natürlich habe ich alle
Autorenrechte mir vorbehalten. Wegen einer amerikanischen Ausgabe wird infolge
einer zufälligen Anfrage von dort schon verhandelt.1080
Sehr erfreulich ist Ihr Bericht über den Absatz meiner Bücher im 2. Halbjahr 1958.
Bei dem financiellen Erfolg für mich habe ich zugleich die Befriedigung, dass Ihr Ver-
lag mit meinen Büchern endlich einmal auch ein grösseres Geschäft gemacht hat. Das
ist, wie ich Ihnen oft ausgesprochen habe, zu nicht geringem Teil Ihrer wohlbedach-
ten »Strategie« und Propaganda zu verdanken.
Eine billige »Volksausgabe« meiner »Atombombe« wäre mir natürlich sehr lieb. Ich
habe den berechtigten Wunsch, von möglichst vielen Menschen gelesen zu werden.
Ob man auch an die Fischer-Bücherei denken könnte? Da würde der Umfang allerdings
wohl zwei Bände verlangen. Der Preis für zwei Bände wäre, wenn ich richtig erinnere,
5 Mark (pro Band 2.50). Das ist ein wirklich niederer Preis, der zieht. Ein Ladenpreis
unter der Hälfte der Originalausgabe, etwa zehn Mark, wäre für den Zweck wohl immer
noch viel zu hoch. Der Erfolg von »Ursprung und Ziel der Geschichte« in der Fischer-
Bücherei ist, denke ich, sehr lehrreich. Damit wurde das Buch wirklich erst in breiten
Kreisen bekannt. Ich habe es an verschiedenen Weisen des Widerhalls gemerkt, der vor-
her gefehlt hatte. Vielleicht sprechen wir darüber, wenn wir uns das nächste Mal sehen.
Ich beglückwünsche Sie, dass Sie Quaroni als Autor gewannen.1081 Durch Renato de
Rosa und Rossmann habe ich schon viel Gutes von ihm gehört.1082
Was Sie politisch schreiben, coincidiert mit meiner Unruhe. Unsere Socialdemo-
kraten sind schlimm. Mit dieser deutschen Realität, die sich nun völlig decouvriert,
muss man von nun an rechnen. Das darf man nicht vergessen. Die CDU fühlt sich viel
zu sicher. Im Augenblick ist die SPD allerdings noch keine direkte Gefahr.