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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Karl Jaspers - Piper Verlag (1960)

375

Ihr freundlicher Brief vom 21. August ist soeben gekommen. Ich glaube, daß Ihre
Entscheidung, die Sie getroffen haben, die sachlich bestea ist. Denn jetzt im Augen-
blick kommt es ja ganz auf die politische Aufklärung für die Öffentlichkeit an, diese
aber geschieht rascher in der ZEIT, da dort ja Ihre Aufsätze laufend, so wie sie von
Ihnen kommen, gedruckt werden können, während wir die Broschüre erst nach dem
Abschluß dieser Texte hätten drucken und verbreiten können.
Da Sie mir die Veröffentlichung einer etwas größeren, ausgeführten Broschüre
im November anboten, geschehen nun also - und dies ist die beste, weil wirksamste
Lösung - die beiden sich nicht ausschließenden, sondern ergänzenden Dinge: In der
ZEIT kommen jetzt Ihre Erläuterungen zur Klarstellung Ihrer These; die Leser, die die
ZEIT-Aufsätze gelesen haben, und ein großer Leserkreis darüber hinaus hat dann zur
vertiefenden Lektüre und Auseinandersetzung die Broschüre durch den Buchhandel
zur Verfügung.
Ich finde Ihren Gedanken, wie ich am Telefon spontan bemerkte, sehr interes-
sant, daß Sie in der Broschüre in einem Schlußteil charakteristische Zitate aus den
Ihnen zugegangenen Zuschriften bringen wollen."87 Hierdurch würden die Deut-
schen, summarisch gesprochen, sozusagen im Spiegelbild der herrschenden politi-
schen Anschauungen und Gefühls-Bestände mit sich selbst konfrontiert werden.
Eine Veröffentlichung Ihrer ZEIT-Aufsätze in der Schriftenreihe des Verlags der
ZEIT bitte ich Sie nicht zu genehmigen. Es wäre dann doch die Gefahr, daß zu viele
Menschen sich, wenn die Broschüre bei uns erscheint, sagen würden, daß sie davon
das Wesentliche vermutlich schon in der Schrift erfahren haben. Herr Dr. R. W. Leon-
hardt übrigens, der durch sein England-Buch auch als Autor mit uns verbunden ist,"88
wird dies ohne weiteres einsehen bzw. wird er seinen Kollegen vom politischen Res-
sort, wenn dessen Leiter mit Ihnen verhandelt hat, informieren können.
Wiederholen möchte ich gern, daß die Veröffentlichung der Broschüre meiner
uneingeschränkten und stärksten verlegerischen Bereitschaft entgegenkommt. Es war
ja auch eigentlich für Sie bei unserer Übereinstimmung in so vielen Fragen des politi-
schen Denkens und meiner alten und vollen »Jaspers-Bereitschaft« überhaupt gewiß
klar, daß ich jede Veröffentlichung von Ihnen zu dem Thema mit Freude verlegen
werde. Auch Herr Dr. Rössner, der sich Ihnen vielmals empfehlen läßt, hält die Ver-
öffentlichung der Broschüre für eine Verlagsaufgabe von größter Bedeutung.
Beim Herumhören hier spüre ich übrigens schon, daß ganz allgemein ein Gefühl
der Anerkennung und Dankbarkeit dafür sich verbreitet, daß Sie, Herr Professor, in der
Gesinnung des unbedingten und unbeeinflußten Eintretens für Wahrheit und Ver-
nunft den »Stein ins Rollen« gebracht haben, wodurch Sie in Ihrer Person mit der Ver-

a beste hs. Vdg. im Typoskript für richtige
 
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