Metadaten

Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

Zitierlink: 
https://digi.hadw-bw.de/view/kjg3_8_2/0488
Lizenz: In Copyright

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Karl Jaspers - Piper Verlag (1960)

387

Für die Auffassung meiner Aufsätze ist der Terminus Bismarckstaat ungeschickt.
Das kann ich nun nicht mehr ändern, äusser durch gelegentlich vorkommende Sätze,
die den Sinn dieses Terminus noch entschiedener bestimmen. Bismarckstaat ist in die-
sen Aufsätzen in der Hauptsache nur ein territorialer Begriff.1214
Völlig stimme ich Ihnen zu, was Sie über zentripetale und zentrifugale Wirkung
schreiben. Ich glaube, dass das in den Hinzufügungen noch klarer zum Ausdruck
gekommen ist.1215
Die Formulierung »erste und letzte Chance« entspricht nicht recht meinem Stil.
Die Sache liegt ja in meinen Ausführungen vor. Der Ausdruck könnte allenfalls vom
Verlag im Umschlagstext verwendet werden.1216
Sehr interessant waren mir die Angaben, die die junge Slavistin gemacht hat: die
Angst der russischen Bevölkerung vor den Deutschen. Das ist ja vollkommen ver-
ständlich und man müsste es bei uns berücksichtigen. Ich gehe nicht darauf ein, da
ich das Russenthema als solches ausschliessen musste.
Meinen Adenauer-Aufsatz werden Sie im Manuskript lesen. Er ist aus der Natur der
Sache anders ausgefallen, als ich ursprünglich plante. Die Zweifel an Adenauer kom-
men stark heraus. Von Wahlhülfe wird keine Rede sein können. Sollten Sie irgendwo
Bedenken haben bei diesem Aufsatz, so liessen sich bei den Fahnenkorrekturen von
mir noch Änderungen machen.
Dass die »Konföderation« ein raffiniertes Mittel des Ostens ist, uns zu übertölpeln,
ist schon mehrfach erörtert worden. Ich danke Ihnen für den Sternberger-Artikel, der
vielleicht einer der frühesten Äusserungen über das Thema ist. Den Deutschlandplan
der SPD, von dem Sie mir damals mit Entsetzen Mitteilung machten, beurteile ich
genau so ernst wie Sie. Wie kann man Leuten, die so etwas als Manifest in die Welt
gesetzt haben, überhaupt noch politisch vertrauen. Es wird alles davon abhängen, ob
Brandt in der Lage ist, die Partei aussenpolitisch umzuprägen.
Mit herzlichen Grüssen, auch für Ihre Frau,
Ihr
Karl Jaspers
Ich lege meinen Brief an Bleckwedel bei mit der Bitte um gelegentliche Rückgabe.1217
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften