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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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428

Karljaspers - Piper Verlag (1962)

Der Satz und der Umbruch meines neuen Buches1341 gehen mit so phantastischer
Schnelligkeit, dass das Erscheinen im Oktober wohl gesichert ist.
Mit herzlichen Grüssen, auch für Ihre verehrte Frau, von uns beiden
Ihr
Karl Jaspers
255 Klaus Piper an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, hs. PS, aufBriefpapier des R. Piper & Co Verlags München
14. September 1962
Lieber Herr Professor!
Verzeihen Sie bitte, daß ich Ihnen erst heute für Ihren Brief vom 21. August danke,
der mich besonders freute, als ich ihn bei der Rückkehr aus dem Urlaub vor vierzehn
Tagen vorfand. Ich war inzwischen für ein paar Tage in London, um dort wegen eini-
ger wichtiger Dinge mit den betreffenden Verlagen zu sprechen.
Sie haben mir wieder, sehr verehrter Herr Professor, mit so herzlichen und im
Grundgedanken eindringlichen, überzeugenden Worten geschrieben, daß ich mich
auch diesmal - hinsichtlich Ihrer Jugenderinnerungen - Ihrem Entschluß innerlich
anschließen muß. Es wäre mir sehr lieb gewesen, Ihnen die gedachte Freude zum
Geburtstag machen zu dürfen. Aber es bleibt nun ungemindert in mir der große und
klare Eindruck aus der Welt, in der Sie aufgewachsen sind und die Sie geprägt hat. Sie
haben es aus meinem Brief gespürt, wie mich Ihre Schilderungen - in der gesteiger-
ten Wirkung des ganz unbefangenen, ungestörten Lesens in Wolkenstein - berührt
haben. Beim Erleben jener gefestigten, in so deutlichen Umrissen sich darbietenden
Welt empfand ich so recht, daß die tiefgehenden Änderungen, wie sie wenige Jahr-
zehnte später voll sichtbar geworden sind, tatsächlich mit dem Wort »Abschied von
der bisherigen Geschichte« benannt werden können.1342 Meine Generation empfindet
die innere Verschiedenheit des Lebensgrundes in der Brüchigkeit so vieler als sicher
geltenden und daher auch Sicherheit verleihenden Normen und Realitäten, - sie ist
im latenten Gefühl des »schwankenden Bodens« aufgewachsen. Aber ich vergesse
nicht, daß die Unsicherheit der menschlichen Existenz, metaphysisch gesehen, kon-
stant ist und daß auch das stärkere Geöffnetsein der menschlichen Intentionen heute
in die Weite der vielen Kommunikationen und, in die Zeit, »nach vorne« gerichtet für
das Leben und den Geist enorme neue Möglichkeiten geschaffen hat, wofür der Preis
der subjektiv empfundenen - und objektiv festzustellenden - Labilität als »gerecht«
akzeptiert werden sollte.
Beim Lesen Ihrer Erinnerungen ist meine alte Frage, wo in der durch die alten Nor-
men noch geordneten Welt unserer Väter und Großväter eigentlich die unterirdi-
 
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