450
Karl Jaspers - Piper Verlag (1963)
lassen würden. Das sei doch verhängnisvoll, denn die Wahrheit sei in Deutschlanda
nicht anders als in Amerika.1419 Da ich mit Herrn Ernst in diesen Briefen viel anderes zu
besprechen hatte, liess ich seine Frage unbeantwortet.1420 Das Gerücht ist ja offenbar
falsch. Doch muss wohl durch eine indiskrete Stelle ein Missverständnis kolportiert
worden sein. Es ist gewiss das Beste, dass ich Herrn Ernst gegenüber weiter schweige.
Sollte er mir einmal mündlich die Frage wiederholen, so würde ich antworten: das
Gerücht ist falsch, es handelt sich um ein oder zwei Sätze, die an einer Stelle ohne Stö-
rung der Wahrheit fortfallen. Ist das so richtig? Da ich von 1945 her mit Herrn Ernst
befreundet bin, muss ich für alle Fälle bezüglich meiner Antwort vorbereitet sein. Dass
ich dann sagen würde: ich wisse nichts, stimmt nicht und würde er mir nicht glauben,
da er meine Freundschaft mit Hannah Arendt kennt. Nun, das Ganze ist eine Baga-
telle, aus der nur durch weiteres Geschwätz etwas nicht gerades Angenehmes entste-
hen könnte.
Mit herzlichen Grüssen und guten Wünschen, auch für Ihre Frau,
Ihr
Karl Jaspers
267 Klaus Piper an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, aufBriefpapier des R. Piper & Co Verlags München
Beigefügt ist ein Briefdes Schrifts tellers Robert Neumann (Locarno) an Piper vom 5. Juli 1963 (Typoskript;
Kopie, ebd.).
9. Juli 1963
Lieber Herr Professor!
Ich danke Ihnen vielmals für Ihren Brief vom 25. Juni. Wir hatten in New York mehr-
fach willkommene Gelegenheit, Bekannten und Freunden von unseren Reise-Erleb-
nissen der letzten Monate - und dabei besonders von unserer Teilnahme an Ihrem
80. Geburtstag - zu erzählen. Ich absolvierte in New York (mit drei Tagen in Boston)
ein sehr großes, ja wohl fast als enorm zu bezeichnendes Besuchsprogramm und
erfüllte damit das, was ich mir vorgenommen hatte: auf dieser ersten Reise alle wichti-
gen amerikanischen Verlage und literarischen Agenturen (die in den USA eine bedeu-
tende Rolle spielen) aufzusuchen. Dank der überwältigenden Gastfreundlichkeit der
Amerikaner kam es dazu noch zu vielen Einladungen, die das Bild auch im Mensch-
lichen noch vielseitig erweiterten und vertieften. Gleich zu Beginn hatte ich, für den
nach der Ankunft erkrankten Dr. Witsch aus Köln,1421 mit einer vorbereiteten engli-
schen Ansprache eine offizielle deutsche Buchausstellung in der Columbia Universi-
a nach Deutschland im Typoskript hs. gestr. doch
Karl Jaspers - Piper Verlag (1963)
lassen würden. Das sei doch verhängnisvoll, denn die Wahrheit sei in Deutschlanda
nicht anders als in Amerika.1419 Da ich mit Herrn Ernst in diesen Briefen viel anderes zu
besprechen hatte, liess ich seine Frage unbeantwortet.1420 Das Gerücht ist ja offenbar
falsch. Doch muss wohl durch eine indiskrete Stelle ein Missverständnis kolportiert
worden sein. Es ist gewiss das Beste, dass ich Herrn Ernst gegenüber weiter schweige.
Sollte er mir einmal mündlich die Frage wiederholen, so würde ich antworten: das
Gerücht ist falsch, es handelt sich um ein oder zwei Sätze, die an einer Stelle ohne Stö-
rung der Wahrheit fortfallen. Ist das so richtig? Da ich von 1945 her mit Herrn Ernst
befreundet bin, muss ich für alle Fälle bezüglich meiner Antwort vorbereitet sein. Dass
ich dann sagen würde: ich wisse nichts, stimmt nicht und würde er mir nicht glauben,
da er meine Freundschaft mit Hannah Arendt kennt. Nun, das Ganze ist eine Baga-
telle, aus der nur durch weiteres Geschwätz etwas nicht gerades Angenehmes entste-
hen könnte.
Mit herzlichen Grüssen und guten Wünschen, auch für Ihre Frau,
Ihr
Karl Jaspers
267 Klaus Piper an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, aufBriefpapier des R. Piper & Co Verlags München
Beigefügt ist ein Briefdes Schrifts tellers Robert Neumann (Locarno) an Piper vom 5. Juli 1963 (Typoskript;
Kopie, ebd.).
9. Juli 1963
Lieber Herr Professor!
Ich danke Ihnen vielmals für Ihren Brief vom 25. Juni. Wir hatten in New York mehr-
fach willkommene Gelegenheit, Bekannten und Freunden von unseren Reise-Erleb-
nissen der letzten Monate - und dabei besonders von unserer Teilnahme an Ihrem
80. Geburtstag - zu erzählen. Ich absolvierte in New York (mit drei Tagen in Boston)
ein sehr großes, ja wohl fast als enorm zu bezeichnendes Besuchsprogramm und
erfüllte damit das, was ich mir vorgenommen hatte: auf dieser ersten Reise alle wichti-
gen amerikanischen Verlage und literarischen Agenturen (die in den USA eine bedeu-
tende Rolle spielen) aufzusuchen. Dank der überwältigenden Gastfreundlichkeit der
Amerikaner kam es dazu noch zu vielen Einladungen, die das Bild auch im Mensch-
lichen noch vielseitig erweiterten und vertieften. Gleich zu Beginn hatte ich, für den
nach der Ankunft erkrankten Dr. Witsch aus Köln,1421 mit einer vorbereiteten engli-
schen Ansprache eine offizielle deutsche Buchausstellung in der Columbia Universi-
a nach Deutschland im Typoskript hs. gestr. doch