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Karl Jaspers - Piper Verlag (1963)
Die »Verfolgung« Hochhuths (bis zur officiellen Verwerfung seitens der Bonner Regie-
rung)1444 seitens der Katholiken1445 scheint mir eine Analogie zu sein zur »Verfolgung«
Hannah Arendts in Israel und Amerika seitens der Juden.1446 Der Vergleich passt nicht
überall, wohl aber in der planmässigen, von mehreren Punkten her organisierten dif-
famierenden Propaganda. Hannah's steht geistig unvergleichlich höher, ist tiefer im
Hintergrund, und nur ein fast beiläufiger Teil eines grossen bleibenden Gesamtwerks,
das sie in ihrem Leben geschaffen hat.
Vor einiger Zeit schrieb mir Hannah besorgt wegen der Qualität der deutschen
Übersetzung.1447 Eine gute und richtige Übersetzung ist ja selbstverständlich. Und ein
schnelles Erscheinen wäre m.E. gut. Haben Sie einen Einblick in die Übersetzung?1448
Ich plane, - aber weiss noch nicht, ob ich der Aufgabe gewachsen bin -, eine kleine
Broschüre über das Eichmann-Buch und seine Kritiker zu schreiben.1449
270 Klaus Piper an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, aufBriefpapier des R. Piper & Co Verlags München
Beigefügt im Durchschlag (DLA, A: Piper) ist der Verlagsvertrag zu »Nikolaus Cusanus«.
25. November 1963
Lieber Herr Professor!
Ich freute mich sehr, Sie letzten Freitag am Telefon zu sprechen. Nun dürfen wir in das
Programm des nächsten Frühjahrs, das durch das 60jährige Verlagsjubiläum im Mai
den besonderen Akzent hat, ein neues Buch von Ihnen aufnehmen: Nikolaus Cusa-
nus. Sie haben lange an dem Manuskript gearbeitet. Ich bin sicher, daß das Buch
gerade gegenwärtig auf ein breites Interesse geistiger Menschen stoßen wird, geför-
dert einerseits durch die anhaltend starke Wirkung Ihres großen Buchs über den phi-
losophischen Glauben und die Offenbarung, andrerseits auch durch die Beteiligung
weiter Kreise an den Tendenzen und Problemen, die zur Zeit im Konzil manifest wer-
den.1450
Wir dürfen das Manuskript von nunmehr 270 Maschinenseiten bis in drei Wochen,
also Mitte Dezember, erwarten. Da wir die Schreibweise Ihrer Manuskripte kennen,
können wir inzwischen schon die drucktechnische Einrichtung überlegen. CUSANUS
soll im normalen Hauptformat Ihrer Bücher herauskommen, wie SCHELLING. Was
die Drucktype anbelangt, so würden wir aber die beim großen PHILOSOPHISCHEN
GLAUBEN verwendete Schrift (Garamond) vorziehen.
Der Titel soll nur lauten:
NIKOLAUS CUSANUS
Karl Jaspers - Piper Verlag (1963)
Die »Verfolgung« Hochhuths (bis zur officiellen Verwerfung seitens der Bonner Regie-
rung)1444 seitens der Katholiken1445 scheint mir eine Analogie zu sein zur »Verfolgung«
Hannah Arendts in Israel und Amerika seitens der Juden.1446 Der Vergleich passt nicht
überall, wohl aber in der planmässigen, von mehreren Punkten her organisierten dif-
famierenden Propaganda. Hannah's steht geistig unvergleichlich höher, ist tiefer im
Hintergrund, und nur ein fast beiläufiger Teil eines grossen bleibenden Gesamtwerks,
das sie in ihrem Leben geschaffen hat.
Vor einiger Zeit schrieb mir Hannah besorgt wegen der Qualität der deutschen
Übersetzung.1447 Eine gute und richtige Übersetzung ist ja selbstverständlich. Und ein
schnelles Erscheinen wäre m.E. gut. Haben Sie einen Einblick in die Übersetzung?1448
Ich plane, - aber weiss noch nicht, ob ich der Aufgabe gewachsen bin -, eine kleine
Broschüre über das Eichmann-Buch und seine Kritiker zu schreiben.1449
270 Klaus Piper an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, aufBriefpapier des R. Piper & Co Verlags München
Beigefügt im Durchschlag (DLA, A: Piper) ist der Verlagsvertrag zu »Nikolaus Cusanus«.
25. November 1963
Lieber Herr Professor!
Ich freute mich sehr, Sie letzten Freitag am Telefon zu sprechen. Nun dürfen wir in das
Programm des nächsten Frühjahrs, das durch das 60jährige Verlagsjubiläum im Mai
den besonderen Akzent hat, ein neues Buch von Ihnen aufnehmen: Nikolaus Cusa-
nus. Sie haben lange an dem Manuskript gearbeitet. Ich bin sicher, daß das Buch
gerade gegenwärtig auf ein breites Interesse geistiger Menschen stoßen wird, geför-
dert einerseits durch die anhaltend starke Wirkung Ihres großen Buchs über den phi-
losophischen Glauben und die Offenbarung, andrerseits auch durch die Beteiligung
weiter Kreise an den Tendenzen und Problemen, die zur Zeit im Konzil manifest wer-
den.1450
Wir dürfen das Manuskript von nunmehr 270 Maschinenseiten bis in drei Wochen,
also Mitte Dezember, erwarten. Da wir die Schreibweise Ihrer Manuskripte kennen,
können wir inzwischen schon die drucktechnische Einrichtung überlegen. CUSANUS
soll im normalen Hauptformat Ihrer Bücher herauskommen, wie SCHELLING. Was
die Drucktype anbelangt, so würden wir aber die beim großen PHILOSOPHISCHEN
GLAUBEN verwendete Schrift (Garamond) vorziehen.
Der Titel soll nur lauten:
NIKOLAUS CUSANUS