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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.71782#0601
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Karl Jaspers - Piper Verlag (1965)

296 Klaus Piper an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, aufBriefpapier des R. Piper & Co Verlags München
München, den 1. Dezember 1965
Lieber Herr Professor,
haben Sie vielen Dank für Ihren Brief vom 26. November. Ich freue mich vor allem zu
hören, daß das Cortison Ihre Schmerzen fast zum Verschwinden gebracht hat, so daß
Ihr Befinden wieder viel besser ist und Sie, wie Sie schrieben, in alter Frische arbeiten
können.
Besten Dank für Ihre Mitteilung, daß wir mit dem Manuskript ÜBER DIE WEGE
DER BUNDESREPUBLIK zwar nicht jetzt, aber sicher bis Ende Dezember rechnen kön-
nen. Ich verstehe, daß Sie die so exponierten Themen des großen, neuen Aufsatzes
noch einmal gründlich durcharbeiten wollen.
Am 14. und 15. Dezember haben wir hier die große Vertreterkonferenz, bei der
das nächste Halbjahresprogramm (1966/I) unter Beteiligung des ganzen Verlagssta-
bes durchdiskutiert wird, zur Einübung unserer Vertreter, die sofort nach Neujahr
auf Reisen gehen. Es wäre wichtig, vor den Herren möglichst konkret über Ihr neues
Buch, für das sie sich ja mit allem Nachdruck einsetzen sollen, zu referieren. Aus die-
sem Grunde möchte ich mir die Anfrage erlauben, ob Sie bereit wären, mir privatim in
den nächsten Tagen die Abschrift des neuen Aufsatzes, wie sie jetzt vorliegt, zur Lek-
türe zu übersenden.
Eine weitere Hilfe wäre, wenn Sie uns freundlicherweise einen kleinen Katalog der
Grundgedanken und entscheidenden Thesen aus den »Aspekten der Bundesrepu-
blik« schicken könnten, die wir zur Charakterisierung des Buches in die jetzt in Satz
gehende Buchhändler- und Presse-Information aufnehmen könnten.
Die wichtigste und eiligste Frage ist der Titel. An und für sich wäre der Titel DER
WEG DER BUNDESREPUBLIK HEUTE möglich. Er würde der Sache entsprechen, aller-
dings ist er doch sehr statisch, sehr neutral. Für die Vertreibung des Buches wäre es ein
großer Gewinn, wenn wir einen dynamischeren, interessanteren, bildhafteren fän-
den - etwa in der Richtung von HOFFNUNG UND SORGE, welcher Titel sich übrigens
augenscheinlich sehr bewährt: es kommen täglich sehr erfreuliche Nachbestellun-
gen, so u.a. gestern von einer einzelnen Buchhandlung auf 22/20 Ex. (die Buchhänd-
ler erhalten für 10 auf einmal bestellte Exemplare die sogenannte »Partie«, d.h. ein
Freistück).
Daß wir für das neue Buch einen erregenden Titel haben sollten, wurde als Wunsch
eben wieder aktiv in mir, als ich die sehr bittere Besprechung von Heinrich Böll über
die Adenauer-Memoiren in der letzten Nummer des SPIEGEL las.1599 Ihr Buch - und
wohl entscheidend der neue große Aufsatz - stößt doch zentral auch in die Deutsch-
land-Problematik, die Heinrich Bölls verzweifelt wirkendem Gedanke zu Grunde liegt.
 
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