Karl Jaspers - Piper Verlag (1966)

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Das gesamte Manuskript will ich noch oben mit Farbstift mit Seitenzahlen versehen.
Es sind viele Seiten darunter, auf denen nur wenige Zeilen stehen.
Der Titel, an dem ich immer noch versuche, soll jetzt lauten:
Wohin treibt die Bundesrepublik?
Tatsachen, Chancen, Gefahren.1614
300 Klaus Piper an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, aufBriefpapier des R. Piper & Co Verlags München
München, 14./18. Januar 1966
Lieber Herr Professor,
Herr Dr. Rössner hat Ihnen schon für Ihren Brief vom 28. Dezember gedankt und
inzwischen auch den guten Empfang des Manuskripts für das Buch über die Bundes-
republik bestätigt.1615
Über die Titelfrage haben wir, gemeinsam mit dem Lektorat und den Herren von
der Werbung, eingehend diskutiert. Obwohl die Mitarbeiter eigentlich der Kurz-
form »Bundesrepublik wohin?« zuneigten und auch mir dieser Titel zunächst stärker
schien, empfinde ich jetzt, beim nochmaligen Überlegen während des Diktats dieses
Briefes, doch ganz stark, daß bei dem ausführlicheren Titel »Wohin treibt die Bundes-
republik?« die Verankerung mit dem faktischen, gegenwärtigen politischen Gesche-
hen stärker und deutlicher wäre. Bei »Wohin treibt die Bundesrepublik?« befindet
man sich, wie eben Herr Dr. Rössner zutreffend bemerkte, sozusagen mitten im Strom,
man assoziiert sofort die gegenwärtigen Momente der Unsicherheit und Sorge, die
aktuellen Probleme. Bei der an sich prägnanten Kurzform »Bundesrepublik wohin?«
ist die Vorstellung demgegenüber offener, allgemeiner, auch mehr in eine unbe-
stimmte Zukunft gerichtet. Ihre Schrift zwingt aber zur Auseinandersetzung mit dem,
was jetzt geschieht - bzw. geschehen müßte, um die drohende Gefahr abzuwenden.
Wenn Sie also zustimmen, daß wir endgültig den Titel WOHIN TREIBT DIE BUN-
DESREPUBLIK? festlegen, dann möchten wir dabei verbleiben. In jedem Fall gibt es für
diesen Titel dem Wortlaut nach keine Konkurrenz, soweit wir es feststellen, keinesfalls
eine identische, aber auch keine nahekommende.
Ich habe von dem großen, neuen, dem dritten Stück »Aspekte der Bundesrepublik«
die erste Hälfte ganz und die zweite Hälfte zum Teil gelesen. Den Rest lese ich heute
Abend mit dem zweiten Stück, der Analyse der Bundestagsdebatten über die Verjäh-
rung. Herrn Dr. Rössner übergab ich soeben das erste Konvolut und morgen erhält er
die anderen.
Gleich möchte ich Ihnen sagen, lieber Herr Professor, daß ich von allem Gele-
senen außerordentlich stark beeindruckt bin. Dies ist eine Schrift von allergrößter