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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Karl Jaspers - Piper Verlag (1966)

519

der Tendenz meines Denkens ist das »ja« selbstverständlich. Aber was alles dabei in
der concreten Situation zu bedenken ist, übersehe ich nicht. Ich würde mich freuen,
wenn Sie es wagen könnten.
Was Sie von dem Gesamtbild der Bundesrepublik sagen, ist gewiss treffend. Natür-
lich ist das Volk, sind wir alle »mitschuldig«: Sie sagen mit Recht, dass man nicht alles
Erhard, Wehner usw. aufbürden kann. Aber diese sind an den führenden Stellungen.
In ihnen trifft man zugleich das Volk. Ich meine, dass ich von der notwendigen Initia-
tive aus dem Volk selber eindringlich genug gesprochen habe.
Konkrete Vorschläge sind gut, ohne sie schwebt alles in der Luft. Aber auch für
diese Vorschläge ist massgebend die politische Denkungsart, die zu entfalten der Sinn
meiner Schrift ist. Ich habe mich bemüht, das nicht abstrakt, sondern im Medium der
Tatsachen zu tun. Der Leser soll in den Tatsachen den möglichen Sinn wahrnehmen.
Sie sprechen von der Jugend, ja, da liegt unsere ganze Hoffnung. Gern lese ich, dass
Sie diese Hoffnung teilen, begründet auf Ihren Erfahrungen. Ich hatte geplant, mein
Buch der »Deutschen Jugend< zu widmen und mit einem Appell an sie zu eröffnen.
Das liess ich fallen, weil es mir zudringlich und pathetisch erschien, und vor allem,
weil ich den Appell an die Jugend und die Glorificierung der Jugend nun seit Anfang
des Jahrhunderts kenne und eigentlich immer missbilligt habe. Es ist ein Ausweichen
der Älteren. Die Jugend soll von uns lernen. Aber wir dürfen uns nicht auf sie stützen.
Unser Jungsein ist noch kein Adelstitel. Dann liess ich die Widmung.
Nun zu den augenblicklichen praktischen Fragen. Wie immer bin ich Ihnen dank-
bar, dass Sie alles tun, um die Verbreitung meiner Schrift zu fördern.
Wegen der Vorabdrucke bin ich mit Ihren Plänen völlig einverstanden. Was die
»Aspekte« anbetrifft, habe ich an Augstein schon geschrieben, dass dieser Teil für den
Spiegel nicht in Betracht kommt.1656 Für den zweiten Teil (die Parlamentsdebatten)
hatte ich vor Monaten zugestimmt, eine Bearbeitung durch d. im Spiegel zu publicie-
ren.1657 Der Brief von Busse an Sie zeigt, dass das nicht gelingen wird. Das habe ich, wie
ich schon damals an Augstein antwortete, auch nicht erwartet.1658
Die ursprüngliche Verabredung war ganz anders: Ich wollte zwei einigermassen
kurze Aufsätze schreiben (»Parlamentsdebatten« und »Aspekte«). Die sollten dann im
Spiegel erscheinen und nachher die drei Stücke als dünne Broschüre bei Ihnen heraus-
kommen. Das ist nun längst hinfällig.
Daher sind Ihre Pläne, wie ich am Telefon mit Dr. Rössner besprach, in Ordnung.
Ihrem Vorschlag stimme ich zu:
Will der Spiegel im »Koncentrat« die Analyse der Parlamentsdebatten bringen, so
stimmen wir zu.
Aus den Aspekten wären höchstens herausgenommene Einzelstücke, kein Koncen-
trat, zu veröffentlichen.
Mit dem Angebot von Teilabdrucken an die »Zeit« bin ich gern einverstanden.
 
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