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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Karl Jaspers - Piper Verlag (1966)

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Natürlich bin ich, wie Sie, gespannt, wie man auf mein neues Buch reagieren wird.
Der Ladenpreis von DM 9.80 wird sich hoffentlich vorteilhaft auswirken. Aber natür-
lich ist die Hauptsache, ob der Inhalt dieses Buches breitere Kreise überhaupt anzieht.
Es ist wohl völlig unberechenbar. Ich habe doch einige Hoffnung.
Über den »Spiegel« habe ich Herrn Dr. Hinderer am Telephon schon berichtet. Er
will einen bestimmten Abschnitt abdrucken, aber verzichtet auf ein Komprimieren
des zweiten Stückes. Ich habe zugestimmt und nehme an, dass Sie dasselbe tun, nach-
dem Sie sich noch einmal über diesen Teil informiert haben. Falls, was ich vermute,
dort die längere Darlegung über den »Spiegel« selber steht, so muss ich ihn korrigie-
ren. Herr Augstein hat mir darüber schon geschrieben.1681
Mein Buch über Hannah Arendt fesselt mich jetzt ausserordentlich. Allerdings
kann es scheinen, als ob Hannah Arendt selber sozusagen missbraucht würde, um
an ihr und mit ihr zu zeigen, was der Wille zur Unabhängigkeit des Denkens ist. U.a.
will ich meinerseits einige Kritiken im Detail erörtern, wie z.B. die von mir zwar abge-
lehnte, aber unter den vorhandenen fast die bedeutendste Kritik von Holthusen und
dann die von Golo Mann und wahrscheinlich noch einige andere. Auch Propst Grü-
ber wird kurz erörtert.1682 Ein anderer Teil, der nur generell kritische Formulierungen
widerlegt, ist nicht annähernd so unmittelbar eindrucksvoll wie eine direkte Erörte-
rung von Sätzen bestimmter Kritiker und ihrer Denkungsart. Sie schreiben von Han-
nahs schönem Schlussatz in ihrer Antikritik. Gewiss haben Sie recht, man kann sich
nicht vorstellen, wie ein Dichter dieses Grauen in eine Fassung bringen soll. Aber man
kann antworten, das entscheidet doch der Dichter, wenn er käme. Würde man es vor-
aussehen können, dann wäre man selbst der Dichter. Aber vielleicht haben Sie recht.
Mit herzlichen Grüssen
Ihr
Karl Jaspers
Lieber Herr Piper! 24.2.1966
Dieser, z.T. überholte Brief blieb liegen. Ich füge gleich hinzu, was ich auf Ihren Brief
vom 8. Februar über ein Fernsehporträt von Günter Gaus denke.1683 Ist es möglich,
dass ich meine Entscheidung noch etwas hinausschiebe? Sie wissen ja, dass ich nicht
mehr in demselben Sinne gesund bin wie vor zwei Jahren. Ich kann mich gar nicht
auf mich verlassen. Mancher Tag ist derart, dass ich arbeitsunfähig bin, an andern
geht es wieder gut. Mein letztes Buch, das nun im Druck ist, habe ich mir gleichsam
abgetrotzt. Jetzt geht es mit dem Hannah-Buch ähnlich. Diese Arbeit, wenn sie irgend
möglich ist, scheint mir auch ein Gesundheitsfaktor zu sein. Ohne sie sinkt man allzu
leicht in die Trägheit und Bequemlichkeit, zu der das Unbehagen und die Schmer-
zen drängen. Aus diesem Grunde ist es mir zurzeit schwer, einen Termin anzusetzen.
 
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