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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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574

Karl Jaspers - Piper Verlag (1967)

Seite 115:
Ich glaube bei ruhigem Weiterlesen, daß der Satz (Zeile 11 v.o.)
»Die Verleugnung der Bedeutung der Persönlichkeit ... hilft nichts gegen die
Wirklichkeit, daß das Volk ..., wenn diese sich ihm nicht zeigen, aus zufälligen,
dunklen Sympathien irgendwelchen Ersatz an die Stellen rücken läßt, wie etwa
Erhard, Adenauer, Strauß, Brandt usw.«a
Ich würde Sie sehr bitten, diesen Satz zu ändern, denn er würde für die Kritik doch
eine große Blöße geben, im Sinn der angestrebten wirklichen Wahrheitsfindung. Die
hier genannten führenden Politiker sind doch faktisch nicht »aus zufälligen, dun-
klen Sympathien« als »irgendwelcher Ersatz« an entscheidende Stellen gerückt, son-
dern deshalb, weil sie Männer waren, die die Politik als Beruf ergriffen haben, die
bereit waren und sind, ihr Leben auf die Politik zu stellen und die durch die Organisa-
tionen, die der bestehenden Verfassung entsprechen, ihren Weg genommen haben.
Auch Sie, lieber Herr Professor, müssten doch eingestehen, daß vielleicht andere Män-
ner irgendwo verborgen da, aber nicht sichtbar und bereit waren, führende politische
Positionen einzunehmen.
Ich wäre froh, wenn Sie an dieser wichtigen Stelle Ihre zugrundeliegende Auffas-
sung durch eine Änderung im Text deutlich machen würden.^891
Seite 118:
Hier ist in Zeile 12 von oben (der ersten Zeile des NPD-Kapitels) gewiß zu ändern:
»Ich werde gefragt, ob ich die Ansätze nationalpolitischen Denkens ...« in
»Ansätze nationalistischen Denkens ...«l892
»Nationalpolitisch« wäre ja ein wertneutraler Begriff, denn jeder existierende Staat
hat, so oder so, mit Nationalpolitik zu tun.
Seite 120, Mitte:
Beim Wiederlesen des Satzes:
»Weil unsere Parteien und die Politiker und die Regierenden bar jeden politi-
schen Glaubens sind,«
ist dieser, wenn ich mich auf meine eigene Erfahrung der gegenwärtigen Politik prüfe,
in dieser ausschließlichen Behauptung (die Politiker seien mit 0% politischen Glau-
bens versehen) kaum haltbar. Denn wenn Ihr Satz Recht hätte, dann wären die Politi-
ker entweder bloße Karrieristen, Geschäftemacher, oder sie wären abgefeimte Zyniker.
Schließlich ist das faktische politische Geschäft ja ohne einen persönlichen Einsatz,
bei dem es ohne einen Anteil von »Glauben« einfach nicht geht, doch nicht zu lei-
sten. Das Vorhandensein politischer Überzeugung, politischen Zielbewußtseins als

a Dieser Satz wird nach dem Zitat versehentlich nicht fortgeführt.
b Hs. Notiz von Jaspers am Rand ja
 
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