Karl Jaspers - Piper Verlag (1967)
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wird am kommenden Samstag, dem 4.3. in dem Programm des Ersten Deutschen
Fernsehens um 15 Uhr gesendet unter dem Titel »Samstagnachmittag zu Hause«.
Herr Müller erlaubte mir, sowohl die »Bundesrepublik« wie auch die »Antwort«
im Bild zu zeigen. Die Bücher kommen sehr wirkungsvoll heraus und es werden ca.
5-8 Millionen Zuschauer sein, wie Herr Müller sagte, die die Sendung sehen.
Herr Müller schloß das Gespräch mit einem Wort, das ich eigentlich nur mit
Zögern wiedergebe, - dem Sinn nach lautete es: Ein Verlag - ein Verleger, der in den
Jahren nach 1933 so gewirkt hat, wie es der Almanach »Stationen« ausweist,19°4 ist
moralisch dazu legitimiert, heute wichtige, wenn auch unbequeme politische Bücher
herauszubringen. Ich freute mich, daß Herr Müller mit diesem Schlußsatz ins Zen-
trum meiner eigenen Gedanken traf.
Um Sie nicht zu belästigen, informierte ich Herrn Dr. Saner vorgestern am Telefon
von ein paar kleinen Modifikationen, die ich mir, sozusagen in allerletzter Minute,
erlaubte, im Text der ANTWORT vorzunehmen. Nirgends ist die Substanz des von
Ihnen Gemeinten verändert. Da Sie auf meine vorherigen Anregungen so liebens-
würdig eingegangen sind, durfte und darf ich annehmen, daß die letzten Modifika-
tionen in Ihrem Sinn sind. Die einzige, etwas wichtigere ist: am Schluß Ihrer Zurück-
weisung eines beanspruchten »Irrtums« bei Kiesinger hieß es (S. 221 oben): »Ohne
tiefe Inhumanität ging es nicht.« Da Kiesinger 1933 offensichtlich aus (damals ja häu-
figem) Opportunismus der Partei beigetreten ist - ein politischer Opportunismus, der
der »menschlichen« Natur naheliegt, änderte ich dies in: »Ohne eine gestörte Huma-
nität ging es nicht«.1905 Ich denke, dies trifft genau den von Ihnen vorher genannten
moralischen Kollaps.
Die Druckerei ist sehr kooperativ. Sie tut alles, um den von uns verlangten Erschei-
nungstermin, 17. März, - also rechtzeitig vor Ostern - zu realisieren.
Wiederum werde ich Ihr Buch an einen großen Kreis von Politikern, Schriftstel-
lern, Publizisten versenden. (Allerdings nicht an Kiesinger persönlich. Es wäre doch
wohl unhöflich.)
Mit herzlichen Wünschen, auch an Ihre liebe verehrte Gattin,
Ihr
Klaus Piper
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wird am kommenden Samstag, dem 4.3. in dem Programm des Ersten Deutschen
Fernsehens um 15 Uhr gesendet unter dem Titel »Samstagnachmittag zu Hause«.
Herr Müller erlaubte mir, sowohl die »Bundesrepublik« wie auch die »Antwort«
im Bild zu zeigen. Die Bücher kommen sehr wirkungsvoll heraus und es werden ca.
5-8 Millionen Zuschauer sein, wie Herr Müller sagte, die die Sendung sehen.
Herr Müller schloß das Gespräch mit einem Wort, das ich eigentlich nur mit
Zögern wiedergebe, - dem Sinn nach lautete es: Ein Verlag - ein Verleger, der in den
Jahren nach 1933 so gewirkt hat, wie es der Almanach »Stationen« ausweist,19°4 ist
moralisch dazu legitimiert, heute wichtige, wenn auch unbequeme politische Bücher
herauszubringen. Ich freute mich, daß Herr Müller mit diesem Schlußsatz ins Zen-
trum meiner eigenen Gedanken traf.
Um Sie nicht zu belästigen, informierte ich Herrn Dr. Saner vorgestern am Telefon
von ein paar kleinen Modifikationen, die ich mir, sozusagen in allerletzter Minute,
erlaubte, im Text der ANTWORT vorzunehmen. Nirgends ist die Substanz des von
Ihnen Gemeinten verändert. Da Sie auf meine vorherigen Anregungen so liebens-
würdig eingegangen sind, durfte und darf ich annehmen, daß die letzten Modifika-
tionen in Ihrem Sinn sind. Die einzige, etwas wichtigere ist: am Schluß Ihrer Zurück-
weisung eines beanspruchten »Irrtums« bei Kiesinger hieß es (S. 221 oben): »Ohne
tiefe Inhumanität ging es nicht.« Da Kiesinger 1933 offensichtlich aus (damals ja häu-
figem) Opportunismus der Partei beigetreten ist - ein politischer Opportunismus, der
der »menschlichen« Natur naheliegt, änderte ich dies in: »Ohne eine gestörte Huma-
nität ging es nicht«.1905 Ich denke, dies trifft genau den von Ihnen vorher genannten
moralischen Kollaps.
Die Druckerei ist sehr kooperativ. Sie tut alles, um den von uns verlangten Erschei-
nungstermin, 17. März, - also rechtzeitig vor Ostern - zu realisieren.
Wiederum werde ich Ihr Buch an einen großen Kreis von Politikern, Schriftstel-
lern, Publizisten versenden. (Allerdings nicht an Kiesinger persönlich. Es wäre doch
wohl unhöflich.)
Mit herzlichen Wünschen, auch an Ihre liebe verehrte Gattin,
Ihr
Klaus Piper